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Wiener Museum "verliert" mehrere Sturmgewehre

Ein 138 Seiten langer Bericht des Rechnungshofes ortet "gravierende Mängel" rund um das Heeresgeschichtliche Museum in Wien.

23.10.2020, 17:34
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Das Wiener Heeresgeschichtliche Museum
Willfried Gredler-Oxenbauer / picturedesk.com

Besorgniserregende Erkenntnisse liefert ein Bericht des Rechnungshofes, der das Heeresgeschichtliche Museum als Untersuchungsgegenstand hatte. "Das Bundesheer erbringt wichtige Aufgaben, aber die Führung eines Museums gehört nicht dazu", urteilt etwa SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda. Die Zeitpunkte der Missstände fallen allerdings in die Funktionsperioden der Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) und Mario Kunasek (FPÖ).

Dabei kamen auch mögliche strafrechtlich relevante Tatbestände ans Licht. Besonders sticht hervor, dass das Museum seit Kriegsende 1945 seinen Bestand an Inventar kein einziges Mal vollständig erfasste. So kam es etwa auch dazu, dass laut Punkt 37 des Berichtes drei "demilitarisierte" Sturmgewehre nach wie vor verschwunden bleiben. Ein weiteres war vorerst nicht auffindbar, konnte daraufhin allerdings im Traditionsraum der Wallenstein-Kaserne entdeckt werden.

Briefe von Egon Schiele und der Panzer-Bunker

Zum "Fehlbestand" zählen etwa auch drei Briefe von Egon Schiele aus dem Frühjahr 1918. Das war bereits 2016 bekannt, die Direktion wurde davon allerdings nicht in Kenntnis gesetzt. Generell verfüge das Haus über "keinen gesamthaften Überblick über seinen Sammlungsbestand".

Im Gegenzug gab es allerdings auch Funde, von denen niemand wusste, woher oder wie sie in den Bestand des Museums kamen. Dazu zählen mehrere Bunker voller Panzer-Ersatzteile am Depot in Zwölfaxing. Die Direktion habe erst vom Rechnungshof von deren Existenz erfahren.

Dubiose Krankenstände und Ankäufe

Liegt der Durchschnitt an Tagen im Krankenstand bei erwerbstätigen Österreichern bei rund 12,6 Tagen pro Jahr, beträgt dieser Wert im HGM von 2014 bis 2018 zwischen 27 und 52. Kritik setzte es auch bei Ankäufen. So kaufte das HGM insgesamt 54 Objekte aus dem Eigentum des Direktors und seines Stellvertreters.

Die zuständige Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) ortet "enormen Handlungsbedarf" und kündigt an, dass man nicht tatenlos zusehen werde. Die Direktion des Museums wird deswegen auch neu ausgeschrieben.