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Diesel? Strom? Seat setzt jetzt auf Erdgas-Antriebe

Heute Redaktion
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Seat hat die Technologieführerschaft für die umweltfreundlichen CNG-Antriebe (Erdgas) im VW-Konzern übernommen und bietet sie für Leon, Ibiza und Mii an.

Erdgas-Antriebe sind eigentlich nicht neu aber haben in der aktuellen Diskussion um schmutzige Diesel und mögliche Fahrverbote neuen Auftrieb bekommen. Die Technologie ist mittlerweile quasi ausgereift und deutlich umweltfreundlicher als Elektroantriebe, wenn man bedenkt wo der Strom herkommt (auch in Europa großteils noch aus Kohle) und wie aufwendig die Herstellung von Batterien ist. Doch Erdgas, das mittlerweile weltweit einheitlich CNG (Compressed Natural Gas) heißt, wird hierzulande zu Unrecht noch argwöhnischer betrachtet – etwas, das Seat ändern will.

Die Spanier haben jetzt innerhalb des Volkswagen-Konzerns die Technologieführerschaft für CNG übernommen; auf Sylt konnte "Heute" einen Leon testen, der sowohl mit Benzin als auch Gas fährt. Das auffälligste dabei: Es fällt gar nicht auf, dass man mit CNG unterwegs ist.

Die zwei Gastanks mit zusammen 15 Kilo CNG befinden sich in unserem Leon unter der Bodenabdeckung des Kofferraums, man verliert also kaum Platz. Der Wagen nutzt das Gas bis es weg ist – nach etwa 400 Kilometern – und schaltet dann von alleine auf den regulären Benzintank um. Somit hat man die Sicherheit, dass man unterwegs nicht liegen bleibt.

In einigen Ländern bereits alltäglich

In Österreich gibt es 160 CNG-Tankstellen, allerdings sind manche Regionen deutlich besser abgedeckt als andere. Im Wienerwald etwa schaut es schlecht aus, im Raum Linz, im Norden Wiens oder in Tirol hingegen sehr gut. Eine Übersicht über alle Tankstellen gibt es hier.

In Europa befinden sich insgesamt mehr als 3.000 CNG-Tankstellen – Tendenz stark steigend. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron etwa forciert die Technologie stark, u.a. mit Steuervorteilen, in Italien ist sie schon lange weit verbreitet.

Der Tankvorgang geht überraschend schnell: Die Gastanks des Leon sind in unter drei Minuten wieder aufgefüllt, was ein deutlicher Vorteil gegenüber dem stundenlangen Laden eines Elektroautos ist. Ganz abgesehen vom Preisfaktor: Ein Kilogramm CNG hat etwa denselben Energiegehalt von 1,5 Litern Superbenzin oder 1,3 Liter Diesel bei 130 Oktan. Umgerechnet in Liter kommt ein Liter CNG auf etwa 80 Cent bis einem Euro.

Preisargument

Und: In der Anschaffung kostet ein CNG-Fahrzeug fast gleich viel wie ein herkömmliches Auto mit Verbrennungsmotor. Der Leon TGI (Turbocharged Gas Injection) mit 110 PS und 6-Gang-Getriebe startet inklusive einem 2.000-Euro-CNG-Bonus bei 22.090 Euro. Der Mii Ecofuel (68 PS, 5 Gänge) beginnt bei 11.090 Euro und – ganz neu – der Ibiza TGI (90 PS, 5 Gänge) bei 15.990 Euro. Den gibt es auch in der gehobeneren Ausführung FR (ab 17.790 Euro).

Im Vergleich zu einem klassischen Verbrennungsmotor werden auch deutlich weniger Schadstoffe ausgestoßen: 99 Prozent weniger Rußpartikel als bei einem Benziner, 50 % weniger als bei einem Diesel, 95 % weniger Stickoxide und mindestens 25 Prozent weniger CO2. Bei letzterem hängt es davon ab, wieviel Biomethan für die Herstellung des CNG verwendet wurde. Denn dieses wird aus Wasserstoff, Erdgas, Biomethan (also aus Abfällen) und durch die Verwendung überschüssigen Ökostroms produziert.

"Ein CNG-Antrieb ist umweltfreundlich, wirtschaftlich und sofort machbar", erklärt man bei Seat. Sicherheitsbedenken können ausgeschlossen werden, da die Tanks fünffach geschützt sind und CNG-Autos bereits problemlos Totalschäden überlebt haben. Auch in Tiefgaragen kann damit gefahrenlos geparkt werden – denn das "Gasverbot" dort zielt auf das Flüssiggas LPG ab, welches im Gegensatz zum CNG (leichter als Luft) am Boden bleibt.

Zulassungen steigen

In Österreich fahren bereits 5.200 CNG-Autos herum, alleine im ersten Quartal 2018 wurden 235 neue zugelassen – ein Plus von 300 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Wir waren jedenfalls bei unserer Testfahrt inklusive Tanken höchst positiv überrascht von der Praktikabilität eines CNG-Antriebs, nicht nur im Vergleich zu einem Elektromotor mit seinen langen Ladezeiten und kurzen Reichweiten. Vielleicht liegt die Abhilfe der Umweltverschmutzung durch Verbrennungsmotoren bereits näher, als wir denken.

Unsere Kollegen vom Automagazin haben dazu auch ein Video gemacht:

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