Wirtschaft

Superfood ist gar nicht super: Pestizide gefunden

In Superfood-Produkten wurden 29 verschiedene Pestizide entdeckt, von denen einige gesundheitsschädlich und krebserregend sein können.

Heute Redaktion
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Superfood-Produkte können Pestizide und Schwermetalle enthalten.
Superfood-Produkte können Pestizide und Schwermetalle enthalten.
Bild: iStock

Die Umweltschutzorganisation Global 2000 hat gemeinsam mit der Arbeiterkammer Niederösterreich und der Menschenrechtsorganisation Südwind sogenannte „Superfoods" unter die Lupe genommen und auf Pestizide und Schwermetalle untersucht.

Das Ergebnis kann den Appetit verderben: Auf Goji-Beeren wurden bis zu 13 verschiedene Pestizide nachgewiesen. Bei Leinsamen wurden die gesetzlichen Höchstwerte für Pestizide ebenso überschritten wie bei Chia-Samen. Auch auf Quinoa wurde ein Wirkstoff gefunden, der in der EU aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr erlaubt ist.

Pestizide und Schwermetalle

Waltraud Novak, Pestizid-Expertin bei Global 2000: "Diese sogenannten Superfoods werden unter der Annahme konsumiert, dass sie ausgesprochen förderlich für die Gesundheit und das Wohlbefinden sind. Was man sicher nicht auf solchen Lebensmitteln erwartet, sind Rückstände von gesundheitsgefährdenden Substanzen wie Pestiziden oder Schwermetallen. Doch genau diese haben wir bei unserem Test gefunden."

Eine offizielle fachlich oder rechtlich bindende Definition für Superfoods gibt es nicht. So stammt die Goji-Beere aus China, wo sie angeblich als „Frucht der Langlebigkeit" bezeichnet wird. Sie wird auch als „die göttliche Heilpflanze aus dem Osten" angepriesen. Dass der gleiche Strauch auch bei uns wächst und als „Gemeiner Bocksdorn" bekannt ist, passt da nicht so ins Bild, heißt es in der Studie.

Keine Angaben zur Herkunft

Bei vielen Produkten wurden allerdings auf der Verpackung keine Angaben zur Herkunft gefunden. Dr. Novak meint dazu: „Es ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, das Ursprungsland bei Superfoods anzugeben. Diese Informationen sind aber unabdingbar, um eine informierte Kaufentscheidung zu treffen. Denn wer erwartet schon, dass beispielsweise Leinsamen, die wegen ihrer wertvollen Nährstoffe gleichwertig mit dem Superfood Chia-Samen wären, oft gar nicht aus Österreich sondern aus Russland oder Indien stammen?"

Krebserregend



Insgesamt wurden 29 verschiedene Pestizid-Wirkstoffe nachgewiesen, von denen 6 in der EU nicht mehr zugelassen sind. Einige davon wegen gesundheitlicher Bedenken, da sie als fortpflanzungsschädigend, krebserregend oder erbgutverändernd gelten. Stoffe, die das Kind im Mutterleib schädigen, die Fruchtbarkeit beeinträchtigen oder organschädigend wirken können, wurden gefunden.

Global 2000 wies darauf hin, dass mit der Prüfmethode zwar über 500 Pestizide untersucht werden, aber einige häufig eingesetzte Unkrautvernichtungsmittel in dieser Methode nicht enthalten sind. Wirkstoffe wie Glyphosat oder Paraquat müssen zusätzlich beim Labor in Auftrag gegeben werden, aber deren Untersuchung war nicht Teil dieses Tests.

Es gibt aber laut Studie Hinweise, dass diese Mittel in der Produktion von beispielsweise Chia-Samen sehr wohl angewendet werden. Die tatsächliche Pestizid-Belastung könnte also noch höher sein.

Frisches Obst ist besser



Außerdem haben Superfood-Produkte durchwegs weite Transportwege hinter sich und können daher im direkten Gesundheitsvergleich mit frischem heimischen Obst und Gemüse nicht überzeugen, meint Global 2000. Viele heimische Lebensmittel würden vergleichbare Vitamin- und Mineralstoff-Mengen aufweisen und seien genauso gesund und dabei günstiger und umweltschonender.

(GP)