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Bub (10) wird 100 Meter von Bus mitgeschleift

Als er einer Frau die Bustür aufhalten wollte, klemmte sich der 10-Jährige J. (10) den Fuß ein. Der Busfahrer bemerkte nichts – und fuhr los.

Heute Redaktion
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Im Gespräch mit dem "Heute"-Schwestermedium "20 Minuten" schildern J. und seine Mutter den Unfallhergang.
Im Gespräch mit dem "Heute"-Schwestermedium "20 Minuten" schildern J. und seine Mutter den Unfallhergang.
Bild: 20 Minuten

Mit Schürfungen und Prellungen sitzt J.* zu Hause. Obwohl der 10-Jährige Schulferien hat, kann er nicht raus zum Spielen. Zu groß sind die Schmerzen. Zudem steht der Fünftklässler noch immer unter Schock.

Es passierte am Freitag vor einer Woche: Als der Bub in Zürich eine Frau auf den Bus rennen sah, drückte er den Türknopf und streckte den Fuß in die Türöffnung. Doch die Tür schloss sich und klemmte das Bein von J. ein. Weil der Busfahrer nichts bemerkte, fuhr er los und schleifte das Kind die Straße entlang mit.

Knapp hundert Meter mitgeschleift

Die Schulfreunde des Buben, die sich noch immer im Bus befanden, schrien um Hilfe – doch der Bus blieb erst nach rund 100 Metern blieb der Busstehen.

"Ein Autofahrer hat gehupt und so wahrscheinlich den Fahrer auf mein Kind aufmerksam gemacht", erzählt die Mutter M. T.. Passanten befreiten J. schließlich und zogen ihn von der Straße.

Die Mutter ist empört: "Wie kann so etwas passieren? Wofür gibt es Sensoren?" Auch dass der Busfahrer nichts mitbekommen haben soll, sei fragwürdig.

"Mein Kind hatte Glück im Unglück"

In der Zwischenzeit habe sie einen Anruf von den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ) erhalten: "Die haben mir nur gesagt, ich solle die Arztrechnung schicken. Keine Entschuldigung oder Erklärung. Als ob mein Sohn ein Gegenstand wäre, den man einfach reparieren kann." Das möchte T. so nicht hinnehmen. Sie will nun Anzeige erstatten und damit verhindern, dass so etwas noch einmal passiert: "Mein Kind hatte Glück im Unglück."

Die Mutter glaubt, dass der Schulrucksack sowie seine dicke Winterjacke den Buben vor Schlimmerem bewahrt haben. Zudem soll der 10-Jährige versucht haben, seinen Kopf oben zu halten: "Trotzdem hat er am ganzen Körper blaue Flecken erlitten, und sein Steißbein tut ihm sehr weh." Auch seine Sneakers und seine Jacke seien bei dem Unfall kaputtgegangen.

VBZ bedauert Vorfall

Bei der Stadtpolizei Zürich hat man Kenntnis von dem Vorfall, Ermittlungen laufen. Die VBZ bedauern den Zwischenfall sehr, wie es auf Anfrage heißt. "Da Unfallursache und Unfallhergang noch Gegenstand der laufenden Ermittlungen sind, gibt es derzeit keine weiteren Informationen dazu", sagt VBZ-Sprecherin Daniela Tobler.

Auch könne man zu den möglichen Konsequenzen für den Fahrer keine Stellung nehmen. Die Mutter des verunfallten Jungen sei aber ordnungslaut vom VBZ-Schadendienst kontaktiert worden, um die nötige Unfallmeldung auszulösen.

Wie Tobler erklärt, erfolgt die Überwachung der Türen über Lichtschranken beziehungsweise einen Klemmschutz. In dem Bereich, wo die Lichtschranke installiert ist, werden alle Bewegungen und Gegenstände wahrgenommen: "Die Anlagen sind nicht veraltet und funktionieren im Normalfall einwandfrei." Vor der Ausfahrt der Busse finden zudem täglich Türkontrollen statt. Wie es trotzdem zu dem Unfall kommen konnte, sei unklar: "Das Fahrzeug wird nun genau untersucht."

*Name der Redaktion bekannt

(mon)

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