Welt

Unterwasser-Sarkophag für giftiges Nazi-U-Boot

13.09.2021, 19:14
Teilen

1945 versenkte ein britischer Torpedo das deutsche U-Boot U-864 – es hatte tonnenweise hochgiftiges Quecksilber an Bord. Nun soll die Gefahr gebannt werden.

Rund ein halbes Jahr vor Ende des Zweiten Weltkriegs (1939–1945) kam es vor der Westküste Norwegens zu einem bis heute einmaligen Ereignis. Ein Torpedo des britischen U-Boots HMS Venturer traf das deutsche Unterseeboot U-864 und sprengte es in zwei Teile. Die 70-köpfige Mannschaft und drei Gäste kamen dabei ums Leben. Es ist bis heute der einzige dokumentierte Fall, bei dem ein getauchtes U-Boot ein ebenfalls getauchtes U-Boot versenkte. 67 Tonnen giftiges Schwermetall Erst Jahre später – 2003 – wurde das Wrack nach Hinweisen von Fischern in rund 150 Metern Tiefe entdeckt. Weitere zwei Jahre später war klar: Die Ladung von U-864 ist hochgefährlich.

Im Bild: die Position des Wracks von U-864 (Quelle: Wikimedia Commons/NormanEinstein/CC BY-SA 3.0)

Neben jeder Menge Technik hatte das Tauchboot auch rund 67 Tonnen Quecksilber an Bord; aufgeteilt auf 1.857 Stahlflaschen. Wie das Tauchboot selber hatten diese im Laufe der Zeit zu rosten angefangen. Seit Jahrzehnten schon gelangte deshalb Quecksilber ins offene Meer.

Fischen verboten, Sarkophag geplant Nachdem mehrfach Fische mit erhöhter Quecksilberkonzentration gefangen worden waren, hat man das Fischen in Wracknähe verboten. Damit soll verhindert werden, dass das Gift über die Nahrungskette in den menschlichen Blutkreislauf gelangt und schwere Schäden verursacht. Nun soll auch die Gefahrenquelle selbst in Angriff genommen werden. Die norwegische Regierung hat dafür gestimmt, dass das Wrack nicht geborgen, sondern abgedeckt wird. Konkret sollen 47.000 Quadratmeter Meeresgrund mit einer dicken Schicht aus Sand und Beton bedeckt werden. 2020 sollen die rund 11 bis 32 Millionen Euro teuren Arbeiten abgeschlossen sein. Als Vorbild dient der Sarkophag von Tschernobyl. Die Abdeckung des 1986 explodierten Reaktorblocks 4 ist ähnlich aufgebaut. Anwohner fordern eine andere Lösung Ob die Pläne tatsächlich umgesetzt werden, ist offen. Denn die finale Entscheidung des norwegischen Parlaments steht noch aus. Die Bewohner des nahe gelegenen Ortes Fedje und Umweltschützer hoffen, dass der Plan abgelehnt wird. Sie halten das Abdecken des Giftmaterials aus der Nazi-Zeit für nicht ausreichend, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Sie fordern, dass U-864 gehoben und das Quecksilber entfernt wird, was Experten aber für zu riskant halten. (fee/20 Minuten)