Welt

Darum ist die Bayern-Wahl für Merkel so wichtig

In Bayern ist die mit Spannung erwartete Landtagswahl angelaufen. Sie gilt sie auch als Stimmungstest für das Bündnis aus Union und SPD in Berlin.

Heute Redaktion
Teilen

Neuneinhalb Millionen Wahlberechtigte im süddeutschen Bundesland Bayern sind am Sonntag zur Landtagswahl aufgerufen. In dem wirtschaftsstarken Freistaat lebt knapp ein Sechstel der deutschen Bevölkerung. Die Wahl gilt daher auch als ein wichtiger Stimmungstest für das ganze Land.

Wer liegt vorne, wer muss bangen?

Den Christsozialen drohen schwere Verluste. In den letzten Umfragen vor der Wahlen lag die CSU, die im vergangenen halben Jahrhundert meist mit absoluter Mehrheit regiert hatte, nur noch bei 33 bis 34 Prozent. Die SPD droht ihre Position als zweitstärkste Kraft an die Grünen zu verlieren.

Außerdem dürfte die rechtspopulistische AfD stark zulegen und erstmals in den Landtag einziehen. Allerdings gab auch kurz vor der Wahl ein ungewöhnlich großer Teil der Wähler an, noch unentschlossen zu sein.

Warum ist die Wahl wichtig für Kanzlerin Merkel?

Die CSU ist die Schwesterpartei der CDU von Bundeskanzlerin Angela Merkel und tritt nur in Bayern an. CDU, CSU und SPD bilden gemeinsam die Bundesregierung in Berlin. Für eine erfolgreiche Union braucht die Kanzlerin eine starke CSU. Nach jüngsten Umfragen hätte Merkels "schwarz-rote" Koalition deutschlandweit keine Mehrheit mehr.

Was, wenn die CSU die prognostizierte Wahlschlappe kassiert?

Schon das schlechte Ergebnis bei der Bundestagswahl 2017 hatte die CSU erschüttert. Parteichef Horst Seehofer musste sein Amt als bayerischer Ministerpräsident an seinen jüngeren Rivalen Markus Söder abtreten.

>

Ob sich Seehofer, der im Kabinett Merkel Innenminister wurde, nach einem Wahldebakel als CSU-Chef halten kann, ist ungewiss.

Wer hat Schuld am schlechten Abschneiden der Partei?

Bei der Wahl 2013 hatte die CSU mit 47,7 Prozent der Stimmen noch eine absolute Mehrheit der Sitze gewonnen. Dieses Mal kann die Regierungspartei aber den Umfragen zufolge nicht von der guten Wirtschaftslage in dem reichen Freistaat profitieren. Vor allem die Flüchtlingskrise 2015 hatte die Unionsparteien Zustimmung gekostet. Zwar hatte sich Seehofer gegen Merkels Kurs gewandt, die Grenzen für Syrienflüchtlinge offen zu halten, er konnte sich aber nicht durchsetzen. Auch der Machtkampf zwischen Söder und Seehofer setzte der Partei zu.

Und wer kommt an die Macht?

Die wird sich die CSU neu wohl teilen müssen, denn dass sie ihre absolute Mehrheit verteidigt, scheint fast ausgeschlossen. Nach den Wahlen wird sich Söder aller Voraussicht nach einen oder mehrere Koalitionspartner suchen müssen. Bevorzugter Partner dürften die konservativen Freien Wähler sein sowie die Liberalen (FDP), die nach ihrem Debakel 2013 den Wiedereinzug in den Landtag schaffen dürften. Auch eine Koalition mit den Grünen ist denkbar, doch wären die programmatischen Unterschiede bei dieser Variante beträchtlich. (sda)