Österreich

Bewaffneter in Wien war Ex-WEGA-Beamter

Heute Redaktion
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Bild: Wikipedia Gugerell

Aufregung gab es am Dienstag Vormittag um einen Verdächtigen, der in der Innenstadt bewaffnet unterwegs war. Sofort wurde Terrorwarnung ausgelöst. Der vermeintliche Terrorist entpuppte sich dann aber als Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma und ehemaliger WEGA-Beamte, der plötzlich seinen Ex-Kollegen gegenüberstand.

Seit den herrscht auch in Wien höchste Nervosität im öffentlichen Raum: Ein Fahrgast der Linie U3 schlug gegen 11 Uhr Alarm, nachdem er in einem dunkel gekleideten, anderen Fahrgast einen möglichen Terroristen ausgemacht hatte.

Laut Alarmmeldung trug der Mann eine Schutzweste und war bewaffnet. Der Verdächtige war mit der U3 unterwegs und stieg bei der U-Bahnstation Herrengasse aus. Beamte der Anti-Terroreinheit formierten sich, Polizeiautos fuhren auf. In der Herrengasse sorgten Dutzende Polizisten, die zum Teil Sturmgewehre und schusssichere Westen trugen, für Unsicherheit bei Passanten.

Gegenüberstellung mit Öffi-Mitarbeitern

Der Mann wurde von Polizisten aufgegriffen. Daraufhin kam es laut Polizei zu einer Gegenüberstellung mit jenem Fahrgast, der Alarm geschlagen hatte. Dieser sollte den Verdächtigen identifizieren.

Laut BMI handelte es sich bei dem Bewaffneten um einen privaten Securitymitarbeiter eines Juweliers in der Wiener City, der gerade auf dem Weg zur Arbeit war. Der ehemalige WEGA-Beamte Wolf Memphis, der Polizeiweltmeister im Badminton ist und gerne als Cowboy auftritt, war überrascht. "Plötzlich sah ich meine bewaffneten Ex-Kollegen in der Straße", sagte er der "Krone".

Innenministerium: "Lieber ein Hinweis zu viel, als einer zu wenig"

Die WEGA zog sich zurück und der Mann trat seinen Dienst an. Kommentar aus dem Innenministerium: "Lieber ein Hinweis zu viel, als einer zu wenig". Es gelte auch weiterhin der Aufruf, alles Verdächtige der Polizei zu melden.

Die Wiener Linien haben ihr internes Sicherheitssystem im November auf die Stufe 2 (gelb) angehoben. Ein Umstand, der erhöhte Aufmerksamkeit für die Mitarbeiter bedeutet.

Erst am Sonntag hatten zwei Männer in Wien-Döbling .

Lesen Sie weiter: Die schwersten Terroranschläge in Österreich

Angesichts der europaweiten Furcht vor islamistischen Terroranschlägen hat die Regierung am Dienstag ein "Sicherheitspaket" zur besseren Ausrüstung der Polizei auf den Weg gebracht. Attentate mit tödlichem Ausgang sind in Österreich selten. Folgenschwerstes innenpolitisch motiviertes Attentat war bisher die von Franz Fuchs gelegte Sprengfalle in Oberwart mit vier toten Roma im Jahr 1995. Die folgende Auflistung basiert auf bis in die 1970er Jahre reichenden Daten der "Global Terrorism Datebase" der University of Maryland.

24. Mai 2009: Bei, einem Anschlag fundamentalistischer Sikhs auf einen Tempel in Wien-Rudolfsheim wird ein aus Indien angereister Guru getötet, neun weitere Personen werden teils schwer verletzt. Der Haupttäter erhält 2010 lebenslang, vier Mittäter 17 bzw. 18 Jahre Haft.
13. Jänner 2009: Umar Israilow, ein nach Österreich geflohener Bodyguard des Tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow, wird in Wien-Floridsdorf auf offener Straße erschossen. Der mutmaßliche Todesschütze kann nach Russland fliehen, drei Komplizen erhalten 2012 langjährige Haftstrafen.
11. April 1995: Bei einem misslungenen Anschlag auf einen Starkstrommasten in Ebergassing bei Wien sterben die beiden mutmaßlich linksradikalen Attentäter Gregor Thaler und Peter Konicek.
4. Februar 1995: Eine vom Rechtsradikalen Franz Fuchs gelegte Rohrbombe tötet in Oberwart vier Roma. Josef Simon, Peter Sarközi, Karl Horvath und Erwin Horvath sind damit die Opfer des bisher folgenschwersten innenpolitisch motivierten Attentats in Österreich. Fuchs, Urheber weiterer Rohr- und Briefbomben mit zahlreichen Schwerverletzten, wird 1997 gefasst und begeht 2000 in Haft Selbstmord.
13. Juli 1989: Iranische Agenten erschießen in einer Wiener Privatwohnung drei hochrangige kurdische Politiker, darunter den österreichischen Staatsbürger Fadel Rasoul. Die Täter können in der iranischen Botschaft untertauchen und dürfen nach Interventionen aus Teheran unbehelligt ausreisen - einer wird sogar unter Polizeischutz zum Flughafen Schwechat gebracht.
27. Dezember 1985: Bei einem Anschlag der palästinensischen Abu Nidal-Gruppe auf den Schalter der israelischen Fluglinie El Al am Flughafen Wien sterben drei Passagiere und ein Attentäter, 38 Personen werden verletzt. Bei einem zeitgleichen Anschlag in Rom gibt es 16 Tote.
19. November 1984: Der türkische Diplomat Enver Ergun wird am Wiener Schottenring in seinem Auto erschossen. Der Täter kann fliehen. Zum Anschlag bekennen sich armenische Extremisten. Bereits am 20. Juni war ein weiterer türkischer Diplomat Opfer eines Anschlags geworden.
29. August 1981: Ein palästinensisches Terrorkommando überfällt die Synagoge in der Wiener Seitenstettengasse. Der Pensionist Nathan Fried und die 25-jährige Ulrike Kohut werden getötet, zahlreiche Menschen verletzt. Polizei und der zufällig anwesende Leibwächter des Industriellen Leopold Böhm verhindern ein schlimmeres Blutbad. Die Täter - auch für den Mord an Nittel (siehe unten) verantwortlich - werden festgenommen.
1. Mai 1981: Die palästinensische Abu Nidal-Gruppe ermordet den Wiener Stadtrat und Präsidenten der Österreichisch-israelischen Gesellschaft, Heinz Nittel (SPÖ).
21. Dezember 1975: Ein Kommando unter dem berüchtigten Terroristen "Carlos" überfällt die Opec-Zentrale in Wien. Die Bilanz: drei Tote und zahlreiche Verletzte. Die Terroristen erhalten freies Geleit und dürfen mit mehreren Geiseln nach Algier fliehen. Innenminister Otto Rösch (SPÖ) verabschiedet "Carlos" mit Handschlag. Der Terrorist wird 1994 gefasst und sitzt in Frankreich in Haft.
22. Oktober 1975: Terroristen erschießen in Wien den türkischen Botschafter Danis Tunaligil. Für den Anschlag werden armenische Extremisten verantwortlich gemacht.