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Bayern-Boss Hoeneß legt Boateng Abschied nahe

Die Zeichen stehen auf Abschied: Verteidiger Jerome Boateng hat keine Zukunft bei den Bayern. Selbst der Präsident hält ihm die Tür auf.

Heute Redaktion
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Das wird's dann also gewesen sein für Jerome Boateng. Wie sollte er auch noch einmal für die Bayern auflaufen nach den vergangenen Tagen, in denen er sein Desinteresse an Club und Mitspielern mehrmals zur Schau stellte?

Am Samstag, nach dem 3:0 im DFB-Pokal-Finale gegen RB Leipzig, hielt er es nicht für angebracht, sich an den Feierlichkeiten zu beteiligen oder sich bei den mitgereisten Fans zu bedanken. Als der goldene Pokal übergeben und das Siegerbild geschossen war, verzog sich der 30-Jährige in die Katakomben des Berliner Olympiastadions. Als einziger Bayern-Spieler, während seine freudetrunkenen Teamkollegen auf dem Rasen die üblichen Tänze und Kapriolen aufführten.

Boateng demonstrierte zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit, dass er bei den Münchnern vom Leader und Leistungsträger zum Nebendarsteller geworden ist. Als die Bayern sieben Tage zuvor in der Allianz-Arena die Meisterschale überreicht bekommen und ihren neuerlichen Triumph mit Bierduschen und Tränen emotional zelebriert hatten, trat er abseits des Geschehens mit seinen beiden Töchtern gegen einen Ball. Der offiziellen Meisterparty zog er dann die Hochzeit eines Freundes vor. Als gehe ihn das alles nichts mehr an.

Er war ja auch schon wichtiger für den deutschen Rekordmeister. Nachdem Boateng 2011 von Manchester City gekommen war, entwickelte er sich weiter und wurde so gut, dass ihn mancher Experte für den besten Innenverteidiger der Welt hielt. Wer Boateng an der WM 2014 bei der Arbeit zusah, konnte kaum Argumente sammeln, die gegen diese Einschätzung sprachen.

In den letzten Jahren fand er sich aber vermehrt auf der Bank wieder, auch weil er oft mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Schon unter Trainer Carlo Ancelotti beklagte er sich über die fehlende Wertschätzung und dachte im Sommer 2017 über einen Wechsel nach, blieb dann aber doch. Im vergangenen Jahr bahnte sich ein Transfer zu Paris St-Germain an, die Verantwortlichen wurden aber nicht handelseinig, Boateng musste bleiben.

Unter Niko Kovac rutschte er in der Hierarchie ab, nach der Winterpause war er bloß noch die Nummer 3 in der zentralen Abwehr, hinter Niklas Süle und Mats Hummels. Passend dazu war, dass ihm Bundestrainer Joachim Löw Anfang März den Status als Nationalspieler entzog. Zu seiner Situation im Club hatte Boateng vor dem Finale gegen Leipzig gesagt: "Es ist, glaube ich, für beide Seiten nicht die optimale Saison gewesen." Er hätte sich gewünscht, dass er "in den wichtigen Spielen mehr gespielt hätte".

Boateng hat mit den Bayern siebenmal in Serie die Meisterschaft und viermal den DFB-Pokal gewonnen, dazu die Champions League 2013. Sein Vertrag läuft zwar noch bis 2021, doch das ist nur ein kleines Hindernis, wenn sie ihm schon in der Führungsetage die Tür aufhalten. Präsident Uli Hoeness sagte am Sonntag bei der Double-Feier auf dem Münchner Marienplatz: "Er braucht eine neue Herausforderung, er wirkt wie ein Fremdkörper. Ich würde ihm als Freund empfehlen, sich einen neuen Verein zu suchen."