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Buben-Prüglerin (17) wird jetzt mit dem Tod bedroht

Heute Redaktion
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Ein Video von drei Mädchen, die einen Buben demütigen, geht derzeit viral. Es war nicht der erste Faustkampf der Schlägerin. Nun wird sie selbst zum Opfer.

Ein Video kursiert derzeit in den sozialen Netzwerken, das zeigt, wie ein Jugendlicher von einer Gang drangsaliert wird. Eines der Mädchen schlägt mehrmals zu. Der Junge wehrt sich nur verbal gegen die Attacken und versucht zu deeskalieren. Trotzdem wird er mit dem Tod bedroht. Bei der Schlägerin handelt es sich um eine heute 17-Jährige aus dem Kanton Baselland. Auf das Video mit dem Buben angesprochen, sagt die Jugendliche: "Ich habe es mit der betreffenden Person schon lang geklärt. Das Video ist über anderthalb Jahre alt."

Die Baselbieterin war bereits öfter in Auseinandersetzungen und Schlägereien verwickelt. Fast zeitgleich mit dem ersten Video mit dem Jungen gingen noch zwei weitere viral. Auch die Schweizer Zeitung "20 Minuten" bekam sie mehrfach zugesandt. Der Vater der Jugendlichen nimmt sie aber in Schutz: "Von den anderen beiden Videos wusste ich nichts. Aber bei dem Vorfall mit dem Buben haben wir uns alle zusammengesetzt und die Sache friedlich geklärt. Meine Tochter hat sich auch entschuldigt."

Schlägerin erhält Morddrohungen

Laut der 17-Jährigen sind zwei der Videos bereits älter. Mit der Person auf dem dritten Video habe sie die Sache geklärt. "Früher habe ich schnell zugeschlagen. Heute nicht mehr", sagt die Jugendliche. Seitdem das Video seit Anfang der Woche herumgeht, wird die Baselbieterin selbst zum Opfer. 20 Minuten liegen Screenshots mit massiven Drohungen vor.

Das Mädchen präzisiert: "Ich erhalte am Tag Dutzende Anrufe – sogar aus Deutschland. Ich habe in den letzten Tagen 1000 Nachrichten auf Instagram und hundert auf Snapchat bekommen. Die Leute beschimpfen mich oder wünschen mir den Tod." Die 17-Jährige glaubt, dass mehrere User zuvor ihr Profil öffentlich angeprangert haben. Sie ist verzweifelt: "Gefühlt das ganze Land ruft mich an und repostet es."

Polizeiliches Ermittlungsverfahren eingeleitet

Obwohl der Vorfall schon fast zwei Jahre zurückliegt, wird er nun ein juristisches Nachspiel haben für die Beteiligten. Die Jugendanwaltschaft bestätigt auf Anfrage, dass ein polizeiliches Ermittlungsverfahren gegen die Jugendlichen eingeleitet wurde, die auf dem Video mitgewirkt haben. Es seien schon mehrere Hinweise eingegangen, sagt Lukas Baumgartner, der stellvertretende Leiter der Behörde.

Als infrage kommendes Offizialdelikt wird der Tatbestand der Nötigung geprüft. Hier beträgt die Verjährungsfrist im Jugendstrafrecht drei Jahre.

Drohungen und Scherben

Dass das erste Video erst über anderthalb Jahre nach dem Vorfall viral ging, soll kein Zufall sein: Aus dem Umfeld des Teenagers heißt es, dass es jetzt von einer dritten Gruppe veröffentlicht worden sei, um sich an der 17-Jährigen wegen eines Vorfalls im Herbst 2019 zu rächen. Im Vorfeld sollen bereits diesbezüglich Androhungen laut geworden sein.

Wie 20 Minuten weiß, geriet die Situation Anfang Oktober 2019 außer Kontrolle. Damals wartete die Clique vor dem Hauseingang der Familie. Als die Jugendliche nicht erschien, kam es zur Eskalation: Der Fahrradkeller wurde verwüstet und Fenster des Fahrradraums und der Waschküche eingeschlagen. Auch die Polizei wurde informiert.

Die Verantwortliche für diesen Vorfall – ein 16-jähriges Mädchen aus Basel – wurde angezeigt. Der Fall wurde an die Jugendanwaltschaft Basel Landschaft abgetreten.

"Wir wollen keine Selbstjustiz"

Auf Anfrage von 20 Minuten beteuert die beschuldigte 16-Jährige allerdings, nicht die ursprüngliche Veröffentlicherin des Videos zu sein: "Ich habe gestern erst von einigen die Videos erhalten. Dann habe ich selber mitgemacht und sie rumgeschickt." Auf Nachfrage sagt die Baslerin, dass auf den von ihr geposteten Videos auch die Nummer der 17-Jährigen zu sehen war. Reue zeigt sie keine: "Sie hat es verdient. Sie geht immer auf die Schwächeren."

Die Jugendanwaltschaft prüft nun, ob auch die Verbreitung des Videos sanktioniert werden kann. "Wir wollen keine Selbstjustiz", stellt Baumgartner klar. "Die dabei erlittene Demütigung hat oftmals länger Bestand hat als die Wirkungen der Verletzungen."