Wirtschaft

Bei Euro-Aus würde Wirtschaft um 10% schrumpfen

Heute Redaktion
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Bild: AFP

Der Euro-Austritt Griechenlands würde Österreichs Wirtschaft nur moderat treffen. Der Zerfall der Eurozone könnte aber zu einer tiefen Rezession führen, warnt das Institut für Höhere Studien.

Der Euro-Austritt Griechenlands würde zu einer tiefen Rezession führen, warnt das Institut für Höhere Studien. Das sagte Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl. Kritik kam von SPÖ und Opposition.

Wirtschaftskammerchef Christoph Leitl hat am Sonntag in der Pressestunde vor einem Zerfall der Eurozone gewarnt und sich dafür ausgesprochen, dem maroden Griechenland "weitere Bluttransfusionen" zu gewähren. Zur Untermauerung seiner Forderung präsentiert Leitl eine neue Analyse des Instituts für Höhere Studien (IHS) über die Folgen eines Eurozusammenbruchs für Österreich. Der Wirtschaftskammerpräsident verglich die Situation mit der eines überschuldeten Betriebs (der über eine positive Fortführungsprognose verfügt). Diesem Unternehmen müssten die Banken ja auch Fristen erstrecken und neue Kredite geben, damit es weitergehen könne, argumentierte er.
100.000 Arbeitslose mehr

Leitl warnte in der ORF-Pressestunde vor einer Auflösung der gemeinsamen Währungszone und verwies auf eine soeben publizierte, von der Wirtschaftskammer in Auftrag gegebene Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS).

In der Szenarienanalyse wird ein Griechenland-Austritt, ein Nordeuro-Szenario und ein gänzlicher Zerfall des Euroraums mit ihren jeweiligen Auswirkungen auf Österreich durchgerechnet. "Österreich hätte (bei einem Zerfall des Euro, Anm.) schon im ersten Jahr um zehn Prozent Wirtschaftsleistung weniger und 100.000 Arbeitslose mehr", sagte Leitl.

Aufhorchen ließ Leitl mit einer unmissverständlichen Absage an eine Diskussion über die Veränderung der europäischen Verträge, wie sie etwa von Vizekanzler Michael Spindelegger (V) forciert wird: "Eine Vertragsdiskussion bringt uns nicht weiter, warum in einen Krieg ziehen, den wir nicht gewinnen können?"

Stattdessen sollen integrationswilligere Staaten dadurch belohnt werden, dass man ihnen etwa Kredit durch die Eurorettungsschirme einräume, sie bei der Vergabe von Strukturhilfen besonders gut behandle oder Mittel von der Europäischen Investitionsbank (EIB) an sie vergebe. Integrationsunwillige Staaten sollten kein Geld aus dem Kohäsionsfonds bekommen, meinte Leitl, denn "wer kein Geld kriegt, der versteht es vielleicht am besten".

Europa leide daran, dass seine Führer im Regelfall "Mittelmaß" seien, meinte Leitl. Die Euro-Parlamentarier Daniel Cohn-Bendit (Grüne) und Guy Verhofstadt, die soeben ein Papmphlet für den Bundestsaat Europa geschrieben haben, hätten dagegen ein anderes Format, "da ist eine Begeisterung dahinter, warum lässt man die nicht rauf?".

Kritik von SPÖ und Opposition

Die Aussagen Leitls sind der SPÖ und den Oppositionsparteien offenbar sauer aufgestoßen. Während die Roten sich auf Leitls Ablehnung einer Vermögenssteuer einschossen, mokierten sich die Grünen über dessen "ständig vorgetragene Klagelieder". FPÖ und BZÖ entdeckten zahlreiche Übereinstimmungen mit eigenen Forderungen, weswegen FP-Wirtschaftssprecher Bernhard Themessl sich dazu veranlasst sah, "Leitl ist nicht FPÖ-Mitglied" in einer Aussendung festzuhalten und BZÖ-Chef Josef Bucher dem Wirtschaftskammer-Präsidenten den Austritt aus der Volkspartei empfahl.