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"So erlebte ich Gaddafis Tod"

Heute Redaktion
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Freudensschüsse und -feiern in ganz Libyen nach der Meldung über Gaddafis Tod. In Tripolis feierte das Volk lautstark Gaddafis Ende. Der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Tripolis, David Bachmann, erzählt, wie er das Ende Gaddafis erlebt hat.

In Tripolis feierte das Volk lautstark Gaddafis Ende. Der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Tripolis, David Bachmann, erzählt, wie er das Ende Gaddafis erlebt hat.

Die Nachricht vom Tod des getöteten verbreitete sich am Donnerstag wie ein Lauffeuer quer durch Libyen.



In Tripolis strömten die Menschen auf die Straßen. Gewehrsalven in die Luft waren zu hören. Lautes Auto-Gehupe in Tripolis. Die Einwohner setzten sich in ihre Fahrzeuge und feierten auf den Straßen.



"Jetzt feiern wir"

Österreichs Wirtschaftsdelegierter in Libyen, David Bachmann, ist seit einer Woche zurück in Tripolis, um den rund 25 österreichischen Niederlassungen beim Wiederaufbau behilflich zu sein.

Im Gespräch mit Heute.at erzählt Bachmann, wie er den Tod von Gaddafi erlebt hat: "Ich saß mit Geschäftsleuten bei einem Mittagessen, es ging um ernste Themen. Plötzlich läuteten unsere Handys im Minutentakt. Als wir sahen, dass die Leute draußen feierten, wussten wir, was los war." Die Geschäftsleute seien aufgestanden, einer sagte: "Now business is finished. Now we celebrate" (Zu Deutsch: "Das Geschäftliche ist jetzt vorbei. Jetzt feiern wir."). Bachmann habe sich dann durch die Straßen in sein Büro "gekämpft" - "Es gab kein Durchkommen mehr. Das war wie ein riesen Jahrmarkt", so der Wirtschaftsdelegierte gegenüber Heute.at.



Übergangsregierung

Nach Meinung des Libyen-Kenners werde jetzt "so rasch wie möglich eine Übergangsregierung installiert" werden. Priorität hätten nun wirtschaftliche Themen. "Da stehen überall im Land unfertige Autobahnen oder Hochhäuser herum". Jetzt müsse schnellstens entschieden werden, wie mit solchen Projekten weiter verfahren werde.



Auch auf den Straßen der Stadt Misrata, die von den Gaddafi-Truppen monatelang mit Artillerie bombardiert worden waren, jubelten die Menschen und verteitlen Süßigkeiten. Dieser Donnerstag, er geht sicherlich als einer der herausragenden Tage des "Arabischen Frühlings" in die Geschichte ein.



Denn Gaddafi kreiste wochenlang wie ein Gespenst über Libyen. Die Hauptstadt hatten die Truppen des Übergangsrates zwar befreit. Doch mit seinen Audio-Botschaften, die er von einem syrischen Fernsehsender verbreiten ließ, meldete sich der abgetauchte Diktator immer wieder zu Wort, um Angst und Unfrieden zu verbreiten. Und einige Libyer, für die Gaddafi in den mehr als vier Jahrzehnten seiner Herrschaft so etwas wie eine Naturgewalt geworden war, hielten es immer noch für möglich, dass er eines Tages an die Macht zurückkehrt.