Wirtschaft

AUA-Piloten platzt jetzt der Kragen

Heute Redaktion
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Die Gehälter sollen eingefroren, automatische Vorrückungen und Pensionsprivilegien gestrichen sowie Arbeitszeiten verlängert werden: Jetzt reicht es dem Bordpersonal. Mit etwas Verspätung um 10.10 Uhr begann am Montag eine Betriebsversammlung des AUA-Bordpersonals. Deutliche Verspätung haben am Vormittag praktisch alle wichtigen "Austrian"-Flüge ab Wien-Schwechat.

Die Gehälter sollen eingefroren, automatische Vorrückungen und Pensionsprivilegien gestrichen sowie Arbeitszeiten verlängert werden: Jetzt reicht es dem Bordpersonal. Mit etwas Verspätung um 10.10 Uhr begann am Montag eine Betriebsversammlung des AUA-Bordpersonals. Deutliche Verspätung haben am Vormittag praktisch alle wichtigen "Austrian"-Flüge ab Wien-Schwechat.

Der Betriebsrat warnt vor einem Massenabgang von AUA-Piloten, die nicht zu schlechteren Bedingungen bei der Innsbrucker Regionaltochter angestellt werden wollen.

Die Zahl der Teilnehmer dürfte an die tausend erreicht haben, der Veranstaltungssaal platzte aus allen Nähten. Piloten und Flugbegleiterinnen hören auch vor den offenen Türen zu. Die Versammlung dürfte mehrere Stunden dauern, wie es hieß.

Auch einige Tyrolean-Piloten sind nach Wien angereist. Ihnen wurde vorab von AUA-Leuten launig angeraten, sich "Helme aufzusetzen". In der heutigen Betriebsversammlung wollen die Arbeitnehmervertreter rechtliche Schritte gegen die vom Vorstand betriebene Verlagerung des Flugbetriebs der AUA auf die billigere Regionalflugtochter Tyrolean beraten.

Verspätungen bei Flügen

Diese Flüge verzögern sich heute: Rom (Planabflug 9.40), Thessaloniki (9.45), Baku (9.55), Moskau und Bagdad (10 Uhr), Pristina und Skopje (10,05), Erbil (10.15), Sofia (10.20) Washington und Tel Aviv (10.25). Der Toronto-Flug geht nach bisherigem Plan um 12.30 statt um 10.30 Uhr, New York (12.40 statt 10.40). Ebenfalls rot angezeigt sind Krakau (10.30) und Kairo (10.30 Uhr.)

Sparmaßnahmen

Die AUA muss auf massiven Druck der deutschen Mutter Lufthansa auch mit den Personalkosten runter. Der Abbau der hohen Verluste der österreichischen Tochter hat für die Deutschen höchste Priorität. Aber auch die übrigen Konzernteile müssen den Gürtel enger schnallen. Auch an die Gehälter und Altersversorgung in der deutschen Kerngesellschaft will die Konzernführung ran.

In einem brisanten Brief an die Lufthansa-Konzernmitarbeiter hat Lufthansa-Vorstand Carsten Spohr das neu angelaufene Sparprogramm des "Kranich" detailliert. Die "Süddeutsche Zeitung" hat am Wochenende aus dem Mitarbeiterbrief zitiert.

Die Flotte soll in den nächsten drei Jahren nicht mehr wachsen. Dafür hat sich das Unternehmen einen harten Sparplan verordnet. So sollen das komplette Geschäft außerhalb der großen Drehkreuze München und Frankfurt mit der Billigtochter Germanwings zusammengelegt und defizitäre Strecken gestrichen werden. Außerdem wird bei vielen Langstreckenflügen die First Class abgeschafft. Und: Die bisherigen Konzernstrukturen seien nicht haltbar, gibt der Vorstand zu bedenken. Die Personalkosten pro Flugstunde sollen um 5 Prozent sinken.

Sparen auch bei Fluggerät

Die Zahl der Flugzeugtypen im Europaverkehr soll von derzeit 6 auf 4 reduziert werden. Künftig wird das kleinste Lufthansa-Flugzeug 90 Sitze haben (Regionalpartner nicht mitgerechnet). Die Boeing 737-Flotte soll künftig nur noch von Frankfurt aus eingesetzt werden und 2016 ausgemustert werden, heißt es in der Information.

Die Einschnitte sind Teil des angekündigten "SCORE"-Programmes, durch das die Lufthansa den Gewinn ab 2014 um 1,5 Mrd. Euro steigern will. "Unsere Rendite ist in den vergangenen Jahren stetig gesunken", so Spohr. "Im Jahr 2011 haben wir gerade noch ein Prozent unseres Umsatzes (...) als Gewinn erwirtschaften können. Dass diese Marge in einer so investitionsintensiven Branche wie dem Luftverkehr nicht ausreicht, bedarf keiner weiteren Erläuterung", schrieb der Lufthansa-Vorstand in dem Brief.

Spohr macht für die schlechte Entwicklung vor allem die Konkurrenz durch die Billigfluggesellschaften und neue Anbieter auf der Langstrecke wie die stark wachsenden Airlines vom Persischen Golf verantwortlich. Die bisherigen Konzernstrukturen seien vor diesem Hintergrund nicht mehr haltbar. Die Lufthansa habe in diesem Jahr bereits drei Langstrecken einstellen müssen. "Wir müssen unbedingt verhindern, dass den nächsten gefährdeten Strecken nach Nanjing, Chennai und Bangkok das gleiche Schicksal widerfährt."

Von den rund 900 Mio. Euro, um die Lufthansa ihr Ergebnis im Passagiergeschäft steigern will, sollen rund 300 Millionen durch höhere Umsätze erreicht werden und 600 Millionen durch niedrigere Kosten. Dies könne zum Beispiel dadurch erreicht werden, wenn gleichzeitig der Treibstoffverbrauch, die Personalkosten, die Gebühren und die Kosten für Wartung oder Catering um 5 Prozent sinken.

Spohr macht in seinem Schreiben deutlich, dass die Lufthansa weitere Milliardeninvestitionen etwa in neue Langstreckenmaschinen erst dann beschließen werde, "wenn erste Erfolge der oben beschriebenen Maßnahmen erkennbar sind". Spohr äußerte sich nicht zum Thema Kündigungen.