Welt

Baby wartet 11 Stunden auf Bett in Krankenhaus

Heute Redaktion
Teilen

Die erst 3 Wochen alte Blanka wurde von ihren Eltern ins Krankenhaus in West Yorkshire (GB) gebracht – dort bekam das kranke Mädchen aber erst nach 11 Stunden ein Bett.

Blanka bekam nur noch schwer Luft, hustete stark und war bereits lethargisch: Die Eltern des Mädchens, Benjamin (36) und Kertu Babik (30) packten ihre erst drei Wochen alte Tochter ein und fuhren am 22. November um 17.45 Uhr ins Spital nach West Yorkshire. Dort musste das Paar elf Stunden lang mit dem stark hustenden Kind am Spitalsgang warten. Das Mädchen lag die ganze Zeit am Schoss der Eltern. Erst gegen Mitternacht untersuchte das Kind zum ersten Mal ein Arzt, dann bat man die Eltern, wieder mit dem Mädchen am Gang Platz zu nehmen. Das Kind wurde mit Sauerstoff versorgt, weitere Stunden vergingen ohne das etwas passierte. Erst gegen 5 Uhr morgens wurde Blanka auf eine Station gebracht und in ein Bett gelegt. "Ich habe die Schwestern mehrmals unter Tränen angefleht, endlich einen Arzt zu holen", erzählt Blankas Mutter Kertu. Die Zustände im Krankenhaus beschreibt das Paar als katastrophal: "Wir haben gesehen, dass sie Stühle notdürftig zu einem Bett zusammengeschoben haben, Eltern von Kindern schliefen am Boden, kranke Kinder auf Sesseln". Über das Spital sagen die Eltern: Das Krankenhauspersonal sei "phänomenal" das Spital selbst ein "sinkendes Schiff".

Bei Blanka wurde eine schwere Bronchiolitis (Virusinfektion) diagnostiziert, das Baby musste mehr als eine Woche im Krankenhaus bleiben.

Auch Vierjähriger schlief im selben Krankenhaus am Boden

Das Drama spielte sich im gleichen Krankenhaus ab, in dem erst vor wenigen Tagen ein Vierjähriger mit einer Sauerstoff-Atemmaske auf dem Boden des Warteraums schlafen musste. Der Bub, bei dem später eine Mandelentzündung und Durchfall diagnostiziert wurden, hat sieben Stunden im Warteraum verbringen müssen. Die Mutter des Buben hatte das Foto öffentlich gemacht — und wurde deshalb stark kritisiert. Um die Mutter des Bubens zu unterstützen haben jetzt die Eltern den kleinen Blanka ihren Fall öffentlich gemacht. "Wir haben uns entschieden, unseren Fall zu veröffentlichen, weil die Mutter über den Zustand des Leeds Teaching Hospitals nicht gelogen hat".

Entschuldigung vom Krankenhaus

Mittlerweile haben sich das die Oberschwester des Krankenhauses, Lisa Grant, bei den Eltern entschuldigt: Die Spitäler seien überbelastet. Normalerweise betreue man pro Tag in der Regel 50 Patienten in der betroffenen Abteilung, derzeit seien es fast doppelt so viele.

Politik ist jetzt am Zug

Der Vorfall im Leeds Teaching Hospitals hat auch ein politisches Nachspiel, denn die Zukunft der Gesundheitsversorgung ist ein wesentliches Wahlkampfthema vor dem morgigen Urnengang. Sowohl Johnsons konservative Tories als auch die oppositionelle Labour-Partei haben angekündigt, mehr Geld für die Gesundheitspolitik zu investieren. Ende November warf Labour-Chef Jeremy Corbyn allerdings Johnson den "Verkauf" des Gesundheitssystems NHS vor und präsentierte ein 450 Seiten starkes Dokument, das belegen sollte, dass die Gesundheitsversorgung in Großbritannien Gegenstand von Verhandlungen mit den USA über ein Handelsabkommen ist.