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"Warum ist die Anziehung so stark?"

Die Beziehung von Beatrice ist schwierig geworden, seit sie mit ihrem Freund zusammenwohnt. Aber nun ist sie einem anderen Mann begegnet.

Heute Redaktion
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Die Beziehung von Beatrice ist schwierig geworden, seit sie mit ihrem Freund zusammenwohnt. Aber nun ist sie einem anderen Mann begegnet.
Die Beziehung von Beatrice ist schwierig geworden, seit sie mit ihrem Freund zusammenwohnt. Aber nun ist sie einem anderen Mann begegnet.
Bild: iStock

Frage von Beatrice (22) an Doktor Sex: Ich habe seit vier Jahren eine Beziehung. Vor einem Jahr sind wir zusammengezogen und seither hat sich viel verändert. Nach fünf Monaten begann mein Freund immer öfter, sich mit Kollegen zu treffen, auch am Wochenende. Ich verstehe, dass er das braucht, aber ich bin seine Freundin und will auch Zeit mit ihm verbringen.

Vor einem Monat begegnete ich zufällig einem Mann, den ich seit meiner Kindheit kenne. Er ist auch in einer Beziehung, die nicht gut läuft. Wir schrieben uns danach jeden Tag. Nach zwei Wochen vereinbarten wir ein Date, da ich mich sehr von ihm angezogen fühlte. Der Wunsch, mit ihm zusammen zu sein, war einfach stärker als ich.

Es ist dann nur zu Küssen gekommen, aber ich befürchte, dass es mit der Zeit mehr werden könnte. Ich vermisse ihn sehr und möchte jeden Tag bei ihm sein. Ist diese Anziehung zwischen uns, weil es in unseren Beziehungen nicht gut geht und wir ein wenig Zuneigung brauchen oder das Gefühl, dass uns jemand will?

Antwort von Doktor Sex

Liebe Beatrice

Menschen haben die Tendenz, Mängel und Ungleichgewichte, die sie als problematisch erleben, zu kompensieren – also sich einen mehr oder weniger gleichwertigen Ersatz zu suchen. Manchen gelingt dies mit Essen, einigen durch Einkäufe, diesen beim Sport und jenen in sexuellen und/oder romantischen Ersatz-Beziehungen. Du scheinst mit der letzten Möglichkeit zu kokettieren.

Dass die Schwierigkeiten eine Rolle spielen, die ihr beide in euren Beziehungen habt, scheint mir offensichtlich zu sein. Jedenfalls schreibst du nichts davon, dass dieser Mann in deinem Leben emotional oder gedanklich nach deiner Kindheit noch irgendeine Rolle gespielt hat. Trotzdem ist es aber selbstverständlich auch möglich, dass er dich als der Mensch fasziniert, der er heute ist.

Wie auch immer das Verhältnis zwischen Kompensation und Faszination sein mag: Wichtig scheint mir, dass du den Fokus nun nicht gänzlich verlierst und dich von der rosaroten Wolke der Verliebtheit davontragen lässt. Deine eigentliche Beziehung ist immer noch diejenige zu deinem Freund. Und in dieser gibt es offensichtlich ein paar Probleme, die gelöst werden müssen, ganz unabhängig davon, ob ihr euch trennt oder zusammenbleibt.

Eines davon – möglicherweise das zentrale – ist eure offensichtlich ziemlich gegensätzliche Idee von Beziehung. Ein anderes ist die Art und Weise, wie ihr miteinander kommuniziert, beziehungsweise eben nicht kommuniziert. Und dann wäre da auch noch euer je individueller Umgang mit Konfliktsituationen – womit wir, zumindest in Bezug auf dich, wieder bei der eingangs erwähnten Kompensation angelangt wären.

Wohin auch immer dich dein Leben noch tragen wird: Du wirst immer wieder in Situationen landen, in denen etwas nicht so läuft, wie du es dir wünschst. Und dies bedeutet zwangsläufig, mit anderen Menschen kommunizieren und verhandeln zu müssen, aber auch, sich seiner eigenen Haltungen bewusst zu werden und diese situationsbezogen zu verändern. Statt dich in die Arme eines anderen Mannes zu flüchten, rate ich dir daher, diese Kompetenzen zu entwickeln. Alles Gute!

Deine Frage an Doktor Sex: [email protected] (wer)

(mp)