Österreich

Vater schickte eigenen Sohn (15) auf den Strich

13.09.2021, 20:40
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Ein 55-Jähriger brachte minderjährige Burschen aus der Slowakei nach Wien und bot sie Freiern im Schweizergarten für sexuelle Dienste an. Auch sein eigener Sohn ist unter den Opfern.

Wie "Heute" berichtete, gelang dem Landeskriminalamt (EB2/Raub 1 – Gruppe Götzmann) ein Schlag gegen eine Bande aus dem homosexuellen Stricher-Milieu. 16 Verdächtige sollen ältere Männer (ihre Kunden) beraubt und erpresst haben. Die teils minderjährigen Täter sind aber auch Opfer. Sie wurden vom angeblichen Kopf der Bande, einem 55-jährigen Slowaken, nach Wien gebracht und mussten im Schweizergarten sexuelle Dienste anbieten. Dem Slowaken wird nun laut Staatsanwaltschaft Menschen- sowie Prostitutionshandel und Zuhälterei vorgeworfen. Mitangeklagt sind auch neun Freier – wegen sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen. Die Opfer sind sieben Burschen im Alter von 16 bis 20 Jahren. Der Banden-Chef – ein elffacher Vater, der im Rollstuhl sitzt – agierte laut Landeskriminalamt gemeinsam mit einem Helfer, "warb" in einem kleinen Ort nahe der slowakischen Stadt Lucenec minderjährige Angehörige einer ungarischen Minderheit als Sex-Arbeiter an. Gegen Entgelt brachte er die Burschen – darunter auch seinen damals etwa 15-jährigen Sohn – nach Wien. Im Schweizergarten (Landstraße) – ein beliebter Treffpunkt der homosexuellen Stricher-Szene – wurden die Teenager dann älteren Freiern "wie bei einer Versteigerung" angeboten.

"Kinder-Schwestern" missbrauchten Minderjährige Die Kunden – darunter zwölf Österreicher im Alter von 47 bis 78 Jahren –, die im Milieu "Kinder-Schwestern" genannt werden, bezahlten zwischen 20 und 70 Euro für die sexuellen Dienste der Minderjährigen. Die jugendlichen Stricher mussten die Hälfte des Sex-Lohnes an den Kopf der Bande abgeben, teilweise wurde das Bargeld auch in der Heimat abgeliefert. Die Teenager hatten kaum Kleidung oder Nahrung, schliefen in Wien auf Parkbänken oder in Stiegenhäusern und betäubten sich mit Drogen (Cannabis, Kokain).

Die Freier, die Szene-Namen wie "Adeliger" oder "Klobürste" benutzten, lockten die Burschen aber nicht nur mit Bargeld, sondern ließen diese auch oft über einen längeren Zeitraum bei sich übernachten, duschen und kauften ihnen Kleidung. Im Gegenzug dafür gab es – teilweise ungeschützten – Geschlechtsverkehr. Home Invasions bei den Freiern Die jungen Stricher nutzten wiederum die Situation ihrer (teilweise verheirateten) Kunden aus: Sie erpressten sie damit, ihre Homosexualität öffentlich zu machen und sie damit wirtschaftlich und privat zu ruinieren. Zudem kam es zu Diebstählen (Halsketten, Handtaschen) und zu zwölf, teils schweren Raub-Überfällen, meist im Zuge von Home Invasions bei den Freiern. So schlugen zwei der jungen Slowaken im Jänner 2017 einen ihrer Kunden (66) nieder. Der Mann erlitt Hirneinblutungen und kam mit Verdacht auf Schädelbasis-Bruch ins Krankenhaus. Dort lag der Wiener, der noch heute unter den Dauerfolgen des Überfalls leidet, sechs Wochen lang im Koma. Beamte stießen auf "Mauer des Schweigens" Ins Rollen kamen die Ermittlungen allerdings erst im Mai 2017. Ein 78-Jähriger wurde damals in seiner Wohnung überfallen. Drei Täter schnitten eine Türkassette aus und überwältigten ihr Opfer im Schlaf – der Mann hatte zuvor seinen "Schandlohn" nicht bezahlt. Die Ermittler konnten Fingerabdrücke sichern und diese einem Slowaken aus der homosexuellen Stricher-Szene zuordnen. Damit begannen die langwierigen und schwierigen Ermittlungen der Beamten, die im Schweizergarten auf eine "Mauer des Schweigens" stießen. Dem Kopf der Organisation und seinem Helfer werden 19 Straftaten (Menschenhandel, Zuhälterei, grenzüberschreitender Prostitutionshandel) angelastet. Beide befinden sich in U-Haft und sind teilgeständig. 14 Verdächtige haben zum Teil ihre Strafen verbüßt oder wurden auf freiem Fuß angezeigt. Zwei Banden-Mitglieder werden noch per Haftbefehl gesucht. Stricher-Szene im Schweizergarten zerschlagen Aufgrund der Festnahmen konnten die Beamten die homosexuelle Stricher-Szene im Schweizergarten weitgehend zerschlagen. "Es ist eine Art Vakuum entstanden", so ein Ermittler. Derzeit sind nach Einschätzung der Polizisten dort etwa 35 bis 40 Stricher im Alter von 15 bis 30 Jahren unterwegs. Die Männer kommen meist aus Afghanistan, Pakistan und Tschetschenien. Auch die Venediger Au, Wien-Mitte und andere Bahnhöfe, in deren Nähe sich Flüchtlinge aufhalten, gelten als Stricher-Treffpunkte. (cz)