Wirtschaft

Wie Senioren zu betreuten Wohnungen kommen

Was tun, wenn man im Alter nicht mehr allein wohnen kann oder will? Viele Senioren entscheiden sich für betreute Wohnungen.

13.09.2021, 20:09
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Altwerden ist eine Herausforderung, jeden Tag. Viele Pensionisten quält die Einsamkeit, der Körper lässt nach, die Bewegungsfähigkeit wird geringer. Was also tun, wenn man im Alter nicht mehr alleine wohnen kann? Man sucht nach einem Platz in einer betreuten Seniorenwohnung. "Im Akutfall können wir binnen 24 Stunden eine passende Wohnung anbieten", sagt Gabriele Graumann zu "Heute". Die Geschäftsführerin des Kuratoriums Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP) leitet 30 "Häuser zum Leben", die rund 8.900 Menschen Platz bieten. Ihre KWP ist der größte Anbieter in der Seniorenbetreuung in Österreich. "Häuser zum Leben" In den "Häusern zum Leben" haben die Pensionisten ihre eigenen Einzel- oder Doppelwohnung. Das Angebot reicht vom "Unterstutzten Wohnen" (ohne Pflegestufe) uber "Betreutes Wohnen" (Pflegestufe 1-6) bis hin zu "Gepflegt Wohnen" im stationären Bereich. Die Häuser verfügen über eigene Ärzte-Teams.

Eine Besonderheit der Bundeshauptstadt: In Wien können Senioren auch ohne Pflegebedarf eine Wohnung bekommen. Wenn Gehbehinderte in einem Wohnhaus ohne Lift leben oder unter Depressionen leiden, genügt das, um eine Seniorenwohnung zu beantragen.

Wie geht das? Doch wie kommt man zu einer betreuten Wohnung? Interessierte können beim "Fonds Soziales Wien" (FSW) telefonisch unter 01 24 5 24 oder via Internet unter kwp.at eine Antragsmappe bestellen, diesen Antrag ausfüllen und ihn einreichen. Dann kommt eine FSW-Mitarbeiterin und stellt fest, welche Art der Betreuung der Pensionist braucht. Wenn die Voraussetzungen – ein halbes Jahr Hauptwohnsitz in Wien, Österreicher oder EU-Bürger – erfüllt sind, wird eine Förderbewilligung ausgestellt. Diese Förderbewilligung des FSW die Grundlage für den Einzug in ein KWP-Haus. Neu ist, dass seit Anfang 2018 das persönliche Vermögen des Antragstellers nicht mehr geprüft wird. Es gibt in Wien also keinen Pflegeregress. Danach werden vom Kuratorium passende Wohnungen präsentiert. Wenn sich der Senior eine Wohnung ausgesucht hat, wird ein Betreuungsvertrag unterschrieben. Die Kosten werden übernommen Mit diesem Betreuungsvertrag werden die Kosten für die KWP-Wohnungen vom Fonds Soziales Wien (FSW) übernommen. Kostet eine Wohnung also 1.200 Euro samt Betreuung und Verpflegung, aber der Senior bekommt nur 800 Euro Pension, schießt der FSW die Differenz von 400 Euro zu, erklärt KWP-Geschäftsführerin Graumann. Dem Pensionisten bleiben aber 20 Prozent seiner Rente als Taschengeld sowie die 13. und 14. Monatzahlung. Die Warteliste Ohne Akutbedarf wandert man auf eine Warteliste. Im Schnitt bekommt man dann binnen eines halben Jahres die Wohnung und die Betreuungsmöglichkeiten, die man sich ausgesucht hat, sagt Gabriele Graumann. Je spezieller die Wohnungswünsche, desto länger die Wartezeit. "Wir müssen da sein, wenn die Leute uns brauchen. Und zwar möglichst zeitnah", erläutert die Geschäftsführerin. Deshalb gebe es heutzutage keine langen Vormerklisten mehr, obwohl die Auslastung der Häuser zwischen 94 und 98 Prozent liege. Das sei auch für die hohe Wirtschaftlichkeit der Häuser entscheidend. Haustiere wie Katzen und Hunde sind in den KWP-Wohnungen übrigens erlaubt. Auch Alkohol wird ausgeschenkt. "Alles, was Bewohner brauchen, ist ein alltagsnormales Leben", betont Graumann: "Und das organisieren wir hier – mit dem Anspruch, den Menschen ihre Autonomie zu lassen". (GP)