Wirtschaft

78 Prozent der Lehrlinge ist letzte Prüfung zu schwer

Heute Redaktion
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Bild: Helmut Graf

Für Österreichs Lehrlinge stellt die Abschlussprüfung am Ende der Lehrzeit eine große Hürde dar. 78 Prozent der Lehrlinge schätzen sie als "eher schwer" oder "sehr schwer" ein, geht aus einer Studie des Instituts für Berufsbildungsforschung (ÖIBF) hervor, für die 4.863 Fragebögen ausgewertet wurden und die am Dienstag von Arbeiterkammer und Unterrichtsministerium präsentiert wurde.

stellt die Abschlussprüfung am Ende der Lehrzeit eine große Hürde dar. 78 Prozent der Lehrlinge schätzen sie als "eher schwer" oder "sehr schwer" ein, geht aus einer Studie des Instituts für Berufsbildungsforschung (ÖIBF) hervor, für die 4.863 Fragebögen ausgewertet wurden und die am Dienstag von Arbeiterkammer und Unterrichtsministerium präsentiert wurde.

Knapp die Hälfte der Lehrlinge hat kurz vor Prüfungsantritt das Gefühl, sich noch besser vorbereiten zu müssen, um die Anforderungen der Lehrabschlussprüfung zu erfüllen. Manche gaben auch an, die Anforderungen der Prüfung, obwohl sie unmittelbar bevorsteht, nicht genau zu kennen. Entscheidend für die Antrittswahrscheinlichkeit sind die Ausbildung im Betrieb und der Erfolg in der Berufsschule. Aber auch innere Motivation und Ehrgeiz spielen eine Rolle. Negativ hingegen wirke sich Prüfungsangst aus.

Ein Viertel in Hochrisikogruppe

Die Studienautoren Peter Schögl und Martin Mayerl machten eine Hochrisikogruppe für ein Nicht-Antreten aus, die insgesamt etwa ein Viertel aller Lehrlinge umfasst. Besonders gefährdet sind demnach Jugendliche mit niedriger Ausbildungsqualität, niedrigem Berufsschulerfolg, geringem Vorbereitungsgrad sowie ausgeprägter Prüfungsangst.

In dieser Hochrisikogruppe finden sich überschnittlich viele weibliche Lehrlinge - trotz generell höherer Antrittswahrscheinlichkeit - und Lehrlinge mit Migrationshintergrund. Der Prüfungsantritt bei Lehrlingen in dieser Gruppe sei überdurchschnittlich stark gefährdet, so die Autoren.

Lehrlinge wünschen sich mehr Unterstützung

Der Umfrage zufolge wünschen sich die Lehrlinge mehr inhaltlich-fachliche Lernunterlagen und Infos zum Ablauf der Prüfung. Mehr als die Hälfte erwarten zusätzliche Unterstützung in der Berufsschule, vor allem aber vom Lehrbetrieb. Je höher der persönliche Stellenwert der Prüfung ist, desto stärker ist der Wunsch nach Unterstützung.

Der persönliche Stellenwert übt laut Studie den größten Einfluss auf die Antrittswahrscheinlichkeit aus. Lehrlinge, für die der Lehrabschluss eine hohe Bedeutung hat, treten eher zur Prüfung an. Generell genieße sie bei den Lehrlingen einen hohen Stellenwert, wobei deutlich mehr weibliche Lehrlinge und Lehrlinge ohne Migrationshintergrund angeben, antreten zu wollen.

Berufsschule als Schlüsselfaktor

Außerdem: Je mehr die Lehrlinge mit ihrer Leistung in der Berufsschule zufrieden sind, desto höher ist die Antrittswahrscheinlichkeit. Lehrlinge mit Berufswechselabsichten haben eine deutlich höhere Nicht-Antrittswahrscheinlichkeit.

Mehr als 10.000 fallen durch

In Österreich absolvieren rund 40 Prozent aller Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren eine Lehre. Doch von den rund 58.000 Lehrlingen, die jährlich zur Abschlussprüfung antreten, fallen mehr als 10.000 durch. Hinzu kommen jene Lehrlinge, die gar nicht erst zur Prüfung antreten. Zusätzlich zu Durchfallquote und Nichtantritten sind die Lehrabbrüche zu berücksichtigen. So würden Erfahrungswerte der Arbeiterkammer Wien zeigen, dass ein Fünftel aller Lehrverträge vor Lehrzeitende wieder aufgelöst wird.

Die Arbeiterkammer hat sich angesichts des drohenden Fachkräftemangels dem Thema Ausbildungsqualität der Lehre verschrieben. Die Vizepräsidentin der AK-Wien, Renate Anderl, fordert mehr Lernunterstützung in den Betrieben und eine gesetzliche Verankerung eines Qualitätsmanagements. Der österreichischen Wirtschaft fehlen Schätzungen zufolge an die 30.000 Fachkräfte. Die Lehre konkurriert seit einigen Jahren immer stärker mit höher bildenden Schulen, das bestätigt nun auch die vorliegende Studie.