Wien

Blühende Bruderschaft (be-)pflanzt Wiener Stadtbild

Die "Wagner Brüder" garteln als Freiwillige auf verwilderten Flächen und Verkehrsinseln. Allein in Favoriten blühen bald 1.000 Setzlinge.

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Thomas, Markiefka, Marta Frak und Marciej Marszalek: Als Wagner Brüder kümmern sie sich um verwilderte Verkehrsinseln und pflanzen hunderte Blumen.
Thomas, Markiefka, Marta Frak und Marciej Marszalek: Als Wagner Brüder kümmern sie sich um verwilderte Verkehrsinseln und pflanzen hunderte Blumen.
Denise Auer

Die ersten Krokusse strahlen bereits in der Maria-Lassnig-Straße 38. Das blumige Gelb ist aber erst der Anfang: 1.000 Blumenzwiebeln hat der gemeinnützige Verein "Wagner Brüder" letzten Herbst auf der Verkehrsinsel vergraben und das teilweise auf eigene Kosten. Als nächstes blühen Narzissen, Primeln und Tulpen. "Hier im Neubaugebiet wurde leider unglaublich viel Fläche versiegelt. Die wenigen Grünflächen, die vorhanden sind, werden von uns so naturnah wie möglich gestaltet", erzählt Thomas Markiefka, einer von rund 10 Freiwilligen.

Wasser vom Tempel, Setzlinge von Anrainern

Zur Verfügung gestellt wird die Fläche im Rahmen von "Garteln ums Eck" von der Stadt. Für die Gestaltung sind die Wagner Brüder (und Schwestern) auf Spenden angewiesen. Die kommen oft in Form von Setzlingen und Ablegern von Anrainern oder Bekannten. Was für einen großen Unterschied der Verein bewirkt, zeigt sich jetzt im Frühling: Während in anderen Gassen keine einzige Biene summt, herrscht um die Verkehrsinsel viel Leben.

Dass die Maria-Lassnig-Straße heuer aufblüht, ist auch einer Großspende zu verdanken: Die Baumarktkette Hornbach hatte für Werbezwecke ein Gebäude am Mariahilfer Gürtel begrünt. "Ich hab nachgefragt, was mit den Pflanzen nach Ende der Aktion passiert. Einige Hundert hat man uns überlassen", so Thomas zu "Heute".

Insgesamt kümmern sich die Wagner Brüder neben ihren Vollzeitjobs um 10 Flächen, darunter ein Grünstreifen in der Reindorfgasse (Rudolfsheim-Fünfhaus). Hier schlummern 300 Blumenzwiebeln in der Erde. Um alles zu bewässern, stehen den Freiwilligen die Türen eines buddhistischen Tempels offen.

Gegartelt wird auch vor der Schule am Henriettenplatz oder in Hochbeete vor einem Pensionistenheim am Loquaipark (Mariahilf). "Die Flächen sind wie ein Ersatzgarten, um sich auszutoben", sagt Thomas, der selbst keinen Garten hat. Wer sich auch austoben oder spenden will, kann sich direkt auf Instagram melden.