Politik

Binnen-I: Institut setzt Diskussion fort

Heute Redaktion
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Seit der Neuen Rechtschreibung hat in Österreich in punkto Sprache nichts so sehr wie das Binnen-I polarisiert. Seit dem Frühjahr flammt die Debatte immer wieder auf, auch wenn sich Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek gegen die Abschaffung ausgesprochen hat. Nun startet das Normungsinstitut Austrian Standards einen Dialog, in dem auch die Kritiker zu Wort kommen sollen.

Seit der Neuen Rechtschreibung hat in Österreich in punkto Sprache nichts so sehr wie das gegen die Abschaffung ausgesprochen hat. Nun startet das Normungsinstitut Austrian Standards einen Dialog, in dem auch die Kritiker zu Wort kommen sollen.

Austrian Standards lädt am Mittwoch zu einem Dialogforum zum Thema geschlechtergerechte Sprache. Zusammengefasst unter dem Schlagwort "Binnen-I" hatte dies, ausgelöst von einem ÖNORM-Entwurf, seit dem Frühling für hitzige Debatten gesorgt. Nun sollen die verschiedenen Standpunkte dargelegt werden. Dann will das Institut entscheiden, ob hier eine ÖNORM überhaupt möglich ist.

Komitee riet von Binnen-I ab

Das Komitee "Büroorganisation und schriftliche Kommunikation" hatte im Frühling einen Entwurf für eine ÖNORM A 1080 zur Regelung des Schriftverkehrs vorgelegt. Darin wurde aus Gründen der Vorlesbarkeit vom sogenannten Binnen-I ebenso abgeraten wie von Kombinationsformen a la Splitting. Besser sei es, beide Geschlechter getrennt anzuführen. Aber auch sogenannte Generalklauseln wurden als Möglichkeit angeführt, also der Hinweis, dass mit der männlichen Form die Frauen mitgemeint seien.

Daran hatte es reichlich Kritik gehagelt, an die 1.400 Stellungnahmen langten ein. Die Komitee-Chefin Walburg Ernst hatte ihren Entwurf verteidigt und sich gegen die "Durchsetzung zweifelhafter politischer Ziele" gewendet. Anfang September hatte das Normungsinstitut in der Folge das Komitee aufgelöst: Bei der Frage des geschlechtssensiblen Umgangs mit Sprache sei es zu "schwerwiegenden Verstößen gegen Grundregeln der Normungsarbeit" gekommen, so die Begründung.

Alle Standpunkte sollen gehört werden

"Ohne ausreichenden Konsens gibt es keine Norm", sei nämlich das Motto der Arbeit von Austrian Standards, wurde im Vorfeld des Dialogforums betont. Es gelte, alle Standpunkte zu hören. In diesem Sinne kommentierte man auch jenen Offenen Brief von Kritikern, die im Sommer eine "Rückkehr zur sprachlichen Normalität" - was ihrer Ansicht nach eine Abkehr vom Binnen-I und anderen Praktiken bedeutet - verlangt hatten. Das Schreiben scheine "nicht dazu geeignet, eine Annäherung der Standpunkte zu fördern", schreibt das Institut auf seiner Homepage.

Doch alle Kritiker sollen nun, so sie denn die Einladung angenommen haben, beim Dialogforum zu Wort kommen. 129 Anmeldungen gibt es laut Institut. Die Veranstaltung geht bis in den Mittwochabend. In der Folge sollen die Ergebnisse die Entscheidungsgrundlage bieten, "ob hier eine Regelung in Form einer allgemein akzeptierten ÖNORM möglich ist", so ein Sprecher. Darüber werden Geschäftsführung und Präsidium im Anschluss an das Forum beraten.