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Ärzte pflegen Terroristen für Hinrichtung gesund

Heute Redaktion
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Bild: AP/Twitter

Eine Woche nach dem Terroranschlag beim Boston Marathon ist gegen einen der mutmaßlichen Attentäter Anklage erhoben worden. Makaber: Ärzte kämpfen seit der Festnahme um das Leben des 19-jährigen Dzhokhar Tsarnaev, dem, wenn er überlebt, die Todesstrafe droht.

, dem, wenn er überlebt, die Todesstrafe droht.

war bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei am Freitag ums Leben gekommen.

Wie der US-Sender CNN am Montag unter Berufung auf Angaben von Regierungsbeamten berichtete, habe der 19-Jährige den Ermittlern zu verstehen gegeben, dass mit der Tat den Islam habe verteidigen wollen. Den Angaben zufolge handelten die Brüdern allein. Eine internationale Terrororganisation stecke nicht hinter der Tat, soll Dzhokhar Tsarnaev erklärt haben.

"Ausmaß dieser Verbrechen ist groß"

"Das Ausmaß dieser Verbrechen ist groß und betrifft eine weltweite Gemeinschaft, die Frieden und Gerechtigkeit will", sagte die Staatsanwältin von Massachusetts, Carmen Ortiz. "Wir hoffen, dass diese Anklage der gesamten Öffentlichkeit sowie Mut macht, dass das Recht waltet."

Während der Anklageverlesung sei Tsarnaev "wach, mental aufnahmefähig und bei klarem Verstand" gewesen, gab Richterin Marianne B. Bowler zu Protokoll. Auf die Frage, ob der infolge seiner Verletzungen sprechunfähige Angeklagte in der Lage sei, einige Fragen zu beantworten, habe er deutlich genickt. Ein einziges Wort habe Tsarnaev gesagt und dies sei ein "Nein" auf die Frage gewesen, ob er sich einen Anwalt leisten könne.

Angeklagter bekommt Anwalt

Zuvor hatte die US-Regierung erklärt, der 19-Jährige komme nicht vor ein Militärgericht. "Er wird nicht als feindlicher Kämpfer behandelt", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, vor Journalisten. Damit hat Tsarnaev das Recht, zu den Vorwürfen zu schweigen und einen Anwalt zu hinzuzuziehen. Nach Informationen des Fernsehsenders CNN soll der Prozess am 30. Mai beginnen.

Genau eine Woche nach dem Bombenanschlag gedachten die Bewohner des US-Bundesstaates Massachusetts am Montag in einer Schweigeminute der Opfer. Auf den Punkt um 14.50 Uhr (Ortszeit), dem Zeitpunkt der ersten Explosion, stand das Leben für eine Minute still. Anschließend läuteten in ganz Massachusetts die Kirchenglocken. US-Präsident Barack Obama nahm in Washington an der Schweigeminute teil.

Gruppe lief Boston-Marathon zu Ende

Eine Gruppe von Teilnehmern am Boston-Marathon lief die Strecke am Montag symbolisch zu Ende. "Es ist toll, Teil dieser Gruppe zu sein und zu zeigen, dass diese Stadt zwar verletzt wurde, aber nicht am Boden liegt", sagte eine Läuferin dem Sender CNN. Der Marathon war nach den Explosionen am 15. April abgebrochen worden.

Am Montagvormittag war das erste der drei Bombenopfer beigesetzt worden. Hunderte Trauergäste verabschiedeten sich von der 29-jährigen Krystle Campbell in ihrer Heimatstadt Medford. "Sie hatte ein Herz aus Gold", sagte ihre weinende Mutter Patty Campbell. Ihre Tochter, eine Restaurantmanagerin, war unter den Zuschauern, als die Sprengsätze kurz vor der Ziellinie detonierten. Außer der jungen Frau starben auch ein achtjähriger Bursche und eine chinesische Studentin der Boston University. Für die 23-Jährige gab es dort am Montagabend (Ortszeit) eine Trauerfeier.

Keine Lebensgefahr bei Verletzten

Von den Verletzten des Anschlags befindet sich anscheinend niemand mehr in kritischem Zustand. "Ich bin zuversichtlich, dass wir keinen Patienten verlieren werden", sagte George Velmahos, Traumaspezialist des örtlichen Massachusetts General Hospital, vor Journalisten.

Die US-Bundespolizei FBI gerät inzwischen immer mehr in die Kritik, weil sie Hinweise aus Russland auf eine mögliche Radikalisierung nicht ernst genommen haben soll. Die Kongressabgeordneten Michael McCaul und Peter T. King sprachen von einem "geheimdienstlichen Versagen", wie die "New York Times" berichtete.

FBI steht heftig in der Kritik  

Der Fall werfe ernsthafte Fragen über die Wirksamkeit der Terrorismusbekämpfung in den USA auf, schrieben die beiden Republikaner in einem an das FBI, das Heimatschutzministerium und den Chef der Nationalen Nachrichtendienste adressierten Brief, aus dem auch "USA Today" zitierte. McCaul ist der Vorsitzende des Ausschusses für Heimatschutz im US-Repräsentantenhaus und hat Zugang zu Geheimdienstinformationen, auch King ist Terrorismusexperte.

Der getötete Tamerlan Tsarnaev sei bereits der fünfte Verdächtige seit den Anschlägen vom 11. September 2001, dem Verstrickungen in einen terroristischen Angriff vorgeworfen würden, während er unter FBI-Beobachtung gestanden habe, hieß es.