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Attacke auf Gemälde stellt Fahnder vor Rätsel

Heute Redaktion
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Bild: Michel Spingler (AP)

Jeder in Frankreich kennt wohl Eugene Delacroix' "Die Freiheit führt das Volk" als Sinnbild der Revolution, seit kurzem hängt es im neuen Louvre-Ableger in der nordfranzösischen Kleinstadt Lens. Dort hat nun eine 28-Jährige das weltberühmte Gemälde von der barbusigen Anführerin des Sturms auf die Barrikaden am Donnerstagabend mit Filzstift beschmiert. Die mysteriöse Attacke gab den Fahndern auch einen Tag später noch Rätsel auf.

Jeder in Frankreich kennt wohl Eugene Delacroix' "Die Freiheit führt das Volk" als Sinnbild der Revolution, seit kurzem hängt es im neuen Louvre-Ableger in der nordfranzösischen Kleinstadt Lens. Dort hat nun eine 28-Jährige das weltberühmte Gemälde von der barbusigen Anführerin des Sturms auf die Barrikaden am Donnerstagabend mit Filzstift beschmiert. Die mysteriöse Attacke gab den Fahndern auch einen Tag später noch Rätsel auf.

Bevor sie von einem Wächter und einem Besucher gestoppt werden konnte, hatte die junge Frau mit schwarzem Stift das Kürzel "AE911" geschmiert. Sie wurde festgenommen und am Freitag von der Polizei verhört. Die Fahnder prüfen, ob die Kritzelei in Zusammenhang mit einer Internet-Petition zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA steht. Unter dem Motto "AE911" fordern deren Unterzeichner den US-Kongress zu einer "wirklich unabhängigen Untersuchung" der Attentate in New York und Washington auf, um die sich eine Reihe von Theorien ranken.

Der Bürgermeister von Lens, Guy Delcourt, geht hingegen davon aus, dass die aus Nordfrankreich stammende Frau psychisch krank ist und das Meisterwerk nicht vorsätzlich zerstören wollte. Auch der zuständige Staatsanwalt von Bethune, Philippe Peyroux, schließt dies nicht aus. Es könne sein, dass die Frau in "einem Anfall von Wahn" gehandelt habe, sagte er am Donnerstagabend. Es könne aber auch sein, dass hinter der Tat "irgendeine Forderung" stehe. "Wir müssen herausfinden, was diese Inschrift für sie bedeutet." Peyroux ordnete nach eigenen Angaben eine Untersuchung der 28-Jährigen durch einen Psychiater an.

Durch dicke Lackschicht geschützt

Nach Angaben des Leiters der Gemäldeabteilung des Louvre, Vincent Pomarede, kann die rund 30 Zentimeter breite und sechs Zentimeter hohe Kritzelei voraussichtlich leicht entfernt werden. Das Gemälde sei durch eine sehr dicke Lackschicht geschützt, sagte der Experte, der das Werk begutachtete. "Ich bin erleichtert." Die Gemäldeabteilung des Louvre in Lens war am Freitag für Besucher geschlossen. Diese bekamen dafür kostenlosen Eintritt zu den anderen Kollektionen.

"Die Freiheit führt das Volk" ist eines von mehreren Meisterwerken, die der Pariser Louvre seiner neuen Zweigstelle in Lens geliehen hat. Das 2,60 mal 3,25 Meter große Gemälde hatte Eugene Delacroix 1830 geschaffen - inspiriert vom Pariser Juliaufstand desselben Jahres. Es zeigt eine kämpferische, barfüßige und barbusige junge Frau mit Trikolore und Gewehr inmitten von Barrikadenkämpfern. Der Aufstand richtete sich damals gegen Pläne, die Errungenschaften der Französischen Revolution von 1789 wieder abzuschaffen. Vielen gilt das Gemälde als Symbol der Französischen Revolution schlechthin.

Werke stammen aus dem Louvre

Das Museum in der einstigen Bergbau-Stadt Lens war erst im Dezember vom französischen Staatschef François Hollande eröffnet worden. In dem eleganten Neubau mit einer Fassade aus Glas und Aluminium sind für zunächst fünf Jahre rund 200 Werke von der Antike bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zu sehen, die ein Ausschnitt der Sammlung des Pariser Louvre sind.