Life

"Fragilizing"– Wenn Ja-Sagen unglücklich macht

People Pleaser, Personen also, die es allen recht machen wollen und ihre eigenen Bedürfnisse hinten anstellen, schaden sich damit am meisten selbst.

Heute Redaktion
Teilen

Wenn man auf eine eigentlich harmlose Nachricht mit dem Inhalt "Und, hast du heute schon was vor?" ein schlechtes Gefühl in der Magengegend bekommt, sollte man das einsetzende Gewissen womöglich hinterfragen.

Fühlt man sich gezwungen sich mit einer Antwort auch die eigene absichtliche Planlosigkeit zuzugestehen und lässt sich somit überreden zu einer Party mitzugehen, nur um andere nicht zu enttäuschen, auch wenn man alles andere lieber machen würde, so kann dieses Handlungsmuster mitunter sogar gefährlich sein.

Die Grenzen der Zuvorkommenheit

Wenn dir das Szenario bekannt vorkommt, dann leidest du vielleicht auch unter "Fragilizing". "Fragilizing" kommt vom englischen Wort "fragile", was "zerbrechlich" bedeutet. Es bezeichnet die Angewohnheit zu zuvorkommend zu sein, um Konflikte zu vermeiden. Während du dein Verhalten vor dir selbst rechtfertigend darauf zurückführst, dass du es tust, damit andere nicht enttäuscht sind, machst du es interessanterweise eigentlich, damit du selbst kein Unbehagen spürst.

Es jedem recht zu machen - mit dem Hintergrund Harmonie und Ausgeglichenheit zu erhalten -, führt oft genau zum Gegenteil. Besonders häufig davon betroffen sind extrem sensible Menschen und Menschen mit einer Angststörung. Dabei ist es egal, um welche Art von Beziehung es sich handelt. Das Verhalten tritt sowohl in einer Partnerschaft als auch in einer Freundschaft auf.

Sensible Menschen haben ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl gegenüber dem Bewusstsein, dass sie mit ihren Handlungen jemanden verletzten könnten.



Ignorieren persönlicher Bedürfnisse


Selbstverständlich ist es völlig normal ab und an etwas für eine wichtige Person zu tun, worauf man keine Lust hat. Bedenklich wird es erst, wenn sich ein wiederholtes Handlungsmuster abzeichnet und solche Szenen nicht ab und zu vorkommen, sondern fast jeder Dialog ähnlich vernichtend für die eigenen Willenskraft ausfällt. Dann verleugnet man die eigenen Bedürfnisse vor sich und anderen. Somit fallen auch die persönlichen Grenzen und die liebsten Personen sind es gewöhnt, dass man nie "nein" sagt und immer sprungbereit ist. Irgendwann geht man allen Gesprächen aus dem Weg, die eine disharmonische Situation beinhalten könnten.



Was kann man dagegen machen?


Wer etwas ändern und sich mehr für sich einsetzen möchte, muss im ersten Schritt solchen harten Situationen gegenübertreten. Manchmal kommt man im Leben nicht an einem unangenehmen Gespräch vorbei. Man muss lernen Schritt für Schritt die emotionale Belastung anderer Menschen zu ertragen. Erst dann kann man unabhängig handeln.

Fakt ist: Es anderen ständig recht zu machen, ist vor allem eines: Kräfte zehrend. Was oft durch die eigenen sozialen Ängste ausgelöst wird, führt später dann dazu, dass diese noch weiter ausgeprägt werden. Die Gefühlslage, die zurückbleibt: Man ist gleichzeitig angespannt, besorgt, unglücklich und immer müde.

Wenn man selbst etwas brauchen würde, fragt man oft nicht.

Dabei sollte man sich eines vor Augen halten: Eine Entscheidung hat eine völlig andere Wertung, wenn sie nicht nur durch Pflichtbewusstsein regiert, sondern aus freiem Willen getroffen wurde. Sonst landet man als Ja-Sager vielleicht sogar am falschen Altar.

(GA)

Mehr zum Thema