Wien

93-Jährige in Gefängnis gesteckt – so wehrt sich Justiz

Eine Frau mit Demenz wurde in Wien zwei Wochen lang in einem Gefängnis untergebracht. Nun wehrt sich die Justiz gegen die harsche Kritik am Vorgehen.
Christian Tomsits
24.04.2023, 15:21

Eine 93-jährige Wienerin kam, wie berichtet, in eine Wiener Justizanstalt. Angeblich, da für die Demente im Maßnahmenvollzug kein Platz frei gewesen war. Ihr Anwalt Michael Dohr hatte im Anschluß schwere Vorwürfe erhoben. "Meine Mandantin hatte dort Panikattacken, wie sie die Polizisten gesehen hat, weil sie nicht einmal gewusst hat, wo sie ist."

Auf "Heute"-Anfrage bestätigte die Justiz nun, dass "die betreffende Person in eine Außenstelle der Justizanstalt Josefstadt untergebracht wurde, da diese Einrichtung aufgrund ihrer Spezialisierung Kompetenzen in den Bereichen Pflege und Alter vorweisen kann." Als Sonderkrankenanstalt hätte sie dort eine entsprechende medizinische Versorgung gehabt.

Vorgang kein Einzelfall

Der Vorgang sei nicht weiter ungewöhnlich und stehe leider in Österreich an der Tagesordnung, wie "Heute" aus Justizkreisen erfuhr. Da die 93-Jährige sich zum Zeitpunkt der U-Haft-Verhandlung mit schweren Vorwürfen konfrontiert sah (sie soll ihre Pflegerin mit einem Küchenmesser angegriffen haben), hätte man sie auch nicht ohne weiteres nach Hause gehen lassen können.

Vorwürfe fallengelassen

Da aber das Verfahren gegen die desorientiere Frau nun eingestellt wurde, befindet sich die Betroffene seit 12. April bereits wieder auf freiem Fuß und in einem Betreuungsheim. Laut Gutachter ginge von der 93-Jährigen in Zukunft keine Gefahr mehr aus.

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