Wirtschaft

Arbeit ohne Ende: 34 % schalten nicht mehr ab

Heute Redaktion
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Bild: Fotolia

Die aktuelle Auswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index zeigt, dass bereits 34 Prozent der Beschäftigten auch in der Freizeit arbeiten. Einerseits, weil sie müssen, andererseits weil sie nicht mehr abschalten können oder wollen.

. Einerseits, weil sie müssen, andererseits weil sie nicht mehr abschalten können oder wollen.

Sogar im Urlaub und im Krankenstand wird gearbeitet - das sagen 17 bzw. 14 Prozent der Befragten. 25 Prozent haben auch während einer Pflegefreistellung gearbeitet, allerdings haben nur neun Prozent in Österreich eine Pflegefreistellung in den letzten drei Jahren in Anspruch genommen.

Beruf vermischt sich mit Privatleben

Als Indiz, dass viele Beschäftigte Arbeit und Freizeit nicht mehr trennen, mag gelten, dass 17 Prozent kein privates Handy mehr haben und viele ihr Diensthandy auch privat verwenden. Einen Dienstlaptop haben 11 Prozent, was dazu führt, dass bereits 36 Prozent außerhalb der Normalarbeitszeit mit Handy oder Laptop arbeiten. Jeder Siebente (14 Prozent) macht das sogar täglich.

Die größte Gruppe macht das aus eigenem Interesse, andere werden sonst mit der Arbeit nicht mehr fertig. Oft wird die Mehrarbeit auch vom Vorgesetzten erwartet.

Unsitte "All in"-Vertrag

Im Urlaub mag "All inclusive" ja ein gutes Angebot sein, im Arbeitsvertrag ist es eine Unsitte. Bereits 18 Prozent der im Arbeitsklima Index Befragten sagen, dass sie einen haben.

Oberösterreichs AK-Präsident Johann Kalliauer hat eine klare Meinung: "All in-Arbeitsverträge bringen den Beschäftigten überwiegend Nachteile: Zu einem fixen Grundgehalt zahlt das Unternehmen meistens einen pauschalierten Überstundenzuschlag. Oft leisten die Arbeitnehmer viel mehr Überstunden als durch diese Pauschale abgedeckt ist, so dass es zu einer Ansammlung von unbezahlten Überstunden kommt."

Die AK fordert, dass All in-Verträge auf das höhere Management beschränkt sein sollen. Außerdem müssen diese Verträge transparenter gestaltet werden, beispielsweise durch eine klare Ausweisung des Grundgehalts. .

Wirtschaftskammer: Flexibilität wird erwartet

"Die neuen Technologien erleichtern das Leben und auch die berufliche Tätigkeit. Sie führen zu einer Vermischung von  Arbeit und Freizeit, die aber auch im Interesse von Arbeitnehmern ist", kommentiert Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung Sozialpolitik der Wirtschaftskammer Österreich, den Arbeitsklima Index.

Die Umfrage der Arbeiterkammer habe ergeben, dass Arbeitgeber die Nutzung von Arbeitszeit und konkret von Diensthandy und -Laptop zu privaten Zwecken vielfach tolerieren. Daher müssten sie, so Gleitsmann, auch eine gewisse Flexibilität der Arbeitnehmer außerhalb der Arbeitszeit erwarten können.

Betriebliche Vereinbarungen ratsam

Empfehlenswert seien betriebliche Vereinbarungen etwa zur Erreichbarkeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern, die Firmen-Handys benutzen, nicht aber eine gesetzliche Regelung "Dieses Geben und Nehmen zu regulieren, ist weder sinnvoll noch praktikabel", so Gleitsmann: "Oder soll der Arbeitgeber privates Telefonieren oder Internetsurfen während der Arbeitszeit von der Arbeitszeit abziehen, und der Arbeitnehmer dienstliche Telefonate außerhalb der Arbeitszeit aufzeichnen?"

"All-In-vereinbarung besser bezahlt"

Unverständlich ist aus Sicht der Wirtschaftskammer die Verteufelung von All-In-Vereinbarungen: "Bei solchen Verträgen liegt die Entlohnung über dem Kollektivvertragsgehalt, wobei der Arbeitnehmer dieses höhere Entgelt auch dann bezieht, wenn gar keine Überstunden anfallen."

Für den Arbeitgeber ergibt sich eine Erleichterung bei der Lohnverrechnung. Diese sei inzwischen, so Gleitsmann abschließend, derart kompliziert, dass sich sogar die Höchstgerichte mit der Berechnung von Überstundenentgelten befassen müssen.