Niederösterreich

AK NÖ erkämpfte 38,4 Millionen Euro für Betroffene

Im Jahr 2021 suchten 153.000 Arbeitnehmer Hilfe bei der AK Niederösterreich. Probleme gab es bei Entlohnung und beim Ende von Arbeitsverhältnissen.

Tanja Horaczek
Teilen
Die AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser freut sich über die Bilanz.
Die AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser freut sich über die Bilanz.
photonews.at/Georges Schneider

Knapp 153.000 Arbeitnehmer haben im Vorjahr die Hilfe der AK Niederösterreich wegen Problemen am Arbeitsplatz gesucht. Wie die Angestellte eines Montagebetriebes im Bezirk Mistelbach, auch sie wandte sich an die Arbeiterkammer. Sie kündigte nach sechs Jahren und stellte fest, dass sie zu niedrig bezahlt wurde. Sie ließ ihre Endabrechnung von der Arbeiterkammer kontrollieren.

Angestellte falsch eingestuft

„Es hat sich schnell herausgestellt, dass sie jahrelang falsch eingestuft worden war. Das heißt, sie war in einer schlechter bezahlten Verwendungsgruppe im Kollektivvertrag als es ihrer Arbeit und ihrer Ausbildung entsprochen hätte“, so Doris Rauscher-Kalod, Leiterin der Abteilung Arbeits- und Sozialrecht der AK Niederösterreich. Dazu kamen etliche unbezahlte Mehr- und Überstunden. „In Summe hat ihr der Arbeitgeber rund 6.500 Euro netto zu wenig bezahlt“, sagt Rauscher-Kalod. „Wir haben den Betrieb aufgefordert, der Betroffenen das Geld nachzuzahlen. Das ist auch sehr schnell passiert.“

"Ohne Beratung kein Geld für Betroffene"

38,4 Millionen Euro hat die AK Niederösterreich im Vorjahr insgesamt für die Betroffenen an Nachzahlungen erkämpft, schildert AK Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser. Der Großteil waren Nachzahlungen ausstehender Löhne und Gehälter, nicht bezahlte Urlaubs- oder Kündigungsentschädigungen und Abfertigungen, die den Betroffenen zu Unrecht vorenthalten worden waren. „Ohne unsere Beratung und Rechtsvertretung wären die meisten Betroffenen nicht zu ihrem Geld gekommen“, fasst Wieser zusammen.

Gleiche Kündigungsfristen für Arbeiter und Angestellte

Eine Auswertung der Daten zeigt, dass sich im Vorjahr die Probleme bei der Beendigung des Dienstverhältnisses häuften. Ein Teil geht auf eine eigentlich erfreuliche Entwicklung zurück: „Seit Oktober gelten die gleichen Kündigungsfristen für Arbeiter und für Angestellte. Damit ist eine langjährige Forderung der Arbeiterkammern und der Gewerkschaft endlich umgesetzt. Unsere konsequente politische Interessenvertretung hat sich also ausgezahlt. Das ist eine große Verbesserung für Arbeiter“, sagt Wieser. „Allerdings haben nicht alle Arbeitgeber diese neuen Kündigungsfristen auch berücksichtigt.“ Verbesserungen erreicht hat die AK Niederösterreich auch für Beschäftigte von Leiharbeitsfirmen.

Zahlreiche Fragen zum Thema Covid und Kinderbetreuung

Der Beratungsbedarf im Zusammenhang mit Corona und den  der jeweils geltenden Pandemievorschriften ist nach wie vor hoch. „Bei den Beratungsanfragen per e-mail ist Covid das wichtigste Thema“, so Wieser. „Bei Telefonberatungen ist es zwar noch eines der wichtigeren Themen, aber mit großen Abstand zu Fragen rund um das Ende des Dienstverhältnisses und rund um Fragen, ob der Arbeitgeber auch den richtigen Lohn beziehungsweise das richtige Gehalt ausbezahlt.“

Die häufigsten Corona-spezifischen Fragen betreffen die Kinderbetreuung, ergänzt AK-Präsident Wieser. „Da geht es um die Sonderbetreuungszeit für Eltern, darum, und darum, was man tun muss, wenn das Kind positiv getestet wurde, oder die Klasse wegen Quarantäne geschlossen ist.“