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Was Menschen sogar ihrem Arzt verschweigen

Manche Dinge behält man lieber für sich. Bei einigen Geheimnissen täte man aber gut daran, sie auszusprechen. Dem Arzt gegenüber zum Beispiel.

13.09.2021, 16:09
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Bild: iStock

Intime Dinge gehören für viele Menschen nicht an die Öffentlichkeit. Doch es gibt auch Themen, die erzählen sie noch nicht einmal jenen, die ihnen am ehesten helfen könnten: ihren Ärzten. Welche Geheimnisse derart privat gehalten werden – und warum, haben US-Forscherinnen untersucht. Dafür wertete das Team um Angela Fagerlin von der Universität Utah zwei Onlinebefragungen aus, an denen rund 4510 Menschen zwischen 18 und 91 Jahren teilgenommen hatten. Vor allem Frauen betroffen Dabei kristallisierte sich heraus, dass es vor allem vier Punkte sind, über die Menschen selbst vor einem Mediziner Stillschweigen bewahren: häusliche oder sexuelle Gewalt, Depressionen und Suizidgedanken.

Wie die Forscherinnen auf dem Fachportal "Jama Network Open" berichten, waren es vor allem Frauen, die mindestens eine dieser Erfahrungen gemacht hatten und diese verschwiegen. Bei beiden Geschlechtern am häufigsten wurde über häusliche Gewalt geschwiegen. 30 bis 40 Prozent erwähnten nicht, wenn sie sexuelle Gewalt erlitten oder Depressionen beziehungsweise Suizidgedanken gehabt hatten. Angst vor Folgen Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Betroffenen schämten sich, wollten nicht verurteilt oder belehrt werden. Außerdem, so Fagerlin und ihre Kolleginnen, fürchteten sie Folgen wie die Verschreibung von Antidepressiva, eine Psychotherapie oder einen entsprechenden Vermerk in ihrer Krankenakte und daraus resultierende Nachteile. Zudem wollten sie vor ihrem Gegenüber möglichst gut dastehen. Das Schweigen sei nicht ganz unproblematisch. "Die Ärzte müssen wissen, womit ihre Patienten zu kämpfen haben, wenn sie ihnen zur bestmöglichen Gesundheit verhelfen wollen", so heißt es in einer Mitteilung. Die Forscher regen an, dass Ärzte künftig noch mehr Wert darauf legen, dass sich Patienten in ihrer Praxis wohl fühlen. Wie das erreicht werden kann, soll nun untersucht werden. Gibt es auch etwas, das Sie nicht einmal ihrem Arzt gegenüber erwähnen? Erzählen Sie uns in den Kommentaren davon – und auch, warum. (20 Minuten)