Österreich

"Mein Mann steckte mich bewusst mit HIV an"

Heute Redaktion
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Wiltrut S. (49) betreibt eine Selbsthilfegruppe und engagiert sich bei der neuen Patienten-Plattform "LiVLife".
Wiltrut S. (49) betreibt eine Selbsthilfegruppe und engagiert sich bei der neuen Patienten-Plattform "LiVLife".
Bild: iStock, Super PR

1996 erfuhr Wiltrut S. (49), dass sie HIV positiv ist. Ihr Ehemann hatte sie wissentlich angesteckt. Weil er sich die Krankheit nicht eingestehen wollte, hatte er sie einfach verschwiegen.

Am Sonntag, den 1. Dezember, ist Welt-Aids- Tag. Knapp 38 Millionen Menschen weltweit sind HIV positiv, in Österreich wird die Zahl auf bis zu 9.000 geschätzt, rund 1.800 leiden an Aids. Bis vor wenigen Jahren galt HIV noch als Todesurteil, heute kann die Krankheit zwar nach wie vor nicht völlig geheilt werden, sie ist aber gut behandelbar. Wenn man seinen Status kennt – und sich auch behandeln lässt.

"Bin doch nicht schwul"

Vom Gegenteil kann Wiltrut S. (49) aus Korneuburg ein Lied singen. Zehn Jahre lang war sie mit ihrem Mann zusammen, sechs davon verheiratet, ein Sohn entsprang der Ehe. 1996 steckte er sie mit HIV an. Die Diagnose hatte er bereits in den 80ern erhalten, verschwieg sie aber bewusst vor seiner Frau. "Blödsinn, er sei doch nicht schwul!". Das war seine Antwort, wenn man ihn mit dem Thema konfrontierte. Dementsprechend ließ er sich auch nicht behandeln, nahm seine Tabletten nicht. Aids brach aus, im Jahr 2001 starb er daran.

Was Wiltrut S., als die Ärzte sie mit der Diagnose ihres Mannes und anschließend mit der eigenen konfrontierten, durch den Kopf schoss? Dass sich ihr Sohn bei der Geburt ebenfalls angesteckt haben könnte. Nach einem Test aber die Entwarnung – negativ.

HIV und Aids

Der HI-Virus (Human Immunodeficiency Virus) wird ausschließlich durch virushaltige Körperflüssigkeiten übertragen (Blut, Sperma, Vaginalsekret). Etwa 40% der Übertragungen passieren über homosexuelle Kontakte, rund 30% zwischen Mann und Frau, ein geringerer Anteil über intravenösen Drogenkonsum.

Der HI-Virus macht sich zuerst wie grippeähnliche Symptome bemerkbar, bevor er in die Latenzphase übergeht und im Körper "schläft". Jahre später kann es bei Nicht-Behandlung schließlich zum Ausbruch von Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome) kommen. Achtung: Eine positive HI-Diagnose heißt noch lange nicht, dass man an Aids sterben wird. Der HI-Virus ist immer der Auslöser von Aids, mit den heutigen Therapien können die Viren aber oftmals so weit unterdrückt werden, dass Betroffene "unter der Nachweisgrenze" liegen. Das heißt auch, dass der Virus in diesem Stadium dann nicht übertragen werden kann.

Weitere Infos auf der neuen Plattform livlife.com oder auf netdoktor.at.

"Umgang mit Thema war schon mal besser"

Seit einigen Jahren betreibt die 49-Jährige eine Selbsthilfegruppe namens "Puls HIV" (hier geht's zur Website), auch auf der neuen Patienten-Plattform "LiVLife", die zur Aufklärung dient und vor wenigen Tagen online ging, engagiert sie sich.

"Seit 1990 hat sich am Stigma nichts verändert, ich muss ehrlich sagen, der Umgang der Gesellschaft mit dem Thema war schon einmal besser", bilanziert die Trafikantin, die dank einer auf sie abgestimmten Therapie ein ganz normales Leben führen kann, ernüchtert. Sie fordert, dass sich die Gesellschaft dem Thema HIV wieder öffnet, sich wieder mehr informiert und sich vor allem schützt. "Man muss sich informieren, bevor man jemanden diskriminiert und das persönliche Gespräch suchen", wünscht sie sich.