Politik

Bildungsstandards: Neue Mittelschule enttäuscht

Heute Redaktion
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Bei den Bildungsstandardtestungen schnitt die grundsätzlich höher bewertete Neue Mittelschule im Fach Englisch gleich gut wie die Hauptschule ab. Von ÖVP und Opposition hagelt es dafür Kritik. Außerdem hat jeder neunte Volksschüler im Vorjahr in der vierten Schulstufe die Standards im Fach Mathematik nicht erreicht. Weitere zwölf Prozent konnten sie nur teilweise erfüllen.

Gleichzeitig mit dem Beginn der wurden am Freitag die Ergebnisse der Bildungsstandards-Tests veröffentlicht.

OÖ am besten in Mathe

Bei den Tests wurden im Frühjahr 2013 rund 74.000 Volksschüler der vierten Klasse im Fach Mathematik und 77.000 Schüler der vierten Klasse AHS/Hauptschule/Neue Mittelschule im Fach Englisch abgeprüft. Im Bundesländervergleich schnitt in der Mathematik dabei Oberösterreich (545 Punkte), gefolgt von Niederösterreich (544) und Salzburg (541) am besten ab. Der Österreich-Schnitt liegt bei 533 Punkten. Am schlechtesten lagen Vorarlberg (514), Wien (519) und Kärnten (520).

Wiener am besten in Englisch

Anders in Englisch: Hier liegen Wien und Niederösterreich (je 525) an der Spitze, knapp dahinter folgt Salzburg (524). Die niedrigsten Werte erzielten Kärnten (501) und die Steiermark (506). Der Österreich-Schnitt beträgt 519. Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind aber relativ gering. In Englisch in der achten Schulstufe haben im Kompetenzbereich Schreiben 37 Prozent nicht das Lehrplanziel erreicht (Lesen: 14, Hören: 3).

Im Vergleich zu den sogenannten "Baseline"-Testungen in den Jahren 2009 (Englisch) bzw. 2010 (Mathe) haben sich die Ergebnisse der Schüler verbessert - in Mathematik um 33 Punkte, in Englisch um 19 Punkte. Einschränkung: Damals sind kompetenzorientierte Erhebungen von Schülerleistungen noch wenig verbreitet gewesen und nur stichprobenartig erfolgt, diesmal sollen die Schüler die Aufgaben möglicherweise ernsthafter angegangen sein.

Der Direktor des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie), Christian Wiesner, ortete dennoch unter Verweis auf eine ähnliche Entwicklung bei der letzten PISA-Studie einen "deutlichen Aufwärtstrend" - ähnlich äußerte sich Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ).

Kritik an Neuer Mittelschule

Im Fach Englisch in der achten Schulstufe wurden erstmals die Neuen Mittelschulen (NMS) separat ausgewertet: Sie erreichten im Schnitt mit 478 Punkten praktisch den gleichen Wert wie die Hauptschulen (480). Unangefochten an der Spitze liegen die AHS (600).

Die ÖVP sowie die Opposition schossen sich vor allem auf die NMS-Ergebnisse ein. Tenor: Es sei unverständlich, warum die NMS trotz höheren Mitteleinsatzes keine besseren Ergebnisse als die Hauptschulen liefern. VP-Bildungssprecherin Brigitte Jank stellte in Frage, wieso die NMS trotz zusätzlicher Mittel keine besseren Ergebnisse als die Hauptschulen liefert.

FP-Bildungssprecher Walter Rosenkranz sieht darin den Beweis, dass die NMS "offensichtlich nichts taugt". Grünen-Bildungssprecher Harald Walser ortete anstelle des von SP-Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek festgestellten "Aufwärtstrends" ein "Beschönigen von Fakten".

Nächste Erhebung im Frühjahr

Die nächste Standard-Erhebung findet im heurigen Frühjahr für das Fach Deutsch (vierte und achte Schulstufe) statt. Anschließend kündigte Heinisch-Hosek ein Jahr Pause an. Statt wie bisher jedes Jahr sollen künftig nur noch alle zwei Jahre rotierend die Fächer Mathematik und Deutsch (Volksschule) bzw. in der achten Schulstufe zusätzlich auch Englisch abgeprüft werden.

Alle Detail-Ergebnisse der Bundesländer finden Sie auf der zweiten Seite!

BURGENLAND: Die burgenländischen Schüler erreichen in der Mathematik (4. Klasse Volksschule) einen Mittelwert von 526 Punkten, das liegt unter dem Österreich-Schnitt von 533 Punkten. In Englisch kommen sie mit 520 Punkten fast genau auf den Österreich-Schnitt. Neun Prozent der Burgenländer erreichen in der Mathematik die höchste Kompetenzstufe (Ö-Schnitt: zwölf Prozent), in die schlechteste Kompetenzstufe fallen wie im Österreich-Schnitt elf Prozent. In Englisch wurde auf die Einreihung in Kompetenzstufen verzichtet. Das Burgenland verfügt österreichweit über die homogensten Schülerleistungen in Englisch - das bedeutet, dass die Leistungsabstände zwischen den besten und schlechtesten Schülern am geringsten sind.

KÄRNTEN: Sowohl in Mathe als auch in Englisch gehört Kärnten zu den schlechtesten Bundesländern. In der Mathematik erreichten die Kärntner 520 Punkte (Ö-Schnitt: 533), in Englisch setzte es mit 501 Punkten (Ö-Schnitt: 519) mit Abstand den letzten Platz. In der Mathematik weist Kärnten mit acht Prozent den geringsten Anteil an Schülern aus, die die höchste Kompetenzstufe erreichen. In Englisch ziehen sich die schlechten Ergebnisse durch alle Schultypen - im Bundesländervergleich gab es sowohl im AHS- als auch im Bereich der Neuen Mittelschule (NMS) die österreichweit schlechtesten Resultate, an den Hauptschulen war nur Wien schlechter.

NIEDERÖSTERREICH: Niederösterreich weist sowohl in Mathe als auch in Englisch Spitzenwerte auf. In Englisch liegt das Bundesland gemeinsam mit Wien überhaupt an der Spitze (525 Punkte; Ö-Schnitt: 519), in der Mathematik liegt es mit 544 Punkten (Ö-Schnitt: 533) nur knapp hinter Spitzenreiter Oberösterreich. Gemeinsam mit Oberösterreich weist Niederösterreich mit 14 Prozent den höchsten Anteil an Schülern auf, die in Mathe die höchste Kompetenzstufe erreichen (14 Prozent).

OBERÖSTERREICH: Mit 545 Punkten ist Oberösterreich der Spitzenreiter in der Mathematik (Ö-Schnitt: 533). In Englisch liegt man mit 520 Punkten dagegen ziemlich genau im Österreich-Schnitt (519). In der Mathematik weist das Land ob der Enns mit 14 Prozent gemeinsam mit Niederösterreich den höchsten Anteil an Schülern auf, die die höchste Kompetenzstufe erreichen. In Englisch stechen die hohen Mittelwerte der AHS hervor - mit 618 Punkten liegen sie an der Österreich-Spitze.

SALZBURG: Salzburg erreicht sowohl in Mathe als auch in Englisch den dritthöchsten Punktwert aller Länder. In der Mathematik liegt man mit 541 Punkten klar über dem Österreich-Schnitt (533), in Englisch gab es mit 524 Punkten fast den gleichen Wert wie für die Spitzenreiter Wien und Niederösterreich (525; Ö-Schnitt: 519). Darüber hinaus weist Salzburg in der Mathematik mit acht Prozent den geringsten Anteil an Schülern auf, die nur die niedrigste Kompetenzstufe erreichen.

STEIERMARK: Die Steiermark landet in der Mathematik mit 535 Punkten praktisch im Österreich-Schnitt (533), in Englisch gab es nach Kärnten das österreichweit zweitschlechteste Ergebnis (506 Punkte; Ö-Schnitt: 519). Die Verteilung auf die einzelnen Kompetenzstufen in der Mathematik entspricht dem Österreich-Schnitt.

TIROL: In der Mathematik landete Tirol (528 Punkte) knapp unter dem Österreich-Schnitt (533), in Englisch (517) praktisch im Schnitt (519). Die Verteilung auf die einzelnen Kompetenzstufen in der Mathematik entspricht fast dem Österreich-Schnitt.

VORARLBERG: In der Mathematik setzte es für Vorarlberg mit 514 Punkten deutlich den letzten Platz (Ö-Schnitt: 533), in Englisch lag das Ergebnis mit ebenfalls 514 Punkten auch unter dem Österreich-Schnitt (519). In der Mathematik verfügt Vorarlberg gemeinsam mit Kärnten mit acht Prozent über den geringsten Anteil an Schülern in der höchsten Kompetenzstufe und nach Wien mit 14 Prozent den zweithöchsten in der niedrigsten Leistungskategorie.

WIEN: Kalt-warm gibt es für Wien: Dem Spitzenplatz in Englisch mit 525 Punkten (Ö-Schnitt: 519) steht ein deutlich unterdurchschnittliches Ergebnis in der Mathematik (519; Ö-Schnitt: 533) gegenüber. Darüber hinaus gibt es in der Bundeshauptstadt mit 17 Prozent den höchsten Anteil an Schülern, die in der Mathematik nur die geringste Kompetenzstufe erreichen (Ö-Schnitt: elf Prozent). Das gute Ergebnis in Englisch führen die Studienautoren auf den hohen Mittelwert an den AHS zurück - trotz des hohen AHS-Schüleranteils in Wien. Die Hauptschulen erreichen dafür österreichweit die schlechtesten Ergebnisse. Konsequenz: Wien weist die heterogenste Leistungsverteilung aller Bundesländer in Englisch auf - das bedeutet, dass die Leistungsabstände zwischen den besten und schlechtesten Schülern am höchsten sind.