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Argentinien steuert unbeirrt auf Bankrott zu

Heute Redaktion
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Bild: Jessica Rinaldi/Reuters

Argentinien steht aus Sicht der Finanzmärkte vor dem Zahlungsausfall. Die Verhandlungen im Schuldenstreit mit US-Hedgefonds scheiterten am Mittwoch. Damit gilt das Land auf den Finanzmärkten als zahlungsunfähig. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's hat die Kreditwürdigkeit von Argentinien schon kurz vor Ablauf der Frist auf das Niveau eines "teilweisen Zahlungsausfalls" herabgestuft.

Argentinien steht aus Sicht der Finanzmärkte vor dem Zahlungsausfall. Die Verhandlungen im Schuldenstreit mit US-Hedgefonds scheiterten am Mittwoch. Damit gilt das Land auf den Finanzmärkten als zahlungsunfähig. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's hat die Kreditwürdigkeit von Argentinien schon kurz vor Ablauf der Frist auf das Niveau eines "teilweisen Zahlungsausfalls" herabgestuft.

"Unglücklicherweise konnte keine Einigung erzielt werden, und die Republik Argentinien steht vor dem Default (Zahlungsausfall)", sagte der gerichtlich bestellte Schlichter in dem Streit, Daniel Pollack, nach mehrstündigen Gesprächen der Konfliktparteien in New York, an denen auch Argentiniens Wirtschaftsminister Axel Kicillof teilnahm.

Argentinien und die Hedgefonds, die sich nicht am Schuldenschnitt beteiligt haben, streiten über die Rückzahlung alter Anleiheschulden plus Zinsen. Solange Argentinien den Fonds NML Capital und Aurelius Forderungen über 1,5 Milliarden Dollar nicht bezahlt, darf es laut einem Richterspruch auch andere Anleihen nicht bedienen.

Weigerung soll Lawine an Forderungen vermeiden

Die drittgrößte Wirtschaftsmacht Lateinamerikas will mit ihrer harten Haltung gegenüber den Hedgefonds weit Schlimmeres vermeiden. Denn wenn Buenos Aires in dem Streit nachgeben und die Forderung in voller Höhe begleichen würde, sieht sich Argentinien durch Vertragsklauseln verpflichtet, der übergroßen Mehrheit der Gläubiger dieselben Konditionen einzuräumen. Damit würden bis zu dreistellige Milliardenbeträge fällig und die Vereinbarungen für den Schuldenschnitt aus den Jahren 2005 und 2010 faktisch hinfällig. "Das wäre ein Horror für die Argentinier", betonte Kicillof.

Argentinien werde weiter seine Schulden zahlen, aber sein Land werde keine Verpflichtungen eingehen, die die Zukunft des Landes sowie dessen Bürger gefährdeten und den milliardenschweren Schuldenschnitt-Vereinbarungen aus 2005 und 2010 mit der Mehrheit der Gläubiger in Gefahr brächten. Die Argentinier könnten beruhigt sein. "Morgen wird ein anderer Tag sein, und die Welt geht weiter."

S&P reagierte schon vor Fristablauf

Mit der auf seiner Webseite vorgenommenen Einstufung reagierte S&P am Mittwoch auf das Versäumnis von Buenos Aires, rund 540 Millionen Dollar an Staatsschulden bei internationalen Gläubigern zu tilgen. Es wurde erwartet, dass auch die Agenturen Fitch und Moody's dem Schritt folgen und das südamerikanische Land auf Default setzen.

Die Auswirkungen auf das öffentliche Leben in dem Land werden als begrenzt eingeschätzt. Auch die Finanzmärkte dürften die aktuellen Entwicklungen kaum treffen, da Argentinien schon seit der Staatspleite im Jahr 2001 dort kein Geld mehr bekommt.

Kicillof wehrte sich gegen die Einstufung als Zahlungsausfall: "Das ist kein Default. Default ist, wenn einer nicht bezahlt. Und Argentinien hat gezahlt." Die Hedgefonds seien nicht bereit gewesen, auf die Angebote der argentinischen Regierung einzugehen, die eine Regelung nach dem Muster der 2005 und 2010 getroffenen Schuldenschnitt-Vereinbarungen vorschlug. "Sie wollen mehr (Geld), und sie wollen es jetzt", sagte der Minister in New York.