Politik

"Habe die notwendigen Unterstützungen nicht beisammen"

Heute Redaktion
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Am 24. April wählt Österreich einen neuen Bundespräsidenten. Über einen Video-Chat via Google-Hangout bot "HEUTE" Ihnen die Möglichkeit, live mit den Kandidaten zu chatten und Ihre persönlichen Fragen stellen. Als letzter der Kandidaten stand am Mittwoch Richard Lugner zahlreichen Schülern Rede und Antwort und verriet seine Einstellung zur Flüchtlingsthematik, zur Europäischen Union und zur Zukunft seines TV- und Medien-Lebens als möglicher Bundespräsident.

Am 24. April wählt Österreich . Über einen Video-Chat via Google-Hangout bot "HEUTE" Ihnen die Möglichkeit, live mit den Kandidaten zu chatten und Ihre persönlichen Fragen stellen. Als letzter der Kandidaten stand am Mittwoch Richard Lugner zahlreichen Schülern Rede und Antwort und verriet seine Einstellung zur Flüchtlingsthematik, zur Europäischen Union und zur Zukunft seines TV- und Medien-Lebens als möglicher Bundespräsident. Aber: Dass er tatsächlich antreten kann, ist mehr als nur fraglich.

1998 erreichte Richard Lugner bei der Hofburg-Wahl 9,91 Prozent der Stimmen, 2009 beabsichtigte Lugner, ebenfalls zu kandidieren, aus den Plänen wurde aber nichts. Seit 2016 ist der umtriebige Baumeister mit seiner Frau Cathy in der RTL II-Doku-Soap "Lugner und Cathy – Der Millionär und das Bunny" zu sehen, in und außerhalb Europas kennt man ihn vor allem auch wegen seinen medienwirksamen Auftritten und seinen Stargästen beim Opernball.

Mit dem schillernden öffentlichen Leben als Bundespräsident soll es für Lugner vorbei sein? Das konnten auch die Teilnehmer des "Heute"-Hangouts nicht glauben. Und tatsächlich plant der Kandidat, sein "Show-Leben" als Bundespräsident nicht gänzlich aufzugeben: "Ein Bundespräsident soll medienwirksam sein. In der Form wird es die Serie dann nicht mehr geben, aber bei einem Staatsbesuch kann sicher ein Kamerateam dabei sein und die Szenen vor Ort zeigen, etwa bei einem Besuch im Iran."

"Wenn man kandidiert, soll man die Frau herzeigen"

Dass seine Frau Cathy Lugner mit Fotos im Netz - nackt in der Badewanne etwa - kein seriöser oder glaubwürdiger Faktor für einen Bundespräsidenten sei, glaubt Lugner nicht. "Wenn man für das Amt des Bundespräsidenten kandidiert, soll man die Frau herzeigen. Cathy unterstützt mich im Wahlkampf" - wie es auch andere berühmte Politiker gehandhabt hätten. Jackie Kennedy, fällt dem Baumeister hier ein. Er gibt aber zu: "Man wird das sicher einschränken müssen."

Generell wolle er "Wähler ansprechen, die einen unabhängigen Kandidaten wollen, das ist der Unterschied zu den anderen", so Lugner. Und später: "Ich habe in meinem Leben 60 Millionen Euro an Steuern gezahlt, alle anderen werden von gut bezahlten Staatsposten leben." Außerdem würde er auf eine Sommerresidenz mit Personal verzichten, denn das sei Steuergeldverschwendung.

Dass eine solche überhaupt in Aussicht ist, ist mehr als fraglich, denn wie Lugner zugibt, ist er vom Ziel der notwendigen 6.000 Unterstützungserklärungen für seine Kandidatur bis Freitag weit entfernt: "Ich möchte wirklich Bundespräsident werden, habe aber noch nicht genug Unterstützungserklärungen. Ich habe etwas über 4.000."

Kino-Karten-Aktion wurde eingestellt

Seine Kinoaktion, bei der er Unterstützern gratis Kinokarten versprach, wurde mittlerweile eingestellt, da es eine Anzeige des Innenministeriums gab: "Ich will mich nicht einem Jahr Gefängnis aussetzen, weil ich Kinokarten verschenke. Ich finde es nicht fair, dass man so gegen einen Kandidaten vorgeht." Den Vorwurf des Stimmenkaufs kann er nicht verstehen - es gehe ja nicht darum, Stimmen bei der Wahl zu kaufen, sondern darum, die notwendigen Unterstützungen zu bekommen: "Die Leute können dann bei der Wahl den Lugner wählen oder auch nicht."

In punkto Homo-Ehe hielt sich Lugner bedeckt: "Es ist einfach so, dass Männchen und Weibchen eine Ehe schließen und Kinder kriegen. Wenn andere zusammenleben, ist mir das recht. Ich bin aber heterosexuell und stehe dazu". Beim Thema Europäische Union gibt es versöhnliche Worte: "Die EU ist ein Garant für Frieden. Ich würde nicht austreten, auch wenn die Bürokratie schadet." Und Altbekanntes brachte die Sonntagsöffnung, die er vehement verteidigte.

Kriegs-Flüchtlinge oder Fahnen-Flüchtige?

In der Flüchtlingsproblematik hätte sich Lugner jedenfalls nicht so lange "hinter der Tapetentür in der Hofburg versteckt", sondern wäre aktiv geworden, wie er betont. Für ihn hätte man bereits vor Monaten "die Schengengrenze auch unter Militäreinsatz dichtmachen" müssen. Außerdem müsse man genauer kontrollieren, ob es sich bei den "75 Prozent männlichen Flüchtlingen" denn tatsächlich um Kriegsverfolgte handle, oder aber um Fahnenflüchtige, bei denen man nicht wisse, "ob sie flüchten, um nicht zum Militär zu müssen". Zudem brauche es mehr Personen für schnellere Asylverfahren.

Was Lugner auch direkt zum Thema "Regierungsbildung mit der FPÖ" brachte. Er ortete nämlich, dass es kein "Rot-Schwarz" mehr geben wird, "weil der Wähler genug davon" hätte. Die Macht würde bei Wahlen vom Volk ausgehen und der Wählerwille müsse berücksichtigt werden, wobei Umfragewerte von rund 30 Prozent ein starkes Signal für die FPÖ wären. Dass er die Freiheitlichen bevorzugt angeloben würde, sprach Lugner aber dann nicht aus. Dafür aber, dass er Rot-Schwarz abberufen würde, wenn ein Gespräch darüber, "dass man nicht nur streiten kann und Probleme lösen muss", nichts bringe.