Klimaschutz

700.000 Tonnen Bioabfall landen jährlich im Restmüll

In Österreich fallen jährlich 3,3 Millionen biogene Abfälle an, davon landen aber nur 2,6 Millionen Tonnen in der Biotonne. 

Heute For Future

700.000 Tonnen landen im Restmüll, wo der Abfall nur noch thermisch verwertet bzw. verbrannt werden kann. Werden Bioabfälle in der richtigen Tonne entsorgt, kann daraus Bio-Kompost oder Biogas gewonnen werden. Um mehr Bioabfälle vor der Verbrennung zu bewahren, bräuchte es auch mehr Biotonnen. Gerade im städtischen Bereich gäbe es diesbezüglich noch Nachholbedarf, wie uns Brantner Geschäftsführer Stefan Tollinger verrät: "Wenn wir diesen Komfort bieten, dass wir direkt beim Haushalt Mülltrennung möglich machen, wird es auch funktionieren, dass wir ausreichend biogene Abfälle in der Biotonne haben".

Was auf keinen Fall in der Biotonne landen darf, erklären uns Gabriele Jüly und Stefan Tollinger in <em>"Heute For Future TV"</em>.
Was auf keinen Fall in der Biotonne landen darf, erklären uns Gabriele Jüly und Stefan Tollinger in "Heute For Future TV".
"Heute"

Fleisch gehört nicht immer in die Biotonne

Gabriele Jüly, Präsidentin des Verbandes Österreichischer Entsorgungsbetriebe erklärt uns im "Heute For Future"-Interview, was in die Tonne gehört und was lieber nicht im Biomüll landen sollte: "Grasabfälle, alte Blumen, Topfpflanzen, Grünschnitt, Laub, aber auch Gemüseabfälle, altes Brot, Eierschalen" gehören in die Biotonne. Weniger eindeutig ist der Fall bei Fleischresten. Manche Kompostieranlagen sind dafür nicht geeignet. Im Zweifelsfall rät die Expertin, sich bei der jeweiligen Gemeinde zu erkundigen.

Kompost ist ein gewaltiger CO2-Speicher

Brantner betreibt in Österreich insgesamt elf Kompostieranlagen – eine davon steht in Gneixendorf in der Gemeinde Krems in Niederösterreich. Laut dem Betreiber ist die Anlage die modernste in ganz Österreich. Jährlich werden aus 35.000 Tonnen Bioabfall im Brantner Erdenreich rund 13.000 Tonnen hochwertiger Kompost erzeugt. Der Kompost kommt sowohl in der Landwirtschaft als auch bei Groß- und Privatkunden zum Einsatz. Dabei kann der Kompost beim Anbau von Pflanzen mit vielen Vorteilen aufwarten: Er verbessert die Bodenstruktur, erhöht die mikrobakterielle Aktivität des Bodens und sorgt dafür, dass die Wurzeln tiefer wachsen und die Stressanfälligkeit von Pflanzen gesenkt wird. Kurzum: Pflanzen können durch den Kompost in der Erde schneller und gesünder wachsen. Das Wachstum der Pflanzen bindet Kohlendioxid und kommt somit dem Klima zugute. Aber auch der Boden selbst ist ein gewaltiger CO2-Speicher: Laut Hersteller können 5.000 Tonnen CO2 pro Jahr im eigenen Kompost gebunden werden.

35.000 Tonnen Bioabfall werden im Brantner "Erdenreich" zu Kompost verarbeitet.
35.000 Tonnen Bioabfall werden im Brantner "Erdenreich" zu Kompost verarbeitet.
"Heute"

Um den unangenehmen Geruch des Biomülls zu vermeiden, hat man bei der Anlage die ersten Schritte des Kompostierprozesses, die sogenannte "Intensivrotte", in eine Halle verlegt. Die Luft wird dort abgesaugt und über einen Biofilter gereinigt. Am Ende des Biofilters riecht man laut Brantner Geschäftsführer Stefan Tollinger nur einen "leichten Holzgeruch".

Biosackerl sollten nicht in der Biotonne landen

Nicht nur die Entstehung unangenehmer Gerüche stellt die Betreiber der Anlage vor Herausforderungen, auch sogenannte "Störstoffe" sind nur durch technisch anspruchsvolle Lösungen herauszufiltern. Bereits in den Lastkraftwagen, die den Biomüll sammeln, sind eigens entwickelte Störstoffscanner installiert, die mithilfe künstlicher Intelligenz den Inhalt auf seine Kompostierbarkeit überprüfen. Rund fünf Prozent Störstoffe befinden sich durchschnittlich im Kompost.

Da diese durch den Prozess nicht abgebaut werden können, bedarf es am Schluss der Verarbeitungskette noch einer ganz besonderen Maschine: Die Aufbereitungsanlage am Ende der Kompostierkette filtert Kunststoffe, Metalle und mineralische Anteile heraus. Dabei sind es nicht nur Gegenstände wie Motorradhelme, Autobatterien und Besteck, die im Biomüll landen. Ein großes Problem stellen die vermeintlich abbaubaren Biosackerl dar, wie Gabriele Jüly zu bedenken gibt: "Manche sind gut kompostierbar, andere nicht. Das kann der Konsument natürlich nicht unterscheiden." Der Biomüll sollte daher ohne Sackerl in der Tonne landen.