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Angst in Clubs – Frauen werden mit Spritzen betäubt

Dutzende Menschen – mehrheitlich Frauen – haben in Frankreich Anzeige erstattet, nachdem sie von Unbekannten mit Spritzen betäubt worden waren.

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In Clubs und Bars in Frankreich häufen sich seit Anfang April mysteriöse Attacken mit Spritzen.
In Clubs und Bars in Frankreich häufen sich seit Anfang April mysteriöse Attacken mit Spritzen.
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Mysteriöse Attacken mit Spritzen in französischen Nachtclubs haben bei Frauen und Behörden Angst und Verunsicherung ausgelöst. Allein in den vergangenen drei Wochen sind bei der Polizei über 60 Anzeigen eingegangen. Das Phänomen hat sich in ganz Frankreich ausgebreitet – aus Nantes, Rennes, Toulouse, Grenoble und Béziers bis Périgueux sind Fälle bekannt.

Bei den Opfern handelt es sich in den meisten Fällen um Frauen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren, nur die wenigsten sind Männer. Die Angriffe finden in Bars, Clubs und auf Festivals statt. Nach den Stichen klagen die Opfer über Übelkeit, Schwindel und Schmerzen. Bislang wurden jedoch keine Fälle von sexuellen Übergriffen gemeldet.

Bluttests sind negativ

Die Behörden tappen im Dunkeln: Sie konnten noch keine Spritzen beschlagnahmen. Die Spuren der Stiche sind oft deutlich sichtbar, aber die toxikologischen Analysen weisen nicht auf eine bestimmte Substanz hin. Derzeit werden bei den Opfern Tests durchgeführt, um eine Ansteckung mit Aids oder Hepatitis auszuschließen.

Der Staatsanwalt von Nantes, Renaud Gaudeul, sagte am Freitag gegenüber dem Radiosender France 3: "Wir haben Anzeigen von Leuten, die über ein stechendes Gefühl und unmittelbare Symptome berichten. Aber diese Symptome sind sehr unterschiedlich." Einige spürten Schläfrigkeit, andere müssten sich übergeben, andere wiederum würden bewusstlos und manche meldeten Gedächtnislücken. Gaudeul wies darauf hin, dass es derzeit weder eine Erklärung noch ein Motiv für diese Angriffe gebe. Die Behörden vermuten, dass versucht werde, giftige Substanzen zu injizieren, aber auch "eine Psychose zu erzeugen".

Schnelle Probeentnahme ist wichtig

Es sei jedoch sehr gut möglich, dass die gestochenen Frauen und Männer unter Drogen gesetzt wurden, meint Laurence Labat-Deveaux, Leiterin der toxikologischen Abteilung im Spital Lariboisière, gegenüber Radio Classique. "Bei den Substanzen, die in den Spritzen enthalten waren, könnte es sich um GHB handeln, das sehr schnell abgebaut wird. Diese Droge hat eine maximale Lebensdauer im Blut von zehn Stunden. GHB wird niemals intramuskulär gespritzt, daher haben die Ärzte und Ärztinnen überhaupt keinen Einblick in die Wirkung, die es hervorruft. Daher ist eine schnelle Probeentnahme immer wichtig."

Solche Spritzenangriffe kennt man aus England, als 2021 zahlreiche Gäste ohne ihr Wissen mit GHB – auch bekannt als "Vergewaltigungsdroge" – betäubt wurden, die in die Getränke getan wurde. Clubbesitzer reagierten sofort auf das Phänomen, indem sie mit der Zunahme von Fällen die Sicherheit in ihren Lokalen mit mehr Personal erhöhten und die Lokale mit Videokameras ausstatteten.

Spiking/K.-o.-Tropfen
Beim Spiking werden Drogen über ein Getränk oder intramuskulär mit einer Spritze verabreicht. Dabei handelt es sich um Substanzen wie GHB, GBL, BD, geläufig als K.-o.-Tropfen, Liquid Ecstasy oder Vergewaltigungsdroge. Bei den Substanzen handelt es sich um farbloses Pulver oder um Flüssigkeiten mit salzigem oder leicht seifigem Geschmack und praktisch ohne Geruch. Sie sind gut mit Wasser mischbar und können unbemerkt in einen Drink gemixt werden. Bereits fünfzehn Minuten nach der Einnahme macht sich eine Euphorie breit, die schließlich in Müdigkeit übergeht. Werden die Substanzen überdosiert, kommt es zu Übelkeit, Benommenheit, tiefer Bewusstlosigkeit und Atemnot.
Nach dem Aufwachen können sich die Opfer an nichts mehr erinnern. GBL und BD werden von der chemischen Industrie in riesigen Mengen produziert und für die Herstellung von zahlreichen Produkten wie z. B. Bauchemikalien oder Farben verwendet. Die Stoffe sind als gesundheitsschädlich eingestuft und gekennzeichnet. GHB und seine Ester (z. B. GBL) sind seit 2002 dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt. Nicht industrieller Handel und Konsum sind daher verboten. Experten raten, keine offenen Drinks von Unbekannten anzunehmen und eigene Drinks nicht unbeaufsichtigt zu lassen.

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