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Auto-Abos aber kein Carsharing in Zukunft

Der deutsche "Autopapst" Ferdinand Dudenhöffer sprach bei einer Podiumsdiskussion in Wien über die Zukunft der Automobilbranche.

Heute Redaktion
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Ferdinand Dudenhöffer folgte der Einladung von Burkhard Ernst.
Ferdinand Dudenhöffer folgte der Einladung von Burkhard Ernst.
Bild: Helmut Graf

Der deutsche „Autopapst" Ferdinand Dudenhöffer referierte auf Einladung von Tausendsassa Burkhard Ernst (Vorstandsvorsitzender Mazda Rainer, Landesgremialobmann des Fahrzeughandels Wien und Obmann des Vereins "Mein Auto") in Wien. Werner Girth, Partner für Customer & Operations beim Unternehmensberater KPMG diskutierte ebenfalls mit.

Car-Abos als Trend, der sich durchsetzt

Eine der wichtigsten Botschaften: Auto-Abos sind ein Zukunftsmodell. "Car-Abos sind ein wichtiges neues Instrument für die Autobranche. Diese Abos nehmen dem Kunden viele einzelne Schritte ab, darunter das Risiko des Gebrauchtwagenverkaufs," so Dudenhöffer im Novomatic Forum.

Bei einem Car-Abo zahlt man monatlich einen bestimmten Betrag und bekommt ein Auto zur Verfügung gestellt. Das Fahrzeug-Modell kann gewechselt werden, Versicherungen sind inkludiert, man muss sich nur ums Tanken kümmern.

Das Teilen von Autos über Car-Sharing, das von Mobilitätsforschern als der Zukunftstrend schlechthin gepredigt wird, sieht Dudenhöffer hingegen im großen Umfang als wenig erfolgreich. "Car-Sharing hat eine Ernüchterung erfahren. In Deutschland beträgt der Anteil an Car-Sharing Fahrzeugen am gesamten KFZ-Bestand lediglich 0,04 Prozent. Car-Sharing-Unternehmen schreiben enorme Verluste, die Auslastung von Flotten ist schwierig, die Kapazitätskosten sind hoch. Erfolg sieht anders aus."

So viele Autos wie nie zuvor

Dudenhöffer präsentierte aktuelle Zahlen aus Deutschland, die zeigen, dass es derzeit so viele zugelassene Autos wie nie zuvor gibt: "Die Leute lieben ihr Auto und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Gleichzeitig steht die Branche aber natürlich unter hohem Druck: Zollkriege, das Einbrechen des wichtigsten chinesischen Markts, Jobabbau bei Zulieferern, politisch gewollte, aber noch teure Elektroautos. Die Branche und der Autovertrieb müssen sich neu erfinden."

Persönlicher Service beim Autokauf nach wie vor gefragt

Auch für Burkhard Ernst ist klar, dass sich Autohändler neu orientieren und alternative Services und Dienstleistungen entwickeln müssen. Doch eines steht für Ernst außer Frage: "Je konkreter der Autokauf wird, umso mehr setzen Kunden auf persönlichen Kontakt, persönliche Beratung und persönlichen Service. Diese Aspekte gilt es zukünftig noch stärker als Wettbewerbsvorteile gegenüber dem Online-Handel zu realisieren", so Ernst. Dies bestätigen auch Studien, wie eine kürzlich durchgeführte Umfrage zum PKW-Kaufverhalten der Österreicher: Lediglich 13 Prozent informieren sich und kaufen online.

Autobranche ist wichtiger Wirtschafts- und Jobmotor Österreichs

Es braucht laut Ernst neben weiterer Forschung und Entwicklung auch eine klare Unterstützung seitens der Politik: "Österreich steht in einer Tradition verschiedener Mobilitätsmöglichkeiten, die in jeweils unterschiedlichen Lebenssituationen ihre Berechtigung haben. Das Auto ist nach wie vor der Garant für individuelle Mobilität. Doch unsere Branche ist auch eine tragende Stütze der Wirtschaft Österreichs und ein wichtiger Jobmotor. Mit einem durchschnittlichen Erfolgsergebnis von rund 43 Milliarden Euro jährlich trägt die Automobilwirtschaft knapp 11 Prozent zum BIP Österreichs bei. 450.000 Arbeitsplätze gehen direkt und indirekt auf diesen Wirtschaftszweig zurück. Das entspricht jedem 9. Arbeitsplatz in Österreich und das muss, vor allem in der politischen Diskussion rund um Autos, mitbedacht werden", betont Ernst.

Innovationen entlang der Customer Journey sind gefragt

Die Frage, die im Raum steht, ist, worauf ein Unternehmen reagieren muss, um auch morgen noch Erfolg zu haben? "Entscheidend für alle Vertreter der Autoindustrie ist, dass sie sich mit den neuesten Technologien intensiv beschäftigen. Vor allem entlang der Customer Journey, aber auch entlang der gesamten Wertschöpfungskette können viele Anknüpfungspunkte für die Entwicklung neuer Ideen, unterstützt durch den Einsatz von KI-Technologien, gefunden werden", so Girth. Für Girth kommt neben der Digitalisierung mit dem Thema "Nachhaltigkeit" ein neuer Aspekt hinzu, der die gesamte Branche noch viele Jahre verändern und prägen wird. "Nachhaltigkeit betrifft sowohl die Herstellung als auch den Vertrieb, und hier werden noch viele Antworten und Forschung notwendig sein, wie z. B. im Bereich der Batterien, die derzeit nur eine Brückentechnologie sind."

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