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Brennpunktschule: Nur 4 von 280 Kids in Sommerkurs

Schuldirektor Glattauer gibt Noten. Heute: "Sommer-Schule" ist so (!) kein Erfolg. Und: Displays statt Tafeln für Pflichtschüler.

Niki Glattauer
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Jeden Montag gibt Schuldirektor Niki Glattauer in "Heute" Noten.
Jeden Montag gibt Schuldirektor Niki Glattauer in "Heute" Noten.
heute.at

Ich habe es ja prophezeit: Ein paar tausend Kinder werden Faßmanns Sommer-Schule besuchen, nicht 45.000, wie das der Minister vollmundig verkündet hat. In Wien ist es laut "Kronen Zeitung" gar nur jeder Vierte von denen, die sollten. Das deckt sich mit meinen Informationen: Ich weiß von einer Wiener Brennpunkt-Volksschule mit 280 Schülern, da gibt es vier (!) Anmeldungen.

Mit "Sommer-Schule" hat das, was uns hier angeboten wird, sowieso nicht mehr viel zu tun. Statt ALLEN Eltern, die in den Sommermonaten arbeiten gehen müssen und ihren Urlaub coronabedingt aufgebraucht haben, eine Schule anzubieten, in der ihr Kind ein paar Wochen Sport & Spaß hat und nebenbei Corona-Defizite aufarbeiten kann, schafft man Pauker-Kurse für DeutschKlassen-Kinder, die inzwischen zu 99 Prozent eh schon auf- oder abgestiegen sind – und ihre Sommer im Übrigen lieber in Serbien, Rumänien und Bulgarien verbringen.

Note: Ungenügend

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer ist seit 20 Jahren Lehrer in Wien, aktuell Direktor des "SZ-FIDS" in Meidling. Dazu hat er 13 Bücher geschrieben.
Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel finden Sie hier!

Displays statt Tafeln für Pflichtschüler

Internet in jeder Klasse, Laptop bzw. Tablet für jedes Kind. Das sind 350.000 Geräte, die bis 2025 in unsere AHS und NMS kommen werden. Auch kein Lercherl… Unter Rot-Schwarz (unbedankt) erarbeitet und unter Schwarz-Blau schubladisiert, soll die Umstellung von der Tafel auf das Display unter Türkis-Grün 2021 endlich starten. Auch wenn da also wieder ein ganzes Schuljahr verstreichen wird, ist das natürlich gut.

Auch gut, dass jede Schule autonom entscheiden darf, welches Modell sie will. Damit kann sich keiner der Computer-Löwen (HP, Apple & Co.) den staatlichen Millionen-Deal alleine krallen. Andererseits kriegen damit wieder einmal die Schulen die ganze Arbeit umgehängt: Administration, Eintreiben des Selbstbehalts, Reparaturen etc. Und dass ein "Digitalisierungskonzept" vorgelegt werden muss, damit die Geräte überhaupt kommen: Hallo?! Hat Kreisky beim Gratisschulbuch etwa ein "Lesekonzept" verlangt? Eben.

Note: Schon gut, aber …

… nur Österreichisch ist halt nicht dabei!

Integrationsministerin Raab gibt Parallelgesellschaftsalarm und verkündet nebenbei den Untergang des österreichischen Imperiums. Grund: Wiener Kinder (huch!) hätten zu rund 50 Prozent nicht Deutsch als Muttersprache. Nur nebenbei: die meiner Großmutter väterlicherseits war Tschechisch, die meiner Mutter Slowenisch, die meiner Kinder ist Chinesisch, aber "parallel" hat in meiner Familie nie jemand gelebt…

In diesem Zusammenhang bekannte sich der Wiener Bildungsstadtrat tapfer zur Mehrsprachigkeit. Ziel sei es, "dass jedes Kind in Wien drei Sprachen sprechen kann." Ziel? Ist doch eh gelebte Praxis! Unlängst in der U6 ein Bursch am Handy, hier in Kurzform: "Hi Bruda, wo chillst du? – Cool! – Ich geh bei Ali Drake uploaden. Tschüss!" Da hört die gelernte Lehrerin doch mindestens drei Sprachen heraus... :-)

Noten: Themenverfehlung