Wirtschaft

Das läuft schief beim Airbus-Megaflieger

Heute Redaktion
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Die Produktion des größten Passagierflugzeugs der Welt wird trotz steigender Flugbuchungen eingestellt. Sieben Fragen und Antworten zu dieser folgenschweren Entscheidung.

Der Airbus A380 ist das größte Passagierflugzeug der Welt. Bis zu 853 Passagiere finden darin Platz, an Bord kann man je nach Ausstattung duschen und an der Bar einen Drink genießen. Doch damit ist bald Schluss: 2021 wird der letzte Airbus A380 ausgeliefert, wie Airbus am Donnerstag vermeldete. Was bedeutet das Aus des Riesenfliegers? Das sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Der Entscheid war strategischer Natur: "Airbus hat mit dem A380 nach zehn Jahren seine Verkaufsziele nicht erreicht. Die Führung musste sich entscheiden, ob man es für weitere zehn Jahre versucht oder das Geschäft bereits jetzt vorsichtshalber abschreibt. Das hat Airbus getan", sagt Aviatik-Experte Andreas Wittmer von der Universität St. Gallen. Das Aus komme auf den ersten Blick überraschend, weil der globale Flugmarkt wachse. "Allerdings fehlt es in Europa an der Flugzeuginfrastruktur für noch mehr A380 und Passagiere, um diese zu füllen", sagt Wittmer. Es zeichne sich ab, dass längerfristig leichtere, kleinere Passagierflugzeuge gefragt seien.

Das Investment für Airbus war immens. Gekostet hat das A380-Programm Schätzungen zufolge insgesamt rund 25 Milliarden Euro – mehr als doppelt so viel wie am Anfang geplant. Die Kosten konnten nicht annähernd wieder hereingeholt werden. Für den A380 hat Airbus seit dem Bestellstart im Jahr 2000 nur 313 Aufträge (Stand Ende Jänner) erhalten.

Diashow: Airbus verkündet Aus für Riesenflieger A380

Die Luftfahrt hat sich bis 2050 verpflichtet, ihre Folgemissionen um 50 Prozent zu reduzieren: "Um dieses Klimaziel zu erreichen, braucht es neue Antriebssysteme wie Elektro und Wasserstoff und auch kleinere, leichtere Flugzeuge", sagt Wittmer. "Beim Treibstoffverbrauch pro Person haben Flugzeuge wie der Boeing Dreamliner und der Airbus A350 die Nase vorn, da sie im Gegensatz zum A380 aus leichterem Material gebaut sind."

US-Hersteller Boeing liefert schon seit 2012 mehr Flugzeuge aus als Airbus. Dafür verantwortlich ist zu einem großen Teil das milliardenschwere A380-Programm, wie eine Analyse der "Handelszeitung" zeigt. Bereits kurz nach der Markteinführung fand das Flugzeug aber kaum mehr Kunden. Nur dank dem größten Nutzer Emirates schaffte es Airbus mit dem Flieger überhaupt, sich so lange auf dem Markt zu halten.

Die A380-Modelle, die schon ausgeliefert wurden und noch bis 2021 ausgeliefert werden, verschwinden nicht sofort aus dem Luftverkehr. Aviatik-Experte Wittmer schätzt, dass man den Fliegern auch längerfristig noch begegnen wird. "Normalerweise werden alte Flugzeuge von Airlines nach 10 bis 20 Jahren weiterverkauft. Voraussetzung dafür ist aber, dass sie dann noch einen Abnehmer finden", sagt Wittmer.

Vor Beginn des A380-Programms verzeichnete gab es ein sehr großes Passagierwachstum in aufstrebenden Märkten in Asien und dem Mittleren Osten. "Man hat damals hauptsächlich auf Basis des großen Wachstums entschieden und vielleicht auch im Hinblick auf die erfolgreiche Vergangenheit des Jumbo Jets von Boeing", erklärt Wittmer.

"Das Passagierflugzeug der Zukunft muss tief im Emissionsverbrauch sein", so Wittmer. Zurzeit gebe es eine Handvoll Projekte, bei denen an Überschallflugzeugen gearbeitet werde. Wittmer sieht in ihnen aber eher ein Verkehrsmittel für eine Elite und nicht die Maße. "Diese Flugzeuge werden wahrscheinlich in den nächsten fünf Jahren auf den Markt kommen, sie haben jedoch maximal Platz für 50 Passagiere, und die Umweltfreundlichkeit muss sich noch beweisen", so Wittmer.