Wirtschaft

ATX-Manager cashen 56 Mal so viel wie "Normalos"

Das durchschnittliche Managementgehalt 2017 betrug bereits 1,7 Millionen Euro – um 12 Prozent mehr als 2016.

Heute Redaktion
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Laut dem von der AK Wien erstellte Bericht über die Vorstandsvergütungen in den ATX-Unternehmen, cashten die Manager im Vorjahr um 12 Prozent mehr als 2016 (im Schnitt 1.723.352 Euro) ab. Das ist das 56-fache eines österreichischen Beschäftigten (im Schnitt 30.845 Euro). Noch nie in der Geschichte dieser Erhebung, die seit 2003 in dieser Form durchgeführt wird, gab es einen derart hohen Wert.

Zum Vergleich: 2003 betrug der Faktor noch das 20-fache.

Anreize für den variablen Gehaltsbestandteil sind immer noch weitgehend wirtschaftliche Aspekte wie Gewinnsteigerung, Steigerung des Aktienkurses. Auf Nachhaltigkeit im Sinne von Maßnahmen für die Beschäftigten wird wenig Wert gelegt.

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Die 20 ATX-Unternehmen, die im Geschäftsjahr 2017 insgesamt einen Umsatz von 90 Mrd. Euro erwirtschaften und rund 325.000 Mitarbeiter beschäftigen, werden von 75 Vorständen geleitet.

Angeführt wird das individuelle Ranking vom Vorstandsvorsitzenden der Bawag Group, Anas Abuzaakouk, mit 5,3 Mio. Euro, gefolgt von seinem Vorstandskollegen Sat Shah mit 4,4 Mio. Euro auf dem zweiten Rang. Auf dem dritten Platz landet der Vorstandsvorsitzende der Voestalpine, Wolfgang Eder, mit einer Gesamtvergütung von 3,8 Mio. Euro. Zudem sind zwei nicht mehr aktive Vorstände unter den Top-10 vertreten: der ehemalige Vorstandsvorsitzende Karl Sevelda (RBI) mit 3,6 Mio. Euro, der 2017 in den Ruhestand getreten ist sowie der ehemalige Finanzvorstand Christian B. Maier (Porr AG) mit 2,8 Mio. Euro, der im Berichtsjahr aus dem Unternehmen ausgeschieden ist.

Auffällig: Unter den Top 10 finden sich vier der insgesamt sechs Bawag Group Vorstände. Insgesamt lukriert allein dieses Managementteam im Geschäftsjahr 2017 18,9 Mio. Euro an Bezügen, davon rund zwei Drittel aus fixen Gehaltsbestandteilen. Darüber hinaus werden 31,3 Mio. Euro als Aufwand für anteilsbasierte Vergütungen für Mitglieder des Vorstands ausgewiesen. Diese Information lässt den Schluss zu, dass die Vorstandsvergütung der Bawag Group deutlich höher ausfällt.

Für den Vorstandsvorsitzenden Anas Abuzaakouk hat die Vergütungsberatung hkp eine Gesamtvergütung von 14,1 Mio. Euro berechnet und verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass so ein Vergütungspaket zum einen „im internationalen Maßstab auffällig ist" und zum anderen „mit einer Sonderprämie bzw. einem Sondereffekt mit dem Börsengang in Zusammenhang steht

Mehr Männer vertreten

Es finden sich mehr Männer unter den ATX-Vorständen als Frauen (3). Die erste Frau in diesem Ranking – Elisabeth Stadler, Vorstandsvorsitzende der Vienna Insurance Group, findet sich erst an 50. Stelle. Sie verdiente im Vorjahr 1,063 Millionen Euro – und damit deutlich weniger als der Durchschnitt. Dazu AK Präsidentin Renate Anderl: „Es geht hier nicht um eine Neiddebatte. Managerinnen und Manager haben eine große Verantwortung und sollen dafür auch entsprechend entlohnt werden. Aber die Bezahlung muss sich in einem nachvollziehbaren Rahmen bewegen und sollte in einem angemessenen Verhältnis zu den Einkommen der Beschäftigten stehen. Diese Verhältnismäßigkeit kann ich aber bei einem Faktor von 56 (!) bei allem Respekt vor der Arbeit der österreichischen Vorstände nicht mehr erkennen."



Die AK fordert:


+ Eine Entlohnung für die Vorstände, die auf das durchschnittliche Einkommen der Beschäftigten Bezug nimmt.

+ Der Aufsichtsrat soll eine Obergrenze für die Gagen der Vorstandsmitglieder festlegen.

+ Um Transparenz zu gewährleisten: die innerbetriebliche Offenlegung aller Löhne und Gehälter, um die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern zu beseitigen.

+ Anreize für den variablen Gehaltsbestandteil sollen zu mindestens 20 Prozent Zielvorgaben sein, die nichts mit harten Finanzkennzahlen zu tun haben – etwa die Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

(red)