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Airbnb gibt Millionen aus, um Verbrechen zu vertuschen

Wenn für Airbnb-Gäste etwas schief geht, sorgt ein geheimes Sicherheitsteam dafür, dass selbst schlimmste Gewalttaten nicht zum PR-Desaster werden.

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Airbnb sorgt mit finanziellen Abfindungen dafür, dass Straftaten in gemieteten Wohnungen nicht ans Licht kommen.
Airbnb sorgt mit finanziellen Abfindungen dafür, dass Straftaten in gemieteten Wohnungen nicht ans Licht kommen.
LIONEL BONAVENTURE / AFP / picturedesk.com

Der Online-Wohnungsvermittler Airbnb hat eine geheime Taskforce, die sich um die Opfer von Straftaten, die in den gemieteten Wohnungen passieren, kümmert. Das Ziel ist laut einem Bericht des Wirtschaftsportals Bloomberg, schlechte PR aus den Medien zu halten. Dabei mache die Taskforce - von Insidern Blackbox genannt - keine Unterscheidung, ob es sich um eine Bagatelle handelt oder um eine Vergewaltigung oder einen Mordfall. Alles werde unter den Teppich gekehrt, so Bloomberg.

Die Einheit wurde vor rund zehn Jahren ins Leben gerufen, nachdem eine Vermieterin berichtete, dass Gäste ihr Haus zerstört hatten. Zu Vandalismus-Vorfällen kommt es zwar immer wieder in Airbnb-Wohnungen – doch im Oktober 2011 vergewaltigte ein Gastgeber in Barcelona zwei Touristinnen aus den USA in seinem Apartment.

Agenten sind weltweit im Einsatz

Ungefähr 100 Agenten sind in New York, Dublin, Montreal, Singapur und weiteren Städte verteilt. Sie beauftragen etwa Bauunternehmen, um Einschusslöcher in den Wänden von Unterkünften zu reparieren oder Fachkräfte, um auf Böden und Wänden Blutflecken zu entfernen. Die Blackbox-Mitglieder seien auch zuständig, um Gastgeber zu unterstützen, die zerstückelte Leichen in ihren Häusern entdecken.

AirBnB hat gemäß eines Berichts eine eigene Taskforce für die Betreuung von Gästen und Mietern – und die Vertuschung von Kriminalfällen.
AirBnB hat gemäß eines Berichts eine eigene Taskforce für die Betreuung von Gästen und Mietern – und die Vertuschung von Kriminalfällen.
20min/Stevan Bukvic

Die geheimen Ermittler werden dafür vom Unternehmen finanziell stark unterstützt. Sie dürfen so viel Geld wie nötig ausgeben, um traumatische Erfahrungen aus dem Weg zu räumen. Sie organisieren Unterkünfte, Flüge und psychologische Beratungen. Bei Vergewaltigungsopfern kümmert sich das Team sogar darum , dass sich diese auf sexuell übertragbare Krankheiten testen lassen können.

Airbnb bezahlte Opfer, um sie mundtot zu machen

Der Bloomberg-Journalist hat für seine Reportage mit acht aktuellen und 45 ehemaligen Mitgliedern des Sonderkommandos gesprochen. Sie erzählten haarsträubende Geschichten. Eine davon ist der sexuelle Übergriff auf eine Australierin in der Silvesternacht 2016: Die Frau war nach einer Party in ihre gemietete Wohnung in New York zurückgekehrt. Dort wurde sie von einem Mann mit einem Messer bedroht und vergewaltigt. Wie sich später herausstellte, hatte der Täter eine Kopie des Wohnungsschlüssels. So war er in die Wohnung gekommen und hatte, versteckt im Badezimmer, auf sein Opfer gewartet.

Laut Bloomberg erhielt die Australierin später eine Abfindung in der Höhe von sieben Millionen Dollar mit der Bedingung, weder Airbnb zu verklagen, noch mit ihrer Geschichte an die Medien zu gehen. Benjamin Brait, Sprecher von Airbnb, widerspricht dieser Darstellung: Dem Opfer sei es nicht verboten, darüber zu reden. Das einzige Ziel der hohen Abfindung sei es gewesen, die Frau nach diesem "schrecklichen Angriff" zu unterstützen.

Das ist zwar die höchste Abfindung, die das Unternehmen an ein Opfer bezahlte, aber nicht die einzige. 2018 verklagte die Familie einer 36-jährigen Frau aus Florida Airbnb, nachdem die Leiche der Frau in einer Unterkunft in Costa Rica entdeckt worden war. Der Mörder war ein Wachmann, der illegal im Land arbeitete. Der Vorwurf der Opferfamilie: Airbnb habe es versäumt, einen Hintergrundcheck des Mannes durchzuführen. Kurz danach erhielt die Familie eine unbekannte Summe von Airbnb und der Fall wurde beigelegt.

Fünf Tote nach Party in Airbnb-Haus

Trotz des damaligen Versprechens des Unternehmens, für mehr Sicherheit für seine Gäste zu sorgen, kam es zwischen 2018 und 2019 zu mehreren tödlichen Vorfällen. Ende Oktober 2019 wurde nahe San Francisco eine Villa für eine Nacht gemietet, um eine Halloween-Party mit 100 Gästen zu feiern. Es kam zu einer Schießerei, bei der fünf Menschen ums Leben kamen. Die Familien der Opfer warfen Airbnb vor, nichts unternommen zu haben, habe es in diesem Haus schon mehrmals schwere Vorfälle von Gewalt gegeben. Bis heute dauern die Verhandlungen um eine außergerichtliche Lösung mit Airbnb an.

Dem Portal Bloomberg zufolge zahlt Airbnb jährlich 50 Millionen Dollar Schadensersatz an seine Kunden. Das Unternehmen hat unter anderem hochkarätige Experten für politische Krisen eingestellt, wie etwa Nick Shapiro, ehemaliger Berater des Nationalen Sicherheitsrats von Barack Obama und stellvertretender Stabschef der CIA.

Letzten Dezember kündigte Airbnb zusätzliche Sicherheitsausgaben in Höhe von 150 Millionen US-Dollar an. In den USA wurde außerdem eine Hotline eingerichtet, um Mietern sofortigen Zugang zu einem Sicherheitsbeauftragten zu bieten. Nutzer, die jünger als 25 Jahre alt sind und keine positiven Bewertungen vorweisen können, werden von der Buchung einer Airbnb-Unterkunft in der Gegend, in der sie wohnen, ausgeschlossen.

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