20 Jahre lang Qualen

Bärin "Na" kratze sich fast linke Gesichtshälfte weg

Mehr als 20 Jahre wurde der Kragenbärin "Na" regelmäßig Gallenflüssigkeit abgezapft. Vier Pfoten rettete das arme Tier aus ihrem privaten Gefängnis.

Heute Tierisch
Bärin "Na" kratze sich fast linke Gesichtshälfte weg
"Na" musste 20 Jahre lang in diesem kleinen Käfig verbringen und unvorstellbare Qualen aushalten.
©Vier Pfoten

Während einige Wildtiere zum Glück mittlerweile geschützt und umsorgt werden, leiden andere Arten durch den Menschen noch immense Qualen. So auch die Kragenbären im fernen Osten, deren Gallenflüssigkeit auch 2023 noch ein begehrter Bestandteil der traditionellen Medizin ist. Tierschutzorganisation Vier Pfoten setzt sich seit jeher für die sogenannten "Gallenbären" ein und rettete unlängst ein besonders armes Exemplar aus privater Haltung in der Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam. Bärin "Na" wurde 20 Jahre lang in einem winzigen Käfig im Lagerraum eines Einfamilienhauses gehalten und musste unvorstellbare Qualen erdulden.

1/10
Gehe zur Galerie
    20 Jahre lang lebte Kragenbärin "Na" in diesem Käfig.
    20 Jahre lang lebte Kragenbärin "Na" in diesem Käfig.
    ©Vier Pfoten

    Kein Tageslicht und kein Wasser

    Bevor ihr letzter Gefährte vor einigen Monaten starb, lebte sie dort mit fünf anderen Bären. "Na" hatte keinen Zugang zu Wasser und kaum Tageslicht. Neben anderen gesundheitlichen Problemen muss ihr linkes Auge aufgrund eines vermuteten Glaukoms möglicherweise entfernt werden. "Nas" Geschichte zeigt, dass Kragenbären in Vietnam immer noch auf Farmen leiden. Hilfe kommt oft zu spät, da viele Bären alleine und in stillem Schmerz sterben. Vier Pfoten fordert die Behörden aller Provinzen auf, endlich alle Bärenfarmen zu schließen und das Leiden der Gallebären ein für alle Mal zu beenden. Für "Na" allerdings ging es nach einer 40-stündigen Reise in den Bärenwald von Ninh Binh, wo sie sich hoffentlich nach einer 30-tägigen Quarantäne bald heimisch fühlen darf.

    Die Haltung von Bären ist in Vietnam legal, vorausgesetzt, die Bären wurden 2005 mit einem Mikrochip versehen und bei den Behörden registriert. Die Gewinnung von Gallensaft ist jedoch illegal.
    ERFOLG:
    Seit 2005 ist die Zahl der auf Bärenfarmen gehaltenen Bären von 4.300 auf 225 bis Ende Juli 2023 gesunken. 45 von 63 Provinzen sind jetzt frei von Bärenfarmen. Mit einer Ausnahme sind im ganzen Land Fortschritte zu verzeichnen: In der Hauptstadt Hanoi werden nach wie vor 115 Bären auf 22 Farmen unter grausamen Bedingungen gehalten. Nur durch verstärkte Anstrengungen der Behörden können alle Farmen geschlossen und dieses Tierleid bekämpft werden.

    "'Na' wurde in einem trostlosen Zustand gefunden. Ohne Beschäftigungsmöglichkeiten in ihrem Käfig hatte sie sich offensichtlich mit ihrem traurigen Schicksal abgefunden. Sie leidet an mehreren schweren, für Gallebären typischen Gesundheitsproblemen, wie chronische Arthrose, Zahn-, Leber- und Herzerkrankungen. Wir vermuten auch, dass sie ein schmerzhaftes Glaukom in ihrem linken Auge hat. Sie hat sich das gesamte Fell auf dieser Seite ihres Gesichts abgerieben, wahrscheinlich wegen der unerträglichen Schmerzen. Wir werden so bald wie möglich weitere Untersuchungen und eine anschließende Operation durchführen. Auch die meisten ihrer Zähne müssen entfernt werden, da sie alle gebrochen und entzündet sind. In unserer Obhut erhält Na nun die Pflege und medizinische Behandlung, die sie so dringend braucht", sagt Lesley Halter-Gölkel, Tierärztin im Bärenwald Ninh Binh.

    Hilfe kommt oft zu spät

    Bei den schrecklichen Haltungsbedingungen in Kellerräumen oder Hinterhöfen, bemerkt kaum jemand die Qualen der Bären. Viel zu oft sterben sie in einem Käfig, der kaum größer ist als der Bär selbst, nachdem sie für das illegale Einkommen der Familie gesorgt hatten. 

    red
    Akt.