Wirtschaft

"Hypo schöngerechnet" - BayernLB zahlte zuviel

Heute Redaktion
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Bild: Frank Leonhardt (dpa)

Die Bayerische Landesbank (BayernLB) ist beim fatalen Kauf der Hypo Alpe Adria nach Einschätzung eines Sachverständigen von fragwürdigen Unternehmensbewertungen ausgegangen. So sei die Kärntner Bank im ersten von mehreren Gutachten vor dem Kauf viel zu hoch bewertet worden, sagte der Bankenprofessor Bernhard Schwetzler am Montag im Strafprozess gegen frühere BayernLB-Vorstände in München.

in München.

Gewinne seien dort "gewissermaßen doppelt gezählt" worden - nämlich sowohl für die Aufstockung der Rücklagen der Bank als auch zur Ausschüttung an die Anteilseigner. Ohne diese doppelte Buchung hätte das Gutachten nur einen Firmenwert von 1,3 Milliarden statt 2,8 Milliarden Euro ergeben, sagte der Wirtschaftswissenschaftler von der Handelshochschule Leipzig. "Diesen dicken Schnitzer, den muss meines Erachtens ein Vorstand sehen."

Der Gutachter ermittelte einen Wert von 2,7 bis 2,8 Milliarden Euro für die Hypo. Die angeklagten BayernLB-Vorstände legten aber einen Wert von rund 3,2 Milliarden Euro für 100 Prozent der Anteile zu Grunde und zahlten deshalb für gut die Hälfte der Anteile rund 1,6 Milliarden Euro. Die Staatsanwalt wirft ihnen Untreue vor, was alle sechs zum Prozessauftakt im Jänner bestritten hatten.

Hypo schöngerechnet

Der Gerichtsgutachter hatte den Milliardenkauf monatelang untersucht und war dabei nach eigenen Worten auf einige Bewertungsfehler gestoßen. In manchen Stellen habe die bayerische Landesbank die Hypo "schöngerechnet". Unter anderem setzte die Landesbank aus seiner Sicht die Vorsorge für den Ausfall von Krediten bei der Hypo um 200 Millionen Euro zu niedrig an: "In meinen Augen ist es nicht vertretbar."

Auch seien die BayernLB-Manager davon ausgegangen, dass die Gewinne der Hypo vollständig ausgeschüttet werden, das Eigenkapital aber dennoch steigt. In weiteren Gutachten - auf die sich die BayernLB vor dem Kauf stützte - sei dieser Widerspruch zwar korrigiert worden, habe sich aber nicht mehr vollständig auf den angenommenen Wert der Hypo Alpe Adria ausgewirkt. Aus seiner Sicht hätte den Vorständen der Fehler bei der Durchsicht der Unterlagen auffallen müssen.

Die BayernLB hatte 2007 für rund 1,7 Milliarden Euro gut die Hälfte der Hypo übernommen. Die Bank entpuppte sich als hoffnungslos marode und wurde deshalb 2009 von Österreich notverstaatlicht.

Prozessende nicht in Sicht

Ein Ende des Prozesses ist auch nach 15 Verhandlungstagen nicht in Sicht: Nach einer Pause über Ostern sind ab Ende April zahlreiche weitere Zeugenvernehmungen geplant. Unter anderem soll der frühere BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky als Zeuge vernommen werden. Er war ursprünglich Angeklagter in dem Prozess. Sein Verfahren wurde aber eingestellt, weil eine mögliche Verurteilung bei ihm nicht mehr ins Gewicht gefallen wäre, da er bereits eine Haftstrafe von achteinhalb Jahren wegen Bestechlichkeit absitzt. Er hatte zugegeben, mehr als 40 Millionen Dollar von Formel 1-Chef Bernie Ecclestone angenommen zu haben, was den Briten Ende April ebenfalls in München vor Gericht bringen soll.