Österreich

Arbeitsloser Sohn erpresste mittellose Mutter

Heute Redaktion
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Bild: Symbolfoto

Ein ungewöhnlicher Strafprozess beschäftigte am Mittwoch ein Gericht in Wiener Neustadt: Mutter und Sohn im Clinch, beide mit psychischen und physischen Problemen überladen, standen einander gegenüber. Der Arbeitslose soll die Mittellose erpresst haben. Den Angeklagten wurde eine Diversion angeboten.

Ein ungewöhnlicher Strafprozess beschäftigte am Mittwoch ein Gericht in Wiener Neustadt: Mutter und Sohn im Clinch, beide mit psychischen und physischen Problemen überladen, standen einander gegenüber. Der Arbeitslose soll die Mittellose erpresst haben. Den Angeklagten wurde eine Diversion angeboten.

Mutter (55) und Sohn (33), beide voller Schulden, was ihren Angaben zufolge mit dem umtriebigen Leben des Ex-Mannes bzw. des Vaters zu tun haben muss, kamen offenbar mit ihrer Situation nicht mehr zurecht. Der Sohn, der als Bürge auf einem vom Vater hinterlassenen Schuldenberg von 700.000 Euro sitzt, allerdings arbeitslos ist, machte seiner Mutterl das Leben zur Hölle.

"Ich werde dich ruinieren"

Die übergewichtige und unter anderem auch deshalb arbeitslose Frau konnte den Filius nicht unterstützen. Man ging sich gegenseitig auf die Nerven, konnte nicht mehr miteinander reden, schaltete deshalb eine angebliche Vermittlerin ein. Denn der Sohn setzte die 55-Jährige mit SMS und Drohungen unter Druck. "Gib mir Geld, sonst mach ich dich fertig, ich werde dich ruinieren..." lautete zum Beispiel eine Message des 33-Jährigen.

Beschuldigten fühlten sich übergangen

In der Verhandlung kristallisierte sich schnell heraus: Mutter und Sohn lieben sich, können aber mit ihrer Situation nicht umgehen. Beide ließen am Rande des Verfahrens anklingen, dass sie sich von der Sachwalterin quasi übergangen fühlten. Eigentlich wolle man in Eintracht die finanzielle prekäre Situation meistern. "Ich will nicht, dass mein Sohn verurteilt wird. Ich will, dass er eine Therapie macht", erklärte die Mutter im Zeugenstand.

Diversion wurde akzeptiert

Richterin Nina Morawetz entschied in diesem Sinne: Nachdem die Staatsanwältin einen Teil der Anklage zurückgezogen hatte, stellte die Richterin das Verfahren bezüglich der versuchten Erpressung auf eine Probezeit von zwei Jahren ein. Der Angeklagte bekam die Weisung, eine Psychotherapie zu beginnen. Wird er dem gerecht und gibt es keine neuen Vorfälle in diese Richtung mehr, bleibt der 33-Jährige unbescholten.