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Benedikt zieht in Paradies für Straftäter

Heute Redaktion
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In der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo bei Rom wird Benedikt XVI. gemeinsam mit dem Präfekten des Päpstlichen Hauses, Kurienerzbischof Georg Gänswein, sowie vier Haushälterinnen rund drei Monate verbringen. Dann soll das ehemalige Kloster Mater Ecclesiae, wohin Benedikt XVI. sich zurückziehen will, fertig renoviert sein. Das Kloster steht im Vatikan, dem Staat mit den meisten Verbrechen weltweit.

bei Rom wird Benedikt XVI. gemeinsam mit dem Präfekten des Päpstlichen Hauses, Kurienerzbischof Georg Gänswein, sowie vier Haushälterinnen rund drei Monate verbringen. Dann soll das ehemalige Kloster Mater Ecclesiae, wohin Benedikt XVI. sich zurückziehen will, fertig renoviert sein. Das Kloster steht im Vatikan, dem Staat mit den meisten Verbrechen weltweit.

Der knapp 10.000 Seelen-Ort Castel Gandolfo liegt am Albaner See in der südöstlichen Umgebung Roms. Umgeben von Gärten und landwirtschaftlichen Nutzflächen befinden sich hier auf 55 Hektar Land der Papstpalast, der die vatikanische Sternwarte beherbergt, und mehrere Villen. Die Residenz, elf Hektar größer als der Vatikan, ist exterritoriales Gebiet, vergleichbar mit einer Botschaft. Die zentralen Bauten des Komplexes stammen aus dem 17. Jhdt. Im Besitz des Vatikans ist die Anlage seit 1929, als Italien sie dem Kirchenstaat im Lateranvertrag zuerkannte.

Kloster im Vatikan-Staat: Frühestens Ende April wird der 85-Jährige in das ehemalige Kloster Mater Ecclesiae ziehen, eine etwa 400 Quadratmeter große Residenz im Vatikan-Staat. Die sechs Zimmer plus Privatkapelle liegen im dritten Stock des Apostolischen Palasts.



Die wichtigsten Facts zum Vatikan-Staat, der dank der riesigen Vatikanischen Gärten aus 50 Prozent Grünflächen besteht:



Einwohner: Staatsbürger sind unter anderem: alle Kardinäle, die in Rom leben, päpstliche Diplomaten, Schweizergardisten, außerdem Mitarbeiter der Kurie, die im Vatikan wohnen. Kinder von Vatikanbürgern erhalten die Staatsbürgerschaft automatisch, müssen sie aber mit 25 Jahren (Männer) oder nach der Hochzeit (Frauen) abgeben. Alle anderen verlieren sie in der Regel dann, wenn ihre Arbeit für den Vatikan endet.



Nachwuchs gibt es von den wenigen Ehepaaren, die hier wohnen - fast immer Angehörige der Schweizergarde. Jährlich werden ein bis fünf Vatikanbabys geboren. Gemeldet sind fünf Hunde als Haustiere. Im "Gesetz über das Bürgerrecht" von 1929 gibt es keine Bestimmung über Religionszugehörigkeit.



Einkaufen: Für die etwa 450 Staatsbürger gibt es neben Tiefkühltruhen, Bügeleisen, merkwürdigerweise Epiliergeräte und auch Lebensmittel. Alle Waren sind gut 20 Prozent günstiger als in Italien, da man im Vatikan keine Steuern zahlt. Einkaufen dürfen nur Vatikanbürger und -angestellte. In der Vatikanischen Apotheke verkauft sich am meisten US-Aspirin in der 100er-Dose, die man in Italien sonst nirgendwo kriegt. Nicht erhältlich: Verhütungsmittel und Viagra!



Tankstelle und Autos: Es gibt mehr als 100 Dienstwagen, meist Mercedes-Limousinen. Tankstellen gibt es zwei. Der Sprit ist steuerfrei, ein Liter Normalbenzin kostet zurzeit 1,04 Euro, etwa ein Drittel weniger als im restlichen Rom. Tanken dürfen hier nur Vatikanbürger und -angestellte. Das Tempolimit liegt bei 30 km/h. Bei Verstößen verteilen die vatikanischen Gendarmen Strafzettel - auch an Kardinäle.



Verbrechen & Soziales: Statistisch gesehen gibt es hier die höchste Verbrechensrate der Welt: Sie ergibt sich aus dem Verhältnis der Zahl der Staatsbürger (etwa 450) zu der Zahl der Straftaten (ca. 490). Die Straftaten, meist Taschendiebstähle, werden in der Regel an den mehr als 19 Mio. Menschen begangen, die den Vatikan pro Jahr besuchen. 90 Prozent der Täter entziehen sich der Strafverfolgung durch Flucht nach Italien. Im Vatikan gibt es ein Gefängnis - Arresträume in der Kaserne der Gendarmerie. Sie werden nur selten genutzt: Straftäter, die nicht Vatikanbürger sind, übergeben die Gendarmen den italienischen Behörden.



Seit Juli 2002 herrscht Rauchverbot. Italien folgte erst zweieinhalb Jahre später. Das Verbot gilt auch in Dienstwagen, nicht aber in Dienstwohnungen.Wer es missachtet, muss 30 Euro zahlen. Hier leben mehr als 300 Handwerker: Tischler, Elektriker und Klempner, außerdem Automechaniker, die auch die zehn Papamobile warten.