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"Sie will sich nicht vor der Webcam ausziehen"

Ruben und seine Freundin sehen sich nur alle fünf Monate. Was den Sex angeht, ist die Zeit dazwischen eine Durststrecke.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Frage von Ruben (27) an Doktor Sex: Ich führe seit fast drei Jahren eine Fernbeziehung. Es läuft gut und die Wiedersehensfreude ist jeweils sehr groß. Aufgrund der Distanz sehen wir uns leider nur etwa alle fünf Monate für ein paar Wochen. Die Zeit zusammen ist wunderschön und ebenso der Sex. Das Problem sind die Monate dazwischen. Obwohl ich gerne mehr mit ihr skypen würde, ist es schon viel, wenn wir es einmal im Monat tun. Telefongespräche hingegen haben wir oft. Was mich am Anfang der Beziehung weniger gestört hat, nun aber immer zentraler wird, ist der Verzicht auf Sex zwischen unseren realen Begegnungen. Und auch, dass ich sie nicht sehen kann. Sie fühlt sich zu schüchtern, um sich vor der Webcam auszuziehen. Schon nur ihre Brüste zu zeigen, ist ihr zu viel. Ich ertappe mich immer öfter dabei, wie ich andere Frauen anstarre und häufiger als früher Pornos schaue. Vielleicht liegt Letzteres auch daran, dass mein Kopfkino nicht sehr kreativ ist. Danach fühle ich mich jeweils ein bisschen wie ein Betrüger. Sie ist die schönste Frau für mich und ich möchte nur sie. Ist dies eine normale Reaktion von mir oder stimmt etwas nicht mit mir? Wie handhaben dies andere Paare in unserer Situation?

Antwort von Doktor Sex

Lieber Ruben

Deine letzte Frage gebe ich hiermit gleich an diejenigen Leserinnen und Leser weiter, die Erfahrungen haben mit Fernbeziehungen: Was ratet ihr Ruben und seiner Freundin im Umgang mit der Zeit, in der kein persönliches Treffen möglich, die Lust darauf sowie auf körperliche Nähe und Sex aber trotzdem da ist? Welche Möglichkeiten kennt ihr, außer den von Skype oder anderen computergestützten Nachrichtendiensten unterstützten Formen der erweiterten Selbstbefriedigung? Hat allenfalls der eine oder die andere von euch ausprobiert, wie es ist, die sexuellen Bedürfnisse während der temporären Trennung mit einer anderen Person zu befriedigen und allein auf der Herzensebene treu zu sein? Bitte schreibt eure Erlebnisberichte und Tipps unten ins Kommentarfeld.

Den Großteil des Jahres vom Partner oder der Partnerin getrennt zu leben, ist definitiv nicht einfach. Ungeachtet der Tatsache, dass sich das Bedürfnis nach Nähe und Sex etwas reduziert, wenn man weiß, dass die Person, mir der man dieses befriedigen könnte, einige Flugstunden weit entfernt lebt, darf davon ausgegangen werden, dass der Drang nach emotional-körperlicher Nähe früher oder später und entgegen jeglicher Vernunft riesig werden wird. Kein Wunder, deswegen wirfst du ab und zu ein Auge auf eine Frau in deiner Umgebung oder auf den Computerbildschirm und verschaffst dir dabei etwas Entspannung in der Lendengegend. Es gibt keinen Anlass, dich deshalb als Betrüger zu fühlen – umso mehr noch, da du sicher bist, wem dein Herz gehört.

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Problematisch an der Sache ist höchstens, dass mit diesen Ersatzhandlungen dein Bedürfnis nicht wirklich kleiner, sondern im Gegenteil noch größer wird, da du danach nur umso intensiver spürst, dass weder der Pornokonsum noch der Blick auf fremde Frauenkörper deine Sehnsucht stillen können. Dies würde übrigens auch nicht funktionieren, wenn sich deine Freundin vor der Webcam ausziehen und dich so anmachen würde. Wenn für dich der Schritt zum Outsourcing der sexuellen Bedürfnisbefriedigung nicht infrage kommt, bleibt dir letztlich wohl nichts anderes übrig, als die Entbehrungen auszuhalten und dich auf das nächste Treffen zu freuen.

Ihre Frage an Doktor Sex: [email protected]

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