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1.500 Spitalsärzte trafen sich zu Protest im MQ

Heute Redaktion
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Großen Andrang gab es Montagnachmittag bei der von der Wiener Ärztekammer organisierten Kundgebung der Spitalsärzte im Museumsquartier. In der bis auf den letzten Platz gefüllten Halle E, die 1.150 Menschen fasst, wurde diskutiert und schließlich ein Forderungskatalog ausgearbeitet - #spitalsaerzte. Draussen standen noch einmal 350 weitere Ärzte, die drinnen keinen Platz mehr bekamen.

Großen Andrang gab es Montagnachmittag bei der von der Wiener Ärztekammer organisierten Kundgebung der Spitalsärzte im Museumsquartier. In der bis auf den letzten Platz gefüllten Halle E, die 1.150 Menschen fasst, wurde diskutiert und schließlich ein Forderungskatalog ausgearbeitet  - #spitalsaerzte. Draussen standen noch einmal 350 weitere Ärzte, die drinnen keinen Platz mehr bekamen.

Rund 1.500 Ärzte haben auf Einladung der Wiener Ärztekammer ihrem Unmut zum neuen Arbeitszeitgesetz für Spitalsärzte Luft gemacht. Bei der zweistündigen Veranstaltung wurde auch ein Forderungskatalog beschlossen, der u.a. "attraktive Arbeitszeitmodelle" enthält.

Bezahlung, wie international üblich

Gemeinsam einigte man sich auf die Einhaltung des Ärztearbeitszeitgesetzes der Europäischen Union, attraktive Arbeitszeitmodelle, die eine bessere Vereinbarung von Familie und Beruf erlauben, sowie Zeit für Aus- und Weiterbildung festhält. Die Bezahlung soll auf ein international übliches Niveau angehoben werden - vor allem die Grundgehälter sollen auf Basis einer 40-Stunden-Woche neu berechnet werden. Zusätzlich soll die gesetzliche Standesvertretung als Verhandlungspartner auf allen Ebenen anerkannt werden.

Dem vorangegangen war eine intensive Debatte mit Medizinern aus verschiedenen Häusern. "Wenn die Bedingungen so bleiben, wird es bald keine Ärzte in den Spitälern mehr geben", so etwa Wolfgang Weismüller vom Kaiser-Franz-Josef-Spital, das zum Wiener Krankenanstaltenverbund gehört. Er forderte ein national und international vergleichbares Grundgehalt, bei dem "jede Stunde über der 40. Arbeitsstunde eine Überstunde ist und auch als solche bezahlt wird."

"Das ist ein eindeutiges Zeichen"

"Wir haben nicht mit so viel Unterstützung gerechnet, das ist ein eindeutiges Zeichen", freute sich Thomas Szekeres, Präsident der Wiener Ärztekammer über den Zuspruch im MQ. In seinen Begrüßungsworten erneuerte er seine Forderung nach einer Anhebung der Gehälter.

Denn derzeit würden Spitalsärzte einen Stundenlohn zwischen 10 und 20 Euro bekommen - laut Szekeres "lächerlich wenig" für die geleistete Arbeit. Er forderte eine Anhebung auf nationales bzw. internationales Niveau. Denn nur so könne man die Abwanderung von Jungärzten stoppen. Derzeit würden nur sechs von zehn in Österreich ausgebildeten Ärzten auch hier beginnen zu arbeiten.
"Wertschätzung fehlt"

Grundsätzlich ortete Szekeres einen Mangel an Verständnis bei Verwaltung und Politik: "Was fehlt, ist die Wertschätzung der Ärzte durch die verantwortlichen Manager und Politiker." Zustimmung fand er nicht nur in Form von lautem Applaus, sondern auch auf der Social Media-Wall in der Halle E, wo Tweets und Instagram-Fotos projiziert wurden.

Grund für den Protest ist das neue Arbeitszeitgesetz, das u.a. eine Reduktion der wöchentlichen Arbeitszeit von 60 auf 48 Stunden vorsieht. Dadurch fallen vor allem gut bezahlte Überstunden und Nachtdienste weg, was Ärztevertreter Gehaltseinbußen von bis zu 30 Prozent und Strukturprobleme befürchten lässt.

Engpässe entstehen

Seit 1. Jänner 2015 ist das neue Ärztearbeitszeitgesetz in Kraft. Dadurch entstehen vor allem am - das im Gegensatz zu den städtischen Spitälern noch keine Übergangslösung vereinbart hat - schon Engpässe etwa bei Operationen. Nicht alle Mediziner haben die Opt-Out-Lösung des AKH unterschrieben, die vorübergehend noch höhere Wochenarbeitszeiten möglich macht.

Aber auch andere Krankenhäuser sind betroffen: Im St. Anna Kinderspital gibt es derzeit beispielsweise bereits Bettensperren. Auch in den Ordensspitälern werden die Kollektivverträge neu verhandelt. Spätestens ab März rechnet man mit massiven Einschränkungen.

Seite 2: Das sagen betroffene Ärzte!

"Wenn die Bedingungen so bleiben, wird es bald keine Ärzte in den Spitälern mehr geben", so etwa Wolfgang Weismüller vom Kaiser-Franz-Josef-Spital, das zum Wiener Krankenanstaltenverbund gehört.

Er forderte ein national und international vergleichbares Grundgehalt, bei dem "jede Stunde über der 40. Arbeitsstunde eine Überstunde ist und auch als solche bezahlt wird." Ähnliche Forderungen stellte auch Thorsten Graf vom Hanusch-Krankenhaus, das zur Wiener Gebietskrankenkasse gehört: "Es ist Feuer am Dach. Eine weitere Verdichtung der Arbeitszeiten ist schlicht nicht mehr möglich, wir sind an der Belastungsgrenze angekommen."

Ernest Zulus vom Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern, das zur Vinzenz-Gruppe gehört, erinnerte an die Situation der Ordensspitäler, in denen traditionell weniger bezahlt werde als in öffentlichen Krankenhäusern. "Auch wir haben das Recht auf marktadäquate Gehälter", meinte er. Die Kollektivvertragsverhandlungen starten im März. Auch für den Nachwuchs sei Österreich nicht mehr attraktiv, erklärte die ÖH-Vorsitzende der MedUni Wien, Sarah Schober.

Vor weiteren Engpässen warnte Martin Andreas vom Wiener AKH, dessen Ärzte in die Zuständigkeit der Medizinischen Universität Wien und damit des Bundes fallen: "Es werden uns nicht die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt, um das neue Arbeitszeitgesetz auch zu leben. Wir sagen, es wird sich nicht irgendwie ausgehen, das Herumwursteln muss ein Ende haben, jemand muss Verantwortung übernehmen." Schon jetzt gebe es Auswirkungen wie längere Wartezeiten in Ambulanzen und weniger Operationen. Sollte es zu keiner Lösung kommen, "drohen ab Februar relevante Punkte auszufallen".

Probleme gebe es auch im St. Anna-Kinderspital, dessen Träger das Rote Kreuz ist, berichtete Wolfgang Mor: Das neue Arbeitszeitgesetz habe dazu geführt, dass der Spitalsbetrieb mit dem bisherigen Personalstand nicht mehr zu bewältigen sei - Geld für neue Fachärzte habe es jedoch keines gegeben. Erst Umschichtungen im Budget hätten die Einstellung neuer Assistenten möglich gemacht. "Dass uns die öffentliche Hand so aushungert, kann nicht sein", betonte er.