Politik

Österreichs Politik-Spitze gedenkt dem Kriegsende

Österreichs Politik-Spitze gedachte am Jahrestag des Kriegsendes den zahlreichen Opfern des nationalsozialistischen Regimes.  

Tobias Kurakin
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Kanzler Nehammer, Bundespräsident Van der Bellen und Vizekanzler Kogler bei der Kranzniederlegung zum Gedenken der Kriegsopfer. 
Kanzler Nehammer, Bundespräsident Van der Bellen und Vizekanzler Kogler bei der Kranzniederlegung zum Gedenken der Kriegsopfer. 
ALEX HALADA / picturedesk.com

Vor 77 Jahren – am 8. Mai 1945 – schwiegen in Europa erstmals nach fast sechs Jahren die Waffen. Das nationalsozialistische Deutschland hatte kapituliert und der Zweite Weltkrieg fand zumindest in Europa sein Ende. Am Sonntag hat Österreichs Politikriege der Befreiung vom Nationalsozialismus und dem Kriegsende gedacht. 

Nehammer appelliert für Auseinandersetzung mit dem Krieg 

Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Karl Nehammer, Vizekanzler Werner Kogler, EU-Ministerin Karoline Edtstadler, der israelische Botschafter Mordechai Rodgold, IKG-Präsident Oskar Deutsch sowie der Vorstand des Kulturvereins österreichischer Roma Christian Klippl versammelten sich am Vormittag im Ostarrichi-Park zur feierlichen Kranzniederlegung. 

Bei einer anschließenden Rede im Bundeskanzleramt appellierte Nehammer daran, das Gedenken an die Gräueltaten des Nationalsozialismus nie zu beenden. Der Regierungschef, dessen Großvater selbst im Zweiten Weltkrieg gefallen ist, sagte: "Wir müssen uns damit auseinandersetzen, was bedeutet dieses Gedenken für mich – hier und jetzt". Die Bundesregierung verfolge jedenfalls das Ziel, ein Vorbild zu sein und alles daranzusetzen, dass sich die Vergangenheit nicht wiederhole und die Opfer nie vergessen werden. Daher habe die türkis-grüne Koalition auch Stücke des ehemaligen KZ Gusen erworben, um hier das Gedenken fortzusetzen. 

Vizekanzler Kogler setzte an Nehammers Rede an und sprach von einer Verantwortung Österreichs gegenüber der eigenen Vergangenheit: "Wir müssen uns der Geschichte stellen". Kogler gedachte in seiner Rede auch einem Ukrainer, der das Konzentrationslager Mauthausen überlebt hatte, aber vor wenigen Tagen durch Putins Bomben in seiner Heimatstadt Charkiw ums Leben kam. "Wenn Putin nun in seiner Propaganda den Nationalsozialismus und dessen Befreiung versucht zu instrumentalisieren, dann ist das zutiefst abzulehnen", so der Grünen-Chef. 

13 Millionen tote Ukrainer im Zweiten Weltkrieg 

Während der Kampfhandlungen und der Verbrechen des Zweiten Weltkriegs kamen Schätzungen zufolge bis zu 65 Millionen Menschen ums Leben, darunter knapp 230.000 Österreicherinnen und Österreicher sowie acht Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer. Die Gräueltaten der Nationalsozialisten forderten alleine knapp 13 Millionen Menschenleben. 

So ermordete das Hitler-Regime während der Zeit von 1939 bis 1945 über sechs Millionen Jüdinnen und Juden, 3,3 Millionen sowjetische Kriegsgefangene, 220.000 Roma und Sinti sowie weitere 3,4 Millionen Menschen nicht-jüdischer Herkunft in den Konzentrationslagern. Innerhalb des eigenen Staatsgebietes wurden zudem 250.000 Personen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen systematisch in Euthanasieprogrammen ermordet. 

Grüne Jugend fordert Feiertag 

Die Grüne Parteijugend forderte diesbezüglich, dass der 8. Mai in Zukunft ein Feiertag in Österreich sein soll. "Der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus muss endlich gesetzlicher Feiertag werden“, so Mila Hamann, Sprecherin der Grünen Jugend Wien. Gerade in der Pandemie hätte man lernen müssen, "den antifaschistischen Grundkonsens zu stärken".