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"Unerträglich!" Köln-Boss tritt gegen Stöger nach

Heute Redaktion
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Bild: imago sportfotodienst

Der 1. FC Köln steht nach dem brutalen 3:4 gegen Freiburg fast schon als Absteiger fest. Die Klub-Bosse reagieren auf die Kritik – und treten nach.

3:0 nach 29 Minuten geführt, am Ende durch zwei Elfer 3:4 verloren. Für den 1. FC Köln fühlte sich die Brutalo-Pleite gegen den SC Freiburg wie eine "Krönung des Untergangs" an.

Elf Punkte liegen die "Geißböcke" nach 15 Runden hinter dem Vorletzten Bremen. Noch nie war ein Klub schlechter in der deutschen Bundesliga.

Klub-Bosse wehren sich gegen Vorwürfe

Die Klub-Bosse in Köln stehen deshalb seit Wochen unter Beschuss. Der Vorwurf der Fans: Das Krisenmanagement sei unterirdisch. Erst trennte sich der Klub im Oktober von Manager Jörg Schmadtke, dann musste vor einer Woche Neo-Dortmund-Trainer Peter Stöger gehen. Nach einer Phase des Aufbruchs und Aufwärtstrends reagiert beim "Effzeh" wieder das Chaos.

Der Klub-Vorstand reagiert jetzt auf die Fan-Kritik. In einem Offenen Brief haben Präsident Werner Spinner, der geschäftsführende Gesellschafter Markus Ritterbach und Vize-Präsident Toni Schumacher ihre Sicht der Dinge dargelegt. Sie gestehen ein, dass die sportlichen Ergebnisse mit der Außendarstellung zu tun haben.

Fazit: "Wir hätten früher eingreifen müssen"

Es handelt sich dabei aber um nicht nur um ein Schuldeingeständnis. Zwischen den Zeilen werden schwere Vorwürfe gegen die ehemalige sportliche Leitung erhoben.

Man hätte "zu spät realisiert, dass das erfolgreiche Duo Jörg Schmadtke und Peter Stöger, das wir 2013 zum 1. FC Köln geholt haben, nicht mehr funktioniert – mit allen Konsequenzen, die dies bis heute hat, von Transfer- und Kaderentscheidungen bis zur Zahl der Verletzungen. Wir hätten genauer hinschauen und früher eingreifen müssen."

"Heute" veröffentlicht den Offenen Brief im Wortlaut:



Liebe FC-Fans,

nach einem erneut sehr bitteren Spiel ist es uns ein Anliegen, uns direkt an Euch zu wenden. Dass wir im Dezember 2017 in einer derart tiefen Krise stecken könnten, hätte vor einem halben Jahr niemand erwartet. Bei allen äußeren Faktoren, die zusammengekommen sind und die wir nicht beeinflussen können, müssen wir selbstkritisch eingestehen, dass ein großer Teil der schwierigen Lage selbstverschuldet ist.

Wir als Vorstand des 1. FC Köln haben den operativ Verantwortlichen immer großes Vertrauen entgegengebracht, ein Vertrauen, das sie sich über Jahre durch außergewöhnlich erfolgreiche Arbeit für den FC verdient hatten. Jedoch haben wir dadurch zu spät realisiert, dass das erfolgreiche Duo Jörg Schmadtke und Peter Stöger, das wir 2013 zum 1. FC Köln geholt haben, nicht mehr funktioniert – mit allen Konsequenzen, die dies bis heute hat, von Transfer- und Kaderentscheidungen bis zur Zahl der Verletzungen. Wir hätten genauer hinschauen und früher eingreifen müssen. Nach dem Ausscheiden von Jörg Schmadtke haben wir darüber hinaus intern die nötige Klarheit und Geschlossenheit vermissen und nach außen ein Bild entstehen lassen, das nicht zu dem 1. FC Köln passt, für den wir seit 2012 stehen. In der Krise haben wir nicht mehr so souverän agiert, wie es unser Anspruch ist. Das kreiden wir uns ganz persönlich an und wir bedauern es. Auch in der Mannschaft ist die Geschlossenheit in Teilen verloren gegangen. Dies alles ist in der Woche zwischen dem Hertha- und dem Schalke-Spiel endgültig für alle, auch für Peter Stöger, unerträglich geworden. Unzulässige persönliche Diffamierungen einmal beiseite lassend, ist die aktuelle Kritik an unserer Amtsführung daher gerechtfertigt.

In dieser Situation wäre es der einfachste Weg, davonzulaufen und den FC in einer schwierigen Lage anderen zu hinterlassen. Aber das werden wir nicht tun. Wir stellen uns der Kritik und wir stellen uns der Verantwortung, die mit unserer einstimmigen Wahl bis 2019 verbunden ist. Wir haben den FC im April 2012 in einer weit schlimmeren Lage übernommen und werden alles tun, den entstandenen Schaden wieder gutzumachen. Nicht mit einem "Weiter so", sondern mit einer klaren Analyse all dessen, was falschgelaufen ist. Wir werden an passenden Strukturen und einer anderen Feedbackkultur arbeiten.

Aber auch wenn es insbesondere in Belgrad anders ausgesehen haben mag: Der 1. FC Köln 2017 ist nicht der 1. FC Köln 2012. Wir wissen, was zu tun ist: Kommunikation, Klarheit und Führung, Offenheit und Geschlossenheit, im Vorstand, in den Gremien, im gesamten Club bis in die Kabine. Wir sind wirtschaftlich gesund, haben eine charakterlich einwandfreie Mannschaft und ein Team am Geißbockheim, das sich Tag und Nacht für den FC einsetzt. Und unter unseren Fans und Mitgliedern gibt es eine überwältigende Mehrheit, die für den FC durchs Feuer gehen.

Wir sind weder handlungsunfähig noch resigniert. Mit Armin Veh haben wir einen erfahrenen Mann für die sportliche Geschäftsführung gewonnen, der kommunikativ und führungsstark ist und an der Seite von Alexander Wehrle, der für uns nicht nur in den vergangenen Wochen ein Muster an Stabilität und Kompetenz ist, wieder Ruhe in den Club bringen wird. Nach vier unglaublich erfolgreichen Jahren, die in unserer Bilanz stehen, sind wir tief gefallen. Wir werden gemeinsam wieder aufstehen. Und wir hoffen und wünschen uns, dass Ihr uns dabei unterstützt.

Werner Spinner, Markus Ritterbach, Toni Schumacher, 10. Dezember 2017
(Heute Sport)