Politik

"Hoffnung besteht noch" – AMS-Chef lässt aufhorchen

In der ZIB2 scheute AMS-Chef Johannes Kopf nicht vor harten Ansagen zurück. Er fordert mehr Geld für Integration und äußert vorsichtige Hoffnungen.

Roman Palman
AMS-Chef Johannes Kopf am 14. September 2023 in der ZIB2 mit Marie-Claire Zimmermann.
AMS-Chef Johannes Kopf am 14. September 2023 in der ZIB2 mit Marie-Claire Zimmermann.
Screenshot ORF

Der Verwaltungsrat des Arbeitsmarktservice hat am Donnerstag seine beiden aktuellen Chefs auch für die nächste Funktionsperiode (2024-2030) bestellt. Johannes Kopf und Petra Draxl haben somit den Sanctus, das AMS für noch viele Jahre weiter zu leiten.

Dieser Rückenwind blies Kopf dann auch ins ZIB2-Studio, wo er sich live im ORF für die Integration von Flüchtlingen am Arbeitsmarkt stark machte. Nur rund die Hälfte findet hierzulande einen Job. Um das stärker zu fördern, will er 100 Millionen Euro zusätzlich.

Ein Eckpfeiler ist dabei die Erlernung der deutschen Sprache: "Die größte Schere gibt es bei der Sprache. Das ist ganz klar. Wenn ich jetzt nach Japan gehen würde, dann ist es völlig irrelevant, dass ich ein Studium habe. Weil ich kein Japanisch kann, werde ich meine Qualifikation dort nicht unterbringen."

AMS-Chef Johannes Kopf am 14. September 2023 in der ZIB2 mit Marie-Claire Zimmermann.
AMS-Chef Johannes Kopf am 14. September 2023 in der ZIB2 mit Marie-Claire Zimmermann.
Screenshot ORF

Besonders in Jobs mit hohen Ausbildungsanforderungen müsse man schon sehr gut Deutsch können, um etwa auch hier die Zulassung als Arzt zu bekommen. Das AMS habe in Wien schon 170 vorrangig syrische Mediziner bei ihrer Nostrifikation begleitet, ein Prozess, der drei Jahre dauere und brauche viel Geld. Sprachkurse seien teuer, aber "hunderte Mal gescheiter", als wenn ein syrischer Arzt als Erntehelfer in der Landwirtschaft lande anstelle im AKH.

"Vor allem ein Wien-Thema"

"Letztlich: die Nicht-Integration ist sehr viel teurer als die Integration", argumentierte der AMS-Chef seinen Budgetwunsch. Das gelte vor allem für Jugendliche, die nach seinen Vorstellungen "den ganzen Tag an ihrer Integration arbeiten" sollen. "Damit es schnell geht."

Und, so unterstreicht Kopf: "Es ist vor allem ein Wien-Thema", denn drei Viertel der Geflüchteten aus dem Mittleren Osten würden sich in der Hauptstadt aufhalten.

AMS-Chef Johannes Kopf am 14. September 2023 in der ZIB2 mit Marie-Claire Zimmermann.
AMS-Chef Johannes Kopf am 14. September 2023 in der ZIB2 mit Marie-Claire Zimmermann.
Screenshot ORF

Die Herkunft spielt auch bei den Erfolgschancen eine Rolle. Doch die statistisch niedrige Erwerbsquote unter Syrern und Afghanen täusche laut Kopf etwas, da aus diesen Ländern laufend neue Menschen nach Österreich kommen würden. Auch diese müssten erst einmal das lateinische Alphabet und die Sprache lernen – eine doppelte Herausforderung. 

Was aber eindeutig ist: Die Integration der Frauen ist "sehr viel schwerer". Das hänge aber von mehreren Faktoren ab, nicht zuletzt der Kultur in den Herkunftsländern. Viele würden lieber daheim bei den Kindern bleiben. Kopf vergleicht es mit den 1970er-Jahren in Österreich. Das "Empowerment" dieser Frauen zur Selbstständigkeit im Sinne von selbst Geld verdienen, sei auch eine Aufgabe der Integration in unsere Gesellschaft.

"Pest und Cholera"

Themensprung: Die jüngste Leitzinserhöhung durch die EZB sieht der AMS-Chef mit Sorge. Die Inflation stelle die Währungshüter vor die Wahl "zwischen Pest und Cholera – Rezession und Inflation". Und gerade in Österreich sei die Situation "noch einmal verzwickter", durch national stärkerer Teuerung und schwacher Auslandsnachfrage nach unseren Produkten. "Insgesamt macht es mir Sorgen, auch der Bau läuft nicht gut, wegen der hohen Kreditkosten."

AMS-Chef Johannes Kopf am 14. September 2023 in der ZIB2 mit Marie-Claire Zimmermann.
AMS-Chef Johannes Kopf am 14. September 2023 in der ZIB2 mit Marie-Claire Zimmermann.
Screenshot ORF

Am Arbeitsmarkt würden die Auswirkungen aber noch von Gegeneffekten teils abgefangen. Zum einen gebe es durch die Demografie des Landes weniger Jobsuchende und dazu würden nun auch immer mehr Männer weniger arbeiten. "Dadurch steigt die Arbeitslosigkeit nicht so stark wie sie sonst steigen würde."

Noch werde für 2024 eine steigende Beschäftigungsquote prognostiziert, doch das könne sich noch ändern. "Ich fürchte, dass die Herbstprognose nach unten zeigen wird und nicht so positiv ist", so der AMS-Vorstand. "Ich bin unsicher, wie das nächste Jahr sein wird. Aber Hoffnung besteht noch".

Die wirtschaftliche Lage bleibe jedenfalls angespannt: "Ganz pessimistisch bin ich nicht, noch schaut es nicht so aus, dass wir wirklich in eine Rezession schlittern. Ein Punkt bleibt aber: Inflation bekämpfen und Wahljahr ist auch schwierig in der Kombination. Aber wir werden es schon zambringen."

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