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Baumgartlinger: "EM-Titel wäre mir eine Glatze wert!"

Heute Redaktion
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Pferdelunge, Motor, Antreiber - Julian Baumgartlinger hat viele Spitznamen. Neuerdings auch Torjäger. Im Frühjahr erzielte der Wuschelkopf seine ersten Treffer für Mainz. Die nächsten sieben Tage gibt der 28-Jährige im ÖFB-Camp Gas. "Heute" bat ihn zum Interview.

Pferdelunge, Motor, Antreiber – hat viele Spitznamen. Neuerdings auch Torjäger. Im Frühjahr erzielte der Wuschelkopf seine ersten Treffer für Mainz. Die nächsten sieben Tage gibt der 28-Jährige im ÖFB-Camp Gas. "Heute" bat ihn zum Interview.

Herr Baumgartlinger, das Mainz-Jahr 2016 verläuft bis jetzt erstaunlich: Siege gegen große Namen wie Bayern, Leverkusen, Schalke, Gladbach. Selbst ein bisschen überrascht?

"Natürlich, das war so nicht zu erwarten. Wir haben uns zwar vor der Rückrunde vorgenommen, dass wir auch gegen die Großen punkten, aber mit diesen Ergebnissen war nicht unbedingt zu rechnen."

Dieser Sieg gegen die Bayern: wie wichtig war der für den Kopf? 

"Erfolge sind immer gut fürs Selbstvertrauen, keine Frage. Und in München gegen diese Mannschaft gewonnen zu haben, wird immer was Besonderes bleiben, daran werde ich mich noch lange erinnern."

Einen großen Anteil am Erfolgslauf haben Sie selbst. Tore gegen Schalke und Bremen, Assist gegen die Bayern. Sind Sie in der Form Ihres Lebens?

"Ich kann das selbst eigentlich schwer beurteilen, dass müssen fast andere machen. Fakt ist: Ich fühle mich super, bin in einem guten Rhythmus. Klar ist aber auch, dass man immer etwas optimieren kann. In meinem Fall ist es zum Beispiel die Torgefahr. Ich könnte noch mehr Impulse nach vorne setzen."

Sie sind seit dieser Saison Kapitän von Mainz. Haben Sie die Erfahrung gemacht, dass Sie von den Gegnern seitdem anders wahrgenommen werden?

"Eigentlich nicht. Ich war schon davor in einer Führungsrolle. Die Außenwirkung ist halt jetzt eine andere, weil ich die Schleife am Arm trage. Und es kamen ein paar Aufgaben dazu, ich muss mehr Termine wahrnehmen."

Die Gelbe Karte von Zlatko Junuzovic schlug hohe Wellen. Wie ist Ihre Meinung zu diesem Thema? 

"Zladdi ist ein hochehrlicher Mensch, ich kenne ihn sehr gut. Er wollte einfach niemanden anlügen, im Nachhinein war die Aussage sicher unglücklich. Man muss aber sagen: Zladdi war ja nicht der Erste, der sich absichtlich Gelb geholt hat. Er war nur der Erste, der es zugegeben hat. Vielleicht sollte man auch das System mit den fünf Gelben überdenken."

Kommen wir zum Nationalteam: In wenigen Tagen bestreitet ihr die ersten EM-Tests. Wird das Kribbeln schon stärker?

"Ja, ehrlich gesagt schon seit der Auslosung. Seit bekannt ist, wo wir gegen wen spielen, wo wir wohnen. Ich hab mir im Internet einiges angesehen, wir sind ja doch lange unterwegs. Mit dem März-Lehrgang wird die vorletzte Phase eingeläutet. Man wird jetzt immer öfter mit der EM konfrontiert, man merkt, dass es nicht mehr lange dauert."

Das merkt man auch am Bücher-Sektor. Kürzlich erschien eine Bio über Teamchef Koller, außerdem kam Lektüre über die "Road to France" heraus. Liest man das als Spieler?

"Also bei mir liegt momentan nichts davon am Nachtkastl. Ich kenne ja den Teamchef ohnehin ganz gut. Die Bücher über die EM sind vielleicht später nach der Karriere einmal interessant."

Seit dem letzten Team-Lehrgang ist viel Zeit vergangen. Wie läuft die Kommunikation unter den Spielern in den Monaten zwischen den Camps ab? Habt ihr eine Whatsapp-Gruppe?

"Nicht nur eine, da gibt es ein paar Chats. Sehr engen Kontakt habe ich zum Beispiel mit Zladdi und Flo Klein. Wir kennen uns schon lange, sind gute Freunde. Und auch sonst schaue ich eigentlich immer, wie es den anderen bei ihren Klubs geht."

Wie sind beim Nationalteam die Aufgaben abseits des Rasens verteilt? Wer ist Kabinen-DJ, wer ist der Spaßmacher?

"Um den DJ-Posten streiten sich immer Janko und Arnautovic. Das wechselt sich ein bisschen ab. Kapitän Fuchs ist unser Kassier, er treibt die Strafen ein. Verrücktester Spaßvogel ist Martin Harnik würde ich sagen. Und Alaba ist unser Sänger – zumindest gab es da mal ein YouTube-Video."

Sie sind einer jener Spieler, die meist im Schatten eines Alaba oder Arnautovic standen. Das hat sich in den letzten Wochen geändert. Freut es Sie, vermehrt im Rampenlicht zu stehen?

"Natürlich ist es schön, wenn die eigene Leistung gewürdigt wird, aber es geht mir nicht so sehr darum. Die Öffentlichkeit hat während der Quali gesehen, dass wir mehr als zwei Spieler sind, dass wir eine Einheit, ein Team sind. Das finde ich toll."

Sollte Österreich den EM-Titel holen,  lassen Sie sich dann eine Glatze scheren?

"Puh, da müsste ich schon kämpfen. Aber für den Titel wäre mir eine Glatze schon recht – auch wenn ich mir das überhaupt nicht vorstellen kann"