Wien

Bezirks-Chef packt im Sozialmarkt in Wien-Neubau mit an

Immer mehr Menschen können sich das Leben kaum mehr leisten und sind auf den Sozialmarkt angewiesen. In Wien-Neubau half nun Bezirkschef Reiter mit. 

Thomas Peterthalner
Neubau-Bezirkschef Markus Reiter (Grüne) half im Sozialmarkt des Hilfswerks mit.
Neubau-Bezirkschef Markus Reiter (Grüne) half im Sozialmarkt des Hilfswerks mit.
Helmut Graf

Auch in den Innenstadt-Bezirken leiden immer mehr Menschen unter Teuerung, Inflation und hohen Mieten. Das ist auch in Wien-Neubau der Fall, Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne) packte Montag (19. Juni) nun im Sozialmarkt Soma des Wiener Hilfswerks in der Neustiftgasse 73-75 mit an. "Ein paar Hundert Leute" kaufen täglich im Soma in der Neustiftgasse ein, schon um kurz vor 10 Uhr wartet eine lange Schlange vor dem Eingang. "Viele Menschen sind auf Unterstützung angewiesen", so Reiter. "Erwerbstätigkeit schützt vor Armut nicht."

Bezirks-Chef spendet tausend Euro

Der Bezirksvorsteher spendete im Namen des Bezirks 1.000 Euro an das Wiener Hilfswerk, half an der Kasse Kundinnen und Kunden beim Einpacken der Einkäufe. Dann packte Reiter auch im Lager beim Einschlichten der Waren mit an. Die Produkte werden gespendet, vieles kommt von den großen Supermarktketten. Die Waren sind um 50 bis 90 Prozent günstiger als im normalen Supermarkt. Einkaufen können nur registrierte Kunden, diese bekommen einen Ausweis. Zuvor wird das Einkommen überprüft. "Was wir brauchen sind Obst und Gemüse, davon gibt es zu wenig", so ein Mitarbeiter. Bezirkschef Reiter will hier den Kontakt zu den Kaufleuten in Wien-Neubau herstellen, um das zu ändern. 

Auch Studenten im Sozialmarkt

Neben alten Menschen und Flüchtlingen kommen auch junge Leute in den Soma-Markt zum Einkaufen. "Ich bin Student und nicht allzu wohlhabend. Ich kaufe abgelaufene Lebensmittel. Es geht darum sich selbst und der Welt etwas Gutes zu tun", so Leander (22). "Ich bin mit meiner Mutter hier, sie ist aus der Ukraine geflüchtet und hat keine Arbeit", erzählt Alla (45), die schon seit zehn Jahren in Wien lebt. 

"Habe derzeit keine Arbeit"

"Ich kaufe seit September 2022 im Sozialmarkt ein", erzählt Monika (31). "Ich habe zwei Kinder, alles wird teurer und ich muss eine hohe Stromrechnung bezahlen", erklärt sie. "Ich komme aus Polen und bin Programmiererin, derzeit habe ich aber keine Arbeit." Fotografieren lassen will sie sich nicht. Viele Kunden sind von Arbeitslosigkeit betroffen, das Hilfswerk bietet Langzeitarbeitslosen aber auch Jobs im Soma an.

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    Neubau-Bezirkschef Markus Reiter (Grüne) im Sozialmarkt in der Neustiftgasse. 
    Neubau-Bezirkschef Markus Reiter (Grüne) im Sozialmarkt in der Neustiftgasse.
    Helmut Graf

    "Alle spüren Teuerung"

    "Wir alle spüren die Teuerung. Wer wenig Geld hat, oder Sozialhilfe erhält, weiß oft nicht mehr, wo noch gespart werden kann", so Reiter. "Leider schützt Arbeit nicht vor Armut, gerade nicht bei Inflation. Ob Niedriglohn oder Teilzeit, aufgrund von Pflege oder Betreuung: Der überwiegende Teil der Sozialhilfe-Bezieherinnen erhält die staatliche Leistung als wichtigen Zuschuss, weil das Einkommen sonst nicht reichen würde. Wichtig sind die zusätzlichen Maßnahmen der Regierung und der Stadt. Und wir müssen daher jetzt das soziale Netz enger stricken", erklärt der Bezirksvorsteher. "Mir ist der Zusammenhalt wichtig – in der Familie, im Freundeskreis, in der Schulklasse, in der Nachbarschaft, im Bezirk. Schauen wir nicht weg, sind wir füreinander da. Als Bezirksvorsteher ist es mir ein Anliegen, auch selbst konkret zu helfen. Ich habe mich daher selbst engagiert und appelliere an alle engagierten Einzelpersonen und auch Betriebe, denen es möglich ist, es mir gleich zu tun."

    "60 Prozent mehr Kunden"

    "Mit unseren Sozialmärkten ist es uns möglich, Menschen, denen die Teuerungen schwer zu schaffen machen, ein Stück weit zu unterstützen und für Entlastung zu sorgen. In der gestiegenen Nachfrage wird jedoch die aktuelle Situation, in der sich viele Menschen befinden, überdeutlich: waren es im Frühjahr 2022 noch 4.000, sind es aktuell bereits 6.300 Haushalte mit aktiver Einkaufskarte in unseren Sozialmärkten – das ist eine Steigerung von fast 60 Prozent innerhalb eines Jahres", so Sabine Geringer, Geschäftsführerin des Wiener Hilfswerks, zu den Entwicklungen in den letzten Monaten.

    Bitte um Spenden

    Das Wiener Hilfswerk freut sich auf Kooperationen und über Sachspenden für ihre Sozialmärkte. Betriebe können sich unter +43 (01) 512 36 61-5300 und [email protected] jederzeit unverbindlich darüber informieren, wie sie helfen können.

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