Gesundheit

Britisches Spital testet Nikotinpflaster gegen Corona 

Nikotin soll einen positiven Effekt bei der Behandlung des Coronavirus haben. Nun wollen Ärzte in Wales Nikotinpflaster bei Covid-19-Patienten testen.

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(Symbolbild)
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picturedesk.com

Britische Ärzte wollen Nikotinpflaster zur Behandlung des Coronavirus testen. Weil es statistisch wenige Raucher unter Corona-Patienten gibt, nehmen die Mediziner an, dass Raucher – gerade wegen des Nikotins – besser vor der Lungenkrankheit geschützt sind.

Das Royal Glamorgan Hospital in Südwales wartet nun auf die Genehmigung der zuständigen Gesundheitsbehörde, um die Untersuchung durchzuführen, wie "The Sun" berichtet. Bereits im März hatte das Ärzteteam in einem Artikel im "British Medical Journal" geschrieben, Nikotinpflaster könnten das tödliche Coronavirus abwehren.

Notfallarzt Jonathan Davies sagte gegenüber "Daily Mail": "Wir überprüfen mehrere Ansatzpunkte, bei denen Nikotin eine Rolle bei Covid-19 spielen könnte, von der Vorbeugung bis zur Behandlung. Natürlich haben wir derzeit keine Beweise, dass es hilft, aber einen Versuch ist es wert."

Französische Forscher entdeckten positiven Effekt von Nikotin

Vor einigen Wochen hatte ein Forschungsteam um den renommierten Molekularbiologen Jean-Pierre Changeux vom Pasteur-Institut in Frankreich eine ähnliche Theorie verbreitet. Die Wissenschaftler gaben in einem Artikel im Fachportal "Qeios" an, Raucher seien besser vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 geschützt, weil das Nikotin an Zellrezeptoren anhaftet, die vom Virus genutzt werden. Dadurch verhindert Nikotin die Anhaftung des Virus. Da der Erreger nicht in die Zelle eindringen kann, breite er sich im Organismus auch nicht aus, so Changeux’ Schlussfolgerung.

Die Hypothese der französischen Forscher beruht auf einer Umfrage unter lediglich 500 Corona-Patienten, die im Pariser Spital Pitié-Salpêtrière behandelt wurden. Nur etwa fünf Prozent von ihnen gaben an, täglich zu rauchen. Das seien 80 Prozent weniger Raucher unter den Covid-19-Patienten als in der Bevölkerung in der gleichen Alters- und Geschlechtsverteilung, erklärte Studienleiter Zahir Anmoura gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Der Staat musste mit einem Dekret eingreifen

Die Nachricht sorgte in Frankreich für so viel Aussehen, dass es in den ersten Mai-Wochen einen wahren Ansturm auf Nikotin-Ersatzprodukte gab. Schliesslich musste die Regierung eingreifen, um Hamsterkäufe zu verhindern. Per Dekret wurde der Verkauf und die Hortung der Nikotin-Ersatzstoffe verboten. Apotheken durften bis zum 11. Mai nur noch Nikotinpflaster oder -kaugummis für eine einmonatige Behandlung abgeben.

Während europäische Forscher glauben, dass Nikotin bei Covid-19 hilft, behauptet eine Studie aus den USA genau das Gegenteil: Im März veröffentlichten die Neurologen James Olds und Nadine Kabbani einen Artikel im "Febs Journal", in der sie behaupten, dass Nikotin die Zellrezeptoren anrege. Dadurch würde das Virus sogar grössere Chancen haben, in die Zellen einzudringen. Das erkläre auch, wieso die Krankheit besonders schwer bei den meisten Rauchern verlaufe.

Rauchen bleibt gefährlich

Wer das letzte Wort in dieser Debatte hat, wird sich wohl noch zeigen. Einig sind sich aber Mediziner auf beiden Seiten des Atlantiks in einer Sache: Rauchen birgt ein zusätzliches Risiko bei Covid-19-Erkrankungen. Sie alle raten, so schnell wie möglich mit dem Rauchen aufzuhören, denn das Coronavirus befällt vor allem die Lunge und die ist bei Rauchern sowieso schon vorgeschädigt.