Ukraine

Bartlos, blutjung – das sind die Bubi-Henker von Butsch

Die Ukraine hat Fotos von zehn gesuchten Kriegsverbrechern veröffentlicht. Offenbar teils blutjunge Männer. Das sind die Bubi-Schlächter von Butscha: 

Nikolaus Pichler
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Die Bilder aus der kleinen Stadt Butscha nahe Kiew, wo nach dem Abzug russischer Truppen zahlreiche Leichen von Bewohnerinnen und Bewohnern auf den Strassen gefunden worden waren, sorgten international für Entsetzen.

Die Ukraine macht für das Massaker russische Truppen verantwortlich. Moskau bestreitet dies und beschuldigt die Ukraine, die Morde inszeniert zu haben. Die 64. motorisierte Infanteriebrigade, die für die Gräueltaten verantwortlich sein soll, ist von Kreml-Chef Wladimir Putin gar mit einem Ehrentitel ausgezeichnet worden.

Staatsanwaltschaft veröffentlicht Fotos in sozialen Medien

Nun hat die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft zehn junge Männer mit Namen identifiziert und deren Fotos unter anderem auf Twitter veröffentlicht. Laut eigenen Angaben sucht die Ukraine nach "zehn russischen Schlächtern der 64. motorisierten Brigade als Verdächtige des Massakers". Sie sollen in Butscha Zivilistinnen und Zivilisten ermordet haben. Die Beschuldigten sollen zwischen 24 und 33 Jahren alt sein und mittlerweile an der Front in der Ostukraine kämpfen.

Bei Betrachtung der Fotos fällt auf: Die mutmaßlichen Kriegsverbrecher sind teils offenbar noch junge Männer – mit jugendlichem Gesicht, noch ohne Bartwuchs. 

AFP-Journalisten entdeckten am 2. April in der Jablunska-Straße über mehrere hundert Meter verstreut 20 Leichen in Zivilkleidung. Sie sahen aus, als hätten sie bereits mindestens seit mehreren Tagen dort gelegen. Ein Mann war mit seinem Fahrrad gestürzt, anderen waren die Hände auf dem Rücken gefesselt. Mindestens zwei schienen Kopfwunden aufzuweisen.

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    Die Yablonska-Straße in Butscha am 18. März 2022. Noch während der russischen Besatzung liegen Leichen auf der Fahrbahn.
    Die Yablonska-Straße in Butscha am 18. März 2022. Noch während der russischen Besatzung liegen Leichen auf der Fahrbahn.
    Maxar Technologies / AFP / picturedesk.com

    Laut dem Polizeichef von Butscha, Witaly Lobass, wurden nach dem Truppenabzug etwa 400 Leichen entdeckt, unter anderem in zwei Massengräbern. Die meisten seien erschossen worden, etwa ein Viertel habe nicht identifiziert werden können. In der gesamten Region wurden nach Angaben der stellvertretenden ukrainischen Ministerpräsidentin Olha Stefanischyna mehr als 1.000 tote Zivilisten gefunden.

    "Das sind Kriegsverbrechen!"

    "Dies sind Kriegsverbrechen, und sie werden von der Welt als Völkermord anerkannt werden", sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski bei seinem Besuch in Butscha am 4. April. Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs, Karim Khan, reiste am 13. April dorthin und nannte die gesamte Ukraine einen "Tatort". Ein Team von Ermittlern aus Litauen, Polen und der Ukraine solle vor Ort Beweise sammeln und werde dabei von der EU-Justizbehörde Eurojust unterstützt, kündigte Khan an.

    Human Rights Watch nahm eigene Untersuchungen vor und fand nach eigenen Angaben Beweise für Kriegsverbrechen wie Folter, Hinrichtungen im Schnellverfahren sowie das Verschwindenlassen von Menschen. Ermittler des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte dokumentierten am 9. April den Tod von 50 Zivilisten in Butscha, darunter Hinrichtungen im Schnellverfahren.

    Zeugen berichten von jungen Soldaten

    Zu Beginn der Besatzung seien hauptsächlich junge russische Soldaten in der Stadt gewesen, berichtete eine Zeugin AFP. Später seien dann "brutale" ältere nachgerückt. "In dieser Zeit begannen die Massaker", sagte die Frau.

    Vom deutschen "Bundesnachrichtendienst (BND)" abgefangenen Nachrichten zufolge könnten auch russische Söldner der berüchtigten Wagner-Gruppe beteiligt gewesen sein.

    Ukraine-Krieg Tag 68 – das "Heute"-News-Video